Nadelstiche gegen die EMG
Plastiktanne auf zwei Beinen mit Tunnel mittendurch
Im letzten Jahr hatte die EMG - Essen Marketing GmbH schon kein glückliches Händchen für die große Tanne, welche zum Weihnachtsmarkt den Willy-Brandt-Platz schmückte. Diesmal ist tannenmäßig alles anders, und dennoch ist die Aufregung wieder groß.
Dass die Stadt erneut- wie Medien es 2018 formulierten - über den hässlichsten Christbaum des Landes verfügt, kann man jetzt nicht sagen. Aber vielleicht über einen der seltsamsten.
Seltsam ist nicht in erster Linie der Kunststoff, aus dem der Baum (um ihm diesen Ehrentitel mal zu geben) besteht. Obwohl wir Deutschen, die wir den Weihnachtsbaum ja quasi erfunden haben sollen, noch immer die echten Exemplare bevorzugen. Im Gegensatz etwa zu den USA oder Großbritannien, wo ein echter Baum unter dem ganzen Flitter ohnehin nicht zu sehen wäre.
Seltsam ist vor allem die Tatsache, dass das tannenförmige Gebilde auf zwei Beinen zu stehen scheint. Es hat nämlich einen Durchgang, einen Tunnel. Womit die EMG etwas angeschafft hat, was in öffentlichen Parks von Grün und Gruga am liebsten gefällt und weggeschnitten wird: einen sogenannten Angst-Raum. Einen Bereich, der so dunkel und unübersichtlich ist, dass man ihn als Passant so schnell wie möglich verlässt.
Weniger als 50.000 Euro für die nächsten Jahre
Das ist eigentlich nicht das, was man dem Weihnachtsmarkt, der am 16. November eröffnet wird, wünschen möchte. Aber vielleicht wird ja alles besser, wenn die Plastiktanne erst einmal leuchtet. Denn auch ein echter Baum hat bei Tageslicht nie seine beste Zeit. Romantik kommt erst, wenn im Dunkeln die Lichter eingeschaltet werden.
Den Preis für die Neuanschaffung will man bei der EMG übrigens nicht verraten. Nur soviel: Der Listenpreis liege bei rund 50.000 Euro. Man habe aber von der Firma MK Illumination aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit ein gutes Angebot bekommen.
Die EMG wird den Baum "die nächsten Jahre" auf dem Willy-Brandt-Platz aufstellen. "Ein Enddatum ist bisher noch nicht geplant", sagt Pressereferentin Ina Will auf Nachfrage.
Der Zahn der Zeit kann einem Plastikbaum ja nichts anhaben, und gegen Vandalismus wird der Weihnachtsmarkt ohnehin bewacht. Allenfalls die Nadelstiche der öffentlichen Aufregung könnten den Baum kippen.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
3 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.