Einstellung des Spielbetriebes auch beim Schauspiel Essen
Not macht das Essener Ensemble erfinderisch: Kollegin im Kühlschrank

Gemeinsam auf Abstand - so lautet das aktuelle Bühnencredo. Da verschwinden Schauspieler kurzerhand auch schon mal im Kühlschrank, so wie hier in einer Szene aus "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?".  | Foto: Matthias Jung
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  • Gemeinsam auf Abstand - so lautet das aktuelle Bühnencredo. Da verschwinden Schauspieler kurzerhand auch schon mal im Kühlschrank, so wie hier in einer Szene aus "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?".
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Die Theater und Philharmonie Essen (TUP) hat ihren Spielbetrieb für diesen Monat eingestellt. Geprobt werden darf allerdings. Natürlich unter Berücksichtigung der Hygieneregeln. Der SÜD ANZEIGER sprach mit Grillo-Ensemblemitglied Jan Pröhl über Proben, Premieren und Vorschriften, die in Corona-Zeiten auch Kreativität erzeugen können.

"Zum Glück dürfen wir weiter probieren!" Jan Pröhl ist seit Beginn der Spielzeit 2010/2011 festes Ensemblemitglied am Schauspiel Essen. Anfang Dezember ist die Premiere von Samuel Becketts Endspiel geplant, bei der Pröhl in der Rolle des Nagg auf der Bühne steht. "Wir arbeiten weiter, um die Premieren herauszubringen und haben noch die gleichen Arbeitszeiten", erklärt Pröhl. "Das Theater hat eine gute Klimaanlage und Filter und wir proben auf Abstand. Dadurch ist man kreativ neu herausgefordert und kommt auf Ideen, auf die man ohne Corona-Auflagen wahrscheinlich nie gekommen wäre", schmunzelt er. "Natürlich braucht man dabei Lösungen, die auch etwas erzählen." Da kann es dann schon mal vorkommen, dass ein Schauspieler im Kühlschrank sitzt oder die Darsteller durch eine Glasscheibe voneinander getrennt spielen. "Dabei ist man natürlich auch emotional herausgefordert - eine Umarmung auf der Bühne ist derzeit nicht möglich."
Generell betont Jan Pröhl, dass das gesamte Ensemble aufeinander Rücksicht nimmt: "Wir passen gut aufeinander auf und tragen sehr viel Maske."

November als "Wellenbrecher"

In Zweifel stellt Jan Pröhl die Maßnahmen nicht: "Die Politik musste handeln und dieser Monat ist als Wellenbrecher gedacht", erklärt er und fügt hinzu: "Wenn die Zahlen in diesen Wochen nicht sinken, kann es gut sein, dass das Land noch weiter heruntergefahren wird. Dabei bin ich in der privilegierten Situation, in einem festen Engagement zu sein. Hart trifft es vor allem die Freiberufler."
Im Oktober fanden im Schauspiel gerade erst Premieren statt - und nun muss alles bereits wieder heruntergefahren werden. "Dann gleich nicht mehr spielen zu dürfen, ist natürlich bitter", so Pröhl, "zumal es auch nicht ganz einzusehen ist, warum die Theater von den Schließungen betroffen sind, es hat zumindest keine mir bekannten Ausbrüche gegeben." Klar ist ihm jedoch auch, dass man in Sachen Virusentwicklung keine konkreten Prognosen erstellen kann. "Wir sind hier - glaube ich - eher noch am Anfang", vermutet er. Für betroffene Freiberufler fordert er eine bessere soziale Absicherung. "Wer durch die soziale Hängematte hindurch fällt, für den ist das natürlich katastrophal! Da muss man sich auch gegenüber der Politik bemerkbar machen: Wir sind da und wir sind wichtig!"

"Wir sind da und wir sind wichtig!"

Dass das Publikum das Theater vermisst, steht für Jan Pöhl außer Frage. "Wenn wir in der vergangenen Zeit gespielt haben, merkte man die Dankbarkeit des Publikums!" Theater zeigt sich einmal mehr als ein Grundbedürfnis des Menschen - trotz oder auch gerade wegen der rasanten Entwicklung im Virusgeschehen.

Gemeinsam auf Abstand - so lautet das aktuelle Bühnencredo. Da verschwinden Schauspieler kurzerhand auch schon mal im Kühlschrank, so wie hier in einer Szene aus "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?".  | Foto: Matthias Jung
Jan Pröhl. | Foto: Philip Lethen
Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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