Nie wieder Krieg: Goetheschule initiierte EU-Projekt
100 Jahre ist der Erste Weltkrieg, der von 1914 bis 1918 über die Grenzen Europas hinweg tobte, nun vorüber. Damit seine Opfer und vor allem die Wichtigkeit eines vereinten und friedensstiftenden Europas nicht in Vergessenheit geraten, stieß die Goetheschule ein internationales Projekt an: Schüler fünf Nationen näherten sich über die Kunst dem Thema an. Dem EU-Abgeordneten Jens Geier stellten sie ihre Ergebnisse kürzlich vor.
Eigentlich zählt der Erste Weltkrieg mit all seinen Verwicklungen, Militärplänen und beteiligten Ländern nicht unbedingt zu den Lieblingsthemen von Schülern. Auch sind die Schreckensbilder des Zweiten Weltkriegs deutlich präsenter und der Austausch mit Holocaust-Überlebenden in den Medien allgegenwärtig. Doch dass auch die Folgen des Ersten Weltkriegs zentrale Antworten auf die Frage nach künftigen europäischen Wegen liefern können, lernten die Goetheschüler in einem groß angelegtem Lernprojekt.
Seit September 2015 arbeiten Schüler unter dem Titel "Transforming Europe. World War I and Its Consequences 1918 – 2018" über Ländergrenzen hinweg zusammen. Gemeinsam mit Schülern aus Dänemark, Polen, Kroatien, Portugal und der Niederlande erforschen sie die gemeinsame europäische Geschichte. „Im Mittelpunkt steht jedes Mal ein anderes Fachgebiet“, erklärt Michael Franke, Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit der Goetheschule. „Letztes Jahr war zum Beispiel Chemie dran“, aber auch Philosophie und Politik sind Thema. 2018 stand für die jungen Europäer die Kunst im Mittelpunkt. Die Neunt- und Zehntklässler erarbeiteten unter der Leitung von Projektleiterin Karmen Heup und Kunstlehrerin Dagmar Bieniek Kunstprojekte, die sie in einwandfreiem Englisch präsentierten. Neben einem Gedicht für Frieden kreierten sie Plastiken, „Signs of Destruction“, und Gemälde, die den Schrecken des Krieges, der rund 20 Millionen Todesopfer forderte, verdeutlichen. „Ich habe die Menschen nicht als Menschen gemalt“, sagt Goetheschülerin Lola und deutet auf die emotionslosen Wesen auf ihrem Bild, „denn sie haben durch das Töten aufgehört, Menschen zu sein.“
Rote Mohnblumen als Erinnerungshilfe
Über all dem blüht ein rotes Mahnmal. Die Mohnblume, die heute weltweit an das Kriegsende erinnert, steht wie nichts sonst für die Folgen, die europäische Uneinigkeit haben kann. Auch für den Essener EU-Abgeordneten Jens Geier besitzt sie Wichtigkeit. „Meine Motivation, in die EU-Politik zu gehen, war letztlich die gleiche wie eure“, erzählt der 56-Jährige, „ich wollte den Frieden sichern.“ Von den Arbeiten der Schüler war er sichtlich bewegt. Gerne würde er sie einem großerem Publikum präsentieren, so Geier, der den Schülern prompt das Angebot macht, ihre „Signs of Destructions“ im Europa-Parlament auszustellen. „Vielleicht sehen wir uns in Brüssel dann ja alle wieder“, stellt er in Aussicht.
Autor:Julia Hubernagel aus Essen-Süd |
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