Nachwuchs in der Tüte

Die Bands tragen Namen wie „Schutzschall“, „Phrazegamblers“ , „Maulhaelden“, „Expeditionsteam“ und „Funkstill“. Letzter darf alles andere als symbolisch verstanden werden.

Das Projekt „Made in Essen 21“ der Sparkasse Essen zur Förderung junger Bands wurde erstmals 1991 vorgestellt.
Und „Funkstill“ ist noch lange nicht. Schließlich gibt es keinen klassischen Einsendeschluss. Bands können sich das ganze Jahr über für „MiE22“ bewerben, wobei Einsendungen, die bis zum ersten Oktoberwochenende eintreffen, für das nächste Jahr berücksichtigt werden.
Neben professionellen Aufnahmen im „Studio Schacht Emil“ winken den Siegerbands auch Live-Auftritte auf den Bühnen der etablierten Open-Air-Festivals in der Region wie dem „Rü-Fest“ (11.Juni), dem „Bochumer Musiksommer (8.-11. September), „Essen.Original“ (16.-18. September), „Bochum Total“ (21.-24. September) oder dem „Zechenfest“ (24.-25. September). In diesem Jahr konnten zwölf Bands die Fachjury, besetzt mit Repräsentanten der Essener Musikszene, von ihrem musikalischen Talent überzeugen, ein Mix aus Rock, Funk, Punk, HipHop und Heavy Metal.
In lockeren Interviews und mit einer ersten Hörprobe präsentierte Moderator Dirk Stolzenberg die glücklichen Gewinner: In der so genannten „Gemischten Tüte“ finden sich sowohl alte „Made in Essen“-Hasen als auch viele Newcomer.
Die Präsentations-Idee lieferte Judith Maasmann, Studentin der Visuellen Kommunikation, die im Rahmen des Coverdesign-Wettbewerbs in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Gestaltung der Folkwang Universität der Künste die Jury überzeugte.
Die „gemischte Tüte“ gibt es für 5 Euro in allen Geschäftsstellen der Sparkasse Essen.
Interessierte Künstler senden Ihre Bewerbungsunterlagen mit einer Demo-CD (nur ein Song!), Foto und Bandbiografie an: Sparkasse Essen, Abteilung Werbung, MiE-Team, III. Hagen 43.

Die CD-Kritik:
Die Gitarren krachen los. „My own sense“ rocken die „Gemischte Tüte“. „Don‘t stop“ heißt ihr Song, gleich zu Beginn des bunten Genre-Mix, als musikalische Aufforderung an den Hörer, dran zu bleiben.
Das Projekt präsentiert sich in einem besonderen Format. Im Panini-Sammelalbum-Stil müssen zunächst die Fotoaufkleber der einzelnen Bands in die Booklet-Seiten eingeklebt werden. So befinden sich CD, Kärtchen und Aufkleber in einer Papiertüte, wie man sie kommt, wenn man am Kiosk Süßigkeiten in Einzelteilen zusammenstellt, eben eine gemischte Tüte.
Mit „My own Sense“ startet der Sampler mit einer der Topbands. Deren Homepage steht den Großen in nichts nach. Und gänzlich unbekannt ist die Formation nicht. 2008 traten sie schon beim High8-Festival auf, der Newcomerbandvariante im Vorfeld von Rock am Ring. Auch die weiteren Bands haben durchaus Potenzial. Im Gegensatz zur gemischten Tüte am Kiosk, die man sich nach seinem Geschmack selbst zusammenstellt, muss man bei dieser auf den guten Geschmack anderer vertrauen. Das gelingt nicht immer, hinterlässt aber dennoch keinen bitteren Nachgeschmack. Die Dramaturgie ist extrem. Von Powerrock á la Guano Apes geht es Blumfeld-like schwermütig in einen traurigen Novembertag. Nur der gerade wieder sehr angesagte Pop geht an diesen Essener Bands vorbei. Die Band Funkstill beschreibt das bunte Treiben in der Tüte auf ihre Weise - ganz unbewusst natürlich: „Wetterwechsel“.