Love-Affair mit Happy End - Schwanensee im Aalto-Theater
"Ich denke, das Essener Publikum braucht 'Schwanensee'", so die feste Überzeugung des Essener Ballett-Intendanten Ben Van Cauwenbergh, der es sich zum Ziel gesetzt hat, mit dieser klassischen Inszenierung das Publikum zu begeistern. "Das Stück ist eine Herausforderung für die Kompagnie und wir proben derzeit ganz intensiv." Am 27. Januar ist Premiere.
Das Ballett zur Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski sieht Van Cauwenbergh als Muss für das klassische Repertoire seiner Ballettkompagnie. Bei der Uraufführung 1877 im Moskauer Bolschoi-Theater fiel das Werk zunächst gnadenlos durch. Erst Marius Petipa, dessen Geburtstag sich am 11. März diesen Jahres zum 200. Mal jährt, gelang es 18 Jahre später, der tragischen Liebesgeschichte der Schwanenprinzessin zum Erfolg zu verhelfen.
Ben Van Cauwenbergh orientiert sich an der Choreographie Petipas, entwickelt aber seine eigene Interpretation des Schwanenmärchens. Auf seiner Geburtstagsfeier lernt der Prinz zwei fremde Mädchen kennen, die ihn zutiefst beeindrucken: zum einen die geheimnisvolle, schüchterne Odette, zum anderen die verführerische und hochnäsige Odile, die von einem Fremden namens Rotbart begleitet wird.
Durch den Einbau einer Traumsequenz wird der Geschichte mehr Glaubwürdigkeit verliehen: Völlig erschöpft schläft der Prinz nach dem Fest ein und träumt: Er erwacht mitten im Wald und sieht Odette in Gestalt eines weißen Schwans wieder. Er verliebt sich in sie, doch auf ihr lastet der Fluch des Magiers Rotbart, der nur durch wahre Liebe gebrochen werden kann. Von dunkler Macht verführt schwört er dann einem Trugbild seine Treue. Kann die Liebe den verhängnisvollen Zauber brechen?
"Wir erzählen quasi eine Love-Affair, die durch Rotbart zerstört wird", fasst Van Cauwenbergh zusammen und lacht: "Nur, dass bei mir zum Schluß ein Happy End steht!"
Anfang 2006 gab es im Aalto Theater bereits eine Schwanensee-Aufführung in der Choreographie von Stephan Thoss. Van Cauwenbergh legt seine Inszenierung sehr märchenhaft an und legt dabei großen Wert auf Qualität und Präzision. "Als kleine Compagnie können wir nicht mit Quantität punkten, aber dafür mit Qualität", ist er sich sicher.
Wichtig ist ihm als Intendant aber auch ein volles Haus: "Ich bin hier angestellt, um mein Publikum zu pflegen - dabei muss ich das Gleichgewicht halten und es in viele Richtungen bedienen - zeitgenössisch und auch klassisch." Auch inhaltlich lässt er die Zuschauer nicht unvorbereitet: Eine halbe Stunde vor jeder Vorstellung ist eine kurze Info zum Stück geplant, die das Publikum in die Thematik einführt.
Optisch sorgt Bühnen- und Kostümbildner Dorin Gal, der bereits mehrfach mit Ben Van Cauwenbergh zusammengearbeitet hat, für echte Hingucker. "Wir sind ein gutes Team", freut sich Van Cauwenbergh. Gals Ideen werden bereits seit März vergangenen Jahres in der Kostümabteilung in echter Fleißarbeit umgesetzt.
"Nach ersten Entwürfen wurden zunächst die Stoffe ausgesucht", erklärt Kostümassistentin Melina Rosenbaum - und dann die gesamte Kompagnie ausgestattet. Zahlreiche Tellertutus erfordern pro Stück circa 40 Stunden Arbeit - die aufwendigen Roben der Hauptakteure sogar an die 100 Stunden. Schwarze Hahnen- oder weiße Gänsefedern werden allesamt von Hand angenäht. Einige Federn sogar aus Elastizitätsgründen von Hand gefertigt.
"Das Material muss elastisch sein! Dorin Gal war früher selbst Tänzer und weiß genau, worauf es ankommt! Er hat auch bereits Kostüme für den 'Nußknacker' und für 'Don Quichotte' Bühne und Kostüme gestaltet", erklärt Melina Rosenbaum.
Die Premiere und die ersten Folgevorstellungen sind bereits ausverkauft. Für die Aufführungen ab März gibt es momentan noch Karten im TicketCenter unter Telefon: 0201 - 81 22-200.
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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