Lieblingsbuch rezensieren: Die Wand von Marlen Haushofer
Eine Frau möchte mit ihrer Kusine und deren Mann einige Tage in einem Jagdhaus verbringen. Eines Abends unternimmt das Paar noch einen Ausflug ins Dorf. Bis zum nächsten Morgen sind sie nicht zurück gekehrt. Lediglich der Hund findet am späten Abend den Rückweg.
Zusammen mit ihm macht sich die Frau auf die Suche nach ihren Verwandten. Als der Hund mit blutender Schnauze zu ihr kommt, findet sie diese unsichtbare Wand, die sie gefangen hält.
Sie muss ihr Leben neu ordnen. Der Hund, eine Katze sowie einer trächtigen Kuh werden zu ihrer Familie.
Anfang der 90er Jahre bin ich in einer Bahnhofsbuchhandlung auf das Buch gestossen und habe ein Remittenden-Exemplar für 3 Mark erworben. Während der rund dreistündigen Fahrt konnte ich nicht eine Sekunde aufhören zu lesen. Bereits nach wenigen Seiten wird klar, dass das alles kein gutes Ende nimmt. Ich habe gefiebert, gebangt, überlegt was ich tun würde und war regelrecht verzweifelt.
Immer wieder habe ich versucht mich in die Situation der Frau zu versetzen, die ihren Alltag beschreibt.
Sie lernt, die Tiere zu versorgen, Kartoffelfelder anzupflanzen, auf die Jagd zu gehen und bemerkt, wie unwichtig das frühere Stadtleben geworden ist. Es geht ums Überleben und Versorgen. Sie lernt ungeahnte Fähigkeiten kennen.
Genau betrachtet hat das Buch stark feministische Züge. Die Rückkehr zum ursprünglichen Leben, zur Selbstversorgung und zur Fürsorge. Sie überlebt, um ihren Tieren, ihrer Familie, das Überleben zu sichern. Die Tiere werden zu ihrem Lebensinhalt.
Zum Schluss zerstört ein Mann in blinder Wut einen Teil ihrer Existenz. Er tötet den Hund, ihren besten und treuen Freund und er tötet das Kalb. Ohne zu überlegen erschiesst sie den Mann, beerdigt die Tiere und versucht weiter zu machen.
Ich habe das Buch seinerzeit verliehen und nicht wieder bekommen. Es ging mir jedoch nie aus dem Kopf.
Es wurde zum Glück neu aufgelegt und ich habe mir ein neues Exemplar gekauft.
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Autor:Beatrix Gutmann aus Essen-Süd |
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