"Carmen" - Ballett-Premiere im Aalto-Theater
Liebestragödie neu erzählt
Mit Spannung erwartet wurde die erste Ballett-Premiere der neuen Spielzeit am Aalto-Theater: Der schwedische Star-Choreograf Johan Inger erzählt die bekannte Liebestragödie um Carmen neu und zeichnet verantwortlich für die Inszenierung, die 2015 mit der Compañía Nacional de Danza in Madrid ihre Uraufführung hatte.
Die neuen Intendanten des Aalto Ballett Essen, Marek Tůma und Armen Hakobyan, treten in große Fußstapfen. Ben Van Cauwenbergh leitete die Compagnie von 2008 bis 2024 und sorgte mit seinen ganz unterschiedlichen Inszenierungen stets für ein ausverkauftes Haus und hatte sich mit den Jahren eine treue Fan-Gemeinde aufgebaut.
Die erste Ballett-Premiere der Spielzeit 2024/25 hat die neue Leitung in die Hände von Johan Inger gelegt, der für seine "Carmen"-Interpretation den renommierten Prix Benois de la Danse erhielt und seit 2008 als freiberuflicher Choreograf weltweit unterwegs ist.
"Carmen" ist dem Essener Publikum nicht unbekannt. Das Ballett "Carmen/Boléro" von Ben Van Cauwenbergh mit Musik von Georges Bizet, Maurice Ravel und Wolfgang Rihm feierte im Februar 2011 im Aalto-Theater Premiere und stand anschließend lange Zeit auf dem Spielplan, zuletzt als Wiederaufnahme 2024.
Nun dürfen Ballett-Fans den direkten Vergleich wagen. Obwohl ein Vergleich nicht wirklich möglich ist. Denn: Johan Inger greift andere Musik auf. Der Komponist Rodion Schtschedrin nahm 1967 Modernisierungen an Georges Bizets weltbekannten Melodien vor und verarbeitete sie zu einer "Carmen-Suite". Ergänzt wurde der musikalische Teil des Premieren-Abends unter der Leitung von Dirigent Thomas Herzog durch Neukompositionen des Spaniers Marc Álvarez.
Ist neu nun gleich auch besser? Sagen wir so: Anders auf jeden Fall, interessant ebenso. Und tänzerisch durch Yuki Kishimoto (Carmen), Wataru Shimizu (Don José) und die gesamte Compagnie ein Erlebnis. Großen Applaus gab's bei der Premiere auch für die Essener Philharmoniker, die die moderne Ballett-Version live begleiten.
Für das Bühnenbild zeichnen Curt Wilmer und Leticia Gañán Calvo verantwortlich und ihnen gelingen einige starke Bilder in der Aufführung, die 1 Stunde, 50 Minuten inklusive einer Pause dauert.
Seit rund 150 Jahren wird die Geschichte von "Carmen", der Titelheldin von Georges Bizets Oper, auf den Bühnen der Welt erzählt, gesungen, getanzt: Carmen, von allen Seiten umschwärmt und begehrt, trifft auf den Soldaten Don José, der ihren Verführungskünsten verfällt und sich rettungslos in sie verliebt. Seine Liebe aber engt sie ein und so gibt sie sich dem nächsten Abenteuer hin, während Josés Eifersucht wächst und unausweichlich ins Verderben führt...
Und so geht's um Liebeskummer und eine krankhafte Obsession, um Eifersucht und Mord. Erzählt aus einer ungewöhnlichen Perspektive: "Ein Kind wird unfreiwillig Zeuge und schildert das tödliche Geschehen durch seinen unschuldigen Blick.", heißt es in der Ankündigung.
In diesem Sinne: Ein Besuch der Inszenierung lohnt sich, auch um Johan Ingers Blick auf das Werk zu erkunden, der sagt: "Meine Carmen konzentriert sich nicht allein auf die weibliche Protagonistin der Geschichte, sondern auf Don Josés Liebeskummer."
Die nächsten Vorstellungen: 19., 27. Oktober; 8., 27., 28. November; 1., 14., 27. März; 5. April
Die nächste Ballett-Premiere: "Cinderella", Ballett in drei Akten von Jean-Christophe Maillot, Musik von Sergej Prokofiew, am 19. April im Aalto-Theater
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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