Kinderbuchautorin rät Eltern, ihren Kindern viel vorzulesen
Es ist idyllisch im Haus der Familie Herzog in Fulerum. Die Katze sitzt auf der Fensterbank und schaut in den Garten, der Katzennachwuchs räkelt sich auf dem Schoß , der Menschennachwuchs sitzt auf der Bank am Esstisch und mampft Nutellabrote. Eine Kulisse wie geschaffen für produktive Kinderbuchautoren?
„Kinderbücher zu schreiben, ist im Grunde genau so leicht oder schwer, wie ein Buch für Erwachsene zu schreiben“, erklärt die Essener Autorin Anna Herzog. „Worauf es bei einem Buch letztendlich ankommt ist im Grunde einfach: Es muss gut sein!“
‚Sommer ist barfuß‘ ist so ein Fall. Die Geschichte der kleinen Ami fasziniert und macht von Seite zu Seite Lust auf´s Weiterlesen. Anna Herzog hat im wahren Leben vier Kinder. Liegen die Geschichten da automatisch auf der Hand? „Nicht unbedingt“, erläutert die Autorin, deren Eltern beide Journalisten sind. Das Schreiben hat sie also ein Leben lang begleitet.
Neben ihrer journalistischen Tätigkeit hat Anna Herzog Medizin studiert und arbeitet heute auch als Schulärztin beim Gesundheitsamt. „Dort merke ich Tag für Tag, dass Bücher auch Sprachtraining sind. Wenn Kindern viel vorgelesen wird, schlägt sich das in der Sprache nieder.“
Ist da der Anspruch an ein Kinderbuch automatisch höher? „Nein. Es gibt Kopf- und Bauchschreiber. Ich bin ein Bauchschreiber. Ich erstelle im Vorfeld nur einen groben Plot. Für mich muss die Geschichte gut sein. Da ist es erst einmal schwer, den richtigen Ton und die richtige Perspektive zu finden. Zum Zeitpunkt des Schreibens von ‚Sommer ist barfuß‘ war ich gerade der Ansicht, dass es toll ist, eine Geschichte mit vielen Kindern zu erzählen. Ich selbst habe vier, also erfand ich einfach noch zwei dazu und so entstand die Familie von Ami, die vom Land in die Stadt gezogen ist und zunächst einmal das Problem hat, dort eine Wohnung zu finden.“ Da sechs Kinder selten ruhig sind - und schon gar nicht alle auf einmal - ergeben sich schnell Probleme im neuen Haus, doch es gibt auch eine Menge Neues zu entdecken. Zum Beispiel eine geheimnisvolle Schatzkiste auf dem Dachboden.
Im Laufe ihres Lebens ist Anna Herzog viel gereist. Aufgewachsen in Hamburg hat sie später auch lange in Berlin und zwei Jahre in Paris gelebt. Dabei hat sie den Stellenwert der Kinderliteratur in Deutschland reflektiert.
„Kinderliteratur gilt in Deutschland eigentlich nicht als Literatur. Viele Kinderbuchautoren werden oft gefragt: ‚Wann schreiben sie denn mal was Richtiges?‘ Derzeit wächst der Kinder- und Jugendbuchmarkt aber und es gibt zum Beispiel eine Menge anspruchsvolle Bilderbücher für Erwachsene.“
Bücher sind auch Sprachtraining
Besteht also noch Hoffnung für Deutsche Kids? Anna Herzog lacht: „Bei uns wird kreatives Schreiben noch zu wenig gelehrt - sowohl in Schulen als auch in Universitäten. Hier sollte dringend nachgebessert werden.“ Ansonsten gilt auch weiterhin: Viel vorlesen und die Kinder zum Selbstlesen animieren. Funktioniert am Besten über gute Geschichten. Wobei wir wieder am Anfang wären: Ami, übernehmen sie ...
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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