"Karneval ist das tollste Hobby der Welt!"
Die fünfte Jahreszeit findet beim Rosenmontagszug am 3. März ihren Höhepunkt. Wir ließen die „Manager“ des Essener Karnevals auf einige Schlagworte antworten.
Nicole Steeger (42) gehört seit neun Jahren als Schatzmeisterin dem Vorstand des Festkomitees Essener Karneval an und Peter Sander (55) hat seit sechs Jahren den Vorsitz inne.
Karneval in Essen
„Der Essener Karneval - und der Karneval im Ruhrgebiet überhaupt - hat einen hohen Stellenwert. Aus den eigenen Reihen heraus rekrutieren die Karnevalsvereine, Tanzgarden, Tanzmariechen, Entertainer und mehr. Wir sind begeistert, dass so viele Menschen dieses Brauchtum aufleben lassen.“
Mitglieder
„In Essen haben wir 36 Karnevalsgesellschaften mit insgesamt über 3.000 Mitgliedern.“
Ausgaben
„Eine Karnevalssession in Essen kostet uns eine sechsstellige Summe. Allein der Rosenmontagszug verschlingt zirka 20.000 Euro. Da sind wir froh, dass die Essener VerkehrsAG (EVAG) ihre Oberleitungen im Zug-Bereich kostenlos abschaltet und auch die Umleitungen der Busse nicht in Rechnung stellt. Dankenswerter Weise sorgen die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) ebenfalls kostenlos für die Straßenreinigung. Die Polizei ist auch kostenlos mit von der Partie. Ansonsten ist der Karneval ein reines Zuschussgeschäft. So nehmen wir zum Beispiel beim großen Hoppeditz-Erwachen auf dem Burgplatz oder auch beim Rathaussturm keinen Cent ein. Alles in allem funktioniert das komplette Karnevals-Konstrukt wie eine kleine Firma.“
Sponsoren
„Die Sparkasse Essen ist seit Jahren unser Hauptsponsor. Und auch weitere große Firmen greifen uns finanziell unter die Arme. Leider fehlt uns wohl der Draht zu RWE, Evonik und anderen. Aus dieser Richtung erhielten wir bis jetzt nur Absagen ... Zu unseren Sponsoren halten wir das ganze Jahr über den Kontakt. Das kann man mit einer guten Freundschaft vergleichen - die muss man auch pflegen. Außerdem muss man immer wieder neue Ideen haben, um die Geldgeber an sich zu binden und ihnen etwas zu bieten.“
Rauchverbot
„Das Rauchverbot ist eine absolute Katastrophe. Jede Karnevalssitzung wird massiv gestört, da viele Besucher zum Rauchen immer wieder den Saal verlassen. Das gibt eine unruhige Stimmung und ist auch den Künstlern auf der Bühne gegenüber unhöflich. Wir finden es unmöglich von den Politikern, die Bürger zu bevormunden. Jeder konnte doch für sich selbst entscheiden, ob er im Restaurant im Raucher- oder Nichtraucherbereich Platz nahm. Und wer eine der typischen Eckkneipen besucht hat, dem war vorher bekannt, dass hier der Qualm tief hängt. Ebenso verhielt es sich mit unseren Karnevalsveranstaltungen. Auf den großen Sitzungen durfte geraucht werden und bei Kindersitzungen herrschte absolutes Rauchverbot.“
Aufwand
„Das ,Hobby‘ Karneval kostet viel Energie. Wir haben uns zur Aufgabe gesetzt, die Tradition und das Brauchtum des Essener Karnevals zu pflegen. Da dieses Unterfangen auch Geld kostet, ist eine unserer Hauptaufgaben, Sponsoren zu suchen und ihnen für beide Seiten fruchtende Aktionen anzubieten. Das frisst viel Zeit. Man kann sagen, dass wir das ganze Jahr über mindestens eineinhalb Tage in der Woche für den Essener Karneval tätig sind. Die größte Belohnung erfahren wir dann mit dem krönenden Abschluss jeder Session, dem Rosenmontagszug. An diesem Tag sind wir zwar auch ganz schön im Stress, da er ab 7 Uhr mit den Zug-Vorbereitungen startet und erst nach 18 Uhr mit dem Abtelefonieren der Einsatzkräfte von der Polizei bis zu den Hilfsorganisationen endet. Gibt‘s aus diesen Bereichen die Meldung ,Keine besonderen Vorkommnisse‘, dann fällt uns ein Stein vom Herzen und wir sind überglücklich. Karneval ist das tollste Hobby der Welt!“
Autor:Dirk Bütefür aus Mülheim an der Ruhr |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.