Essen: Tanzpreis wird seit 40 Jahren verliehen
Inklusiv im Zeichen des Tanzes

Ein großes Treffen der Tanzszene in Essen: die Verleihung des Deutschen Tanzpreises. | Foto: Ursula Kaufmann
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Wie eng sind Kunst und Reflexion gesellschaftlicher Themen im Tanz verbunden? Auch um diese Frage ging es beim Deutschen Tanzpreis, der bereits seit 40 Jahren in Essen verliehen wird. Nun war es wieder soweit: Die Tanzszene traf im Aalto Musiktheater und tags zuvor im choreographischen Zentrum PACT Zollverein zur großen Preisverleihung zusammen. Und stieß auf ein Publikum, das von den ganz verschiedenen Stücken und den ausgezeichneten Preisträgerinnen und Preisträgern begeistert war.

Pina Bausch hat als Tänzerin, Choreografin, Tanzpädagogin und Ballettdirektorin die Tanzszene geprägt und dem Ruhrgebiet mit dem Tanztheater Wuppertal und ihrer Lehre an der Folkwang Universität der Künste einen besonderen Ruf verliehen.
Und so verwundert es nicht, dass auch der Deutsche Tanzpreis - besonders in diesem Jahr - geprägt ist von ihrem Schaffen und ihrem Werk.
Ihr Stück "Der zweite Frühling", uraufgeführt 1975 im Opernhaus Wuppertal, war der tänzerische Höhepunkt des Kultursalons auf PACT Zollverein am Vorabend der Preisverleihung des Deutschen Tanzpreises.
Für herausragende Entwicklungen im Tanz wurde die sehbehinderte Performerin Sophia Neises geehrt, die sich dafür einsetzt, die individuellen Wahrnehmungsstile von Menschen wertzuschätzen und bedingungslosen Zugang zur Kunst schon im Prozess zu ermöglichen. Und so fand dann auch die Tanzgala 2023 inklusiv statt - mit Übertragung in deutsche Gebärdensprache und Live-Audiodeskription.
Für sein Lebenswerk wurde der Tanzpädagoge Peter Appel geehrt. In der Begründung der Jury heißt es: "Sein Wissen und sein Vermögen, sich in die Werke der jeweiligen Choreografinnen und Choreografen einzufühlen, haben Generationen von Tänzerinnen und Tänzern nachdrücklich geformt und inspiriert."
Der Deutsche Tanzpreis 2023 würdigt gleich vier herausragende Tänzerinnen und Tänzer des Tanztheaters: Malou Airaudo, Josephine Ann Endicott, Lutz Förster und Dominique Mercy, die beruflich und freundschaftlich eng mit Pina Bausch verbunden waren und ihr kreatives Schaffen noch heute an neue Generationen weitergeben.
Mit einer hinreißenden Laudatio leitete Mechthild Großmann, einst selbst Mitglied des Tanztheaters Pina Bausch und heute einem großen Fernseh-Publikum als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm im Münsteraner Tatort bekannt, die Verleihung ein: „Wie viel Glück ihr hattet, so viel Glück, zu der Zeit Tänzerinnen und Tänzer zu werden und Pina Bausch zu begegnen, als sie ihre großen Choreografien machte. Sie, die jedem von euch die Möglichkeit gegeben hat, so großartig zu werden. Sie hat uns allen ein sehr besonderes Leben geschenkt.“
Weitere Höhepunkte der Tanzgala waren verschiedene Choreografien, die auf der Aalto-Bühne zur Aufführung kamen und unterschiedlicher hätten nicht sein können. So präsentierten Schüler des 6. bis 9. Ausbildungsjahres an der Staatlichen Ballettschule Berlin das energiegeladene Stück "Better, faster, stronger". Das Tanztheater Wuppertal begeisterte das Publikum mit Ausschnitten von Werken von Pina Bausch - "Vollmond" und "Kontakthof". In "Kontakthof" tanzte Preisträgerin Josephine Ann Endicott als Überraschungsgast. Das Essener Aalto-Ballett steuerte auf heimischer Bühne die eindrucksvolle Choreografie „Mutual Comfort“ bei und Beiträge eines intensiven Abends waren auch ein Ausschnitt der Choreografie "White Darkness", getanzt vom Semperoper Ballett, und „... como el musguito en la piedra, ay si, si, si ...“, getanzt vom Folkwang Tanzstudio und Gästen.
Charmant begleitet wurde die Veranstaltung von WDR-Moderatorin Siham El-Maimouni.
Wer nun Lust auf mehr bekommen haben sollte, kann in die zweite Staffel des Podcast „VOICES OF DANCE“ des Dachverband Tanz Deutschland reinhören, in der es um den Deutschen Tanzpreis 2023 und die Preisträgerinnen und Preisträger geht. Hier reinhören:
Weitere Informationen rund um den Deutschen Tanzpreis gibt es unter: www.deutschertanzpreis.de
Und ein Termin des nächsten Jahres darf auch schon in den Kalender eingetragen werden: Die Verleihung des Deutschen Tanzpreises 2024 findet am 12. Oktober - wieder im Aalto Musiktheater in Essen - statt.

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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