Premiere: "Die rote Zora" im Grillo Theater

Immer füreinander da

Das Team des Grillo Theaters startet mit einem Stück für die ganze Familie in die Vorweihnachtszeit: "Die rote Zora und ihre Bande" nach dem Roman von Kurt Held. Die Inszenierung hatte 2019 am Theater Bremen Premiere und wurde gemeinsam mit dem Essener Ensemble unter der Regie von Schauspiel-Intendantin Selen Kara für das Grillo Theater adaptiert und wird empfohlen für Kinder ab fünf Jahren.

Kurt Kläber, der in der Schweizer Emigration lebte, unternahm um 1940 eine Jugoslawien-Reise, auf der er das Mädchen Zora und ihre Bande kennenlernte. Die Erlebnisse mit den Jugendlichen verarbeitete er in seinem ersten eigenen Jugendbuch - unter dem Pseudonym Kurt Held.
Seitdem zählt das Werk zur beliebten Kinder- und Jugendliteratur, zahlreiche Buchausgaben sind erschienen. 1979 entstand als deutsch-schweizerisch-jugoslawische Koproduktion eine gleichnamige 13-teilige Fernsehserie, 2008 wurde „Die rote Zora“ im Luzerner Theater als Oper für Kinder und Erwachsene uraufgeführt, anschließend 2009 an der Komischen Oper Berlin. Nicht zu vergessen: Verschiedene Adaptionen als Hörspielfassungen.
Die Latte liegt also entsprechend hoch, um dem bekannten Stück mit einer Bühnenfassung konkurrieren zu können. Doch: Die Inszenierung der "Roten Zora" am Grillo Theater kann überzeugen, kommt charmant daher und ist beste - und zugleich hintergründige - Unterhaltung für die ganze Familie.
Für Regisseurin Selen Kara hat die Arbeit am Grillo Theater einen besonderen Stellenwert: "Das Grillo Theater war das erste Theater, das ich als Schülerin besuchen und erleben durfte." Und auch mit Essen ist die neue Intendantin familiär verbunden: "Meine Großeltern kamen als Gastarbeiter in den frühen 60ern aus der Türkei nach Essen Katernberg."
Und darum geht's: "Die rote Zora und ihre Bande" leben in Senj, einer kroatischen Küstenstadt. Die Waisenkinder Zora, Pavle und Duro folgen im täglichen Kampf ums Überleben ihren eigenen Regeln und Gesetzen. Sie halten stets zusammen und sind immer füreinander da. Der junge Branko Babitsch, Sohn eines verschollenen Geigers, verliert seine Mutter und wird in die Bande aufgenommen und die gemeinsamen Abenteuer beginnen.
Die Essener Inszenierung punktet durch ein gelungenes Bühnenbild von Lydia Merkel, musikalische Elemente unter der Leitung von Torsten Kindermann und ein junges Ensemble, das kaum älter als die Bande rund um die rote Zora ist. Und auch das junge Publikum wird zum Basteln von Fischen eingeladen, die dann während des Stückes Teil der Handlung werden.
Gelungen ist die phantasievolle Darstellung der Burg und der verschlungenen Pfade dorthin, die kreative Lösung des Gefängnisses, bei der den Darstellerinnen und Darstellern Kletter-Fähigkeiten abverlangt werden sowie eine Fischer-Szene im Video-Projektionen.
Die Hauptrollen werden von Beritan Balci (Zora) und Nicolas Matthews (Branko) gespielt, die beide gekonnt, aber noch ein wenig brav daher kommen.
Besonders überzeugend: Grillo-Urgestein Jan Pröhl, der den Bäcker Curcin und den alten Fischer Gorian spielt, die beiden Verbündeten der Bande in der Stadt. Ganz neu zum Schauspiel-Ensemble am Grillo Theater zählt Hân Nguyễn. Nachdem sie bereits als Göttin (Kasse 1) in "Der gute Mensch von Sezuan - Die Ware Liebe" schauspielerisch voll überzeugen konnte, gibt sie auch in "Die rote Zora und ihre Bande" ihrer Rolle als Waisenkind Duro eine besondere und herausragende Note.
Verdient war der große Premieren-Applaus. Gelungen auch die musikalische Zugabe des Ensembles der "Roten Zora". Einen Besuch einer der zahlreichen Aufführungen noch bis Ende Januar sollte man sich nicht entgehen lassen.
Die nächsten Vorstellungen: 14., 15., 25., 27., 28., 29. November
Die nächste Premiere: "Nessun Dorma - Ein musikalischer Liebesdiskurs für zwei Roboter" am 25. November (in der ADA im Grillo Theater)