Totentage
Herbert ist gegangen
November - der dunkle Monat. Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag. Wir gedenken unseren Verstorbenen. Da passt doch diese Geschichte, die mir in den Sinn kam, als ich am Wochenende die Todesanzeige in der NRZ las: Es reisen zu, es reisen ab, der letzte Eisenwichser haut im Sack - HERBERT - Mach et jut, Deine Segerother Freunde.
„Wo die Messer fliegen, wo man schießt mit Schrot - da ist unsere Heimat da ist Segeroth“, heißt es in einem alten Essener Gassenhauer. Der Stadtteil Segeroth am Rande der Innenstadt war früher ein reines Arbeiterviertel. Da traute sich manchmal die Polizei sogar nicht hin. Heute würde es „No-GO- Area“ heißen. Kriminalität quer durch das Strafgesetzbuch, Prostitution, Schlägereien bis hin zu Mord und Totschlag hatten hier ihr Zuhause.
Nach dem 2. Weltkrieg war das Viertel platt. Die Bomber der Alliierten hatten ganze Arbeit geleistet. Ihr Ziel waren die nahegelegenen Fabrikhallen von KRUPP. 90 Prozent der Essener Innenstadt lag in Schutt und Asche. Bis in die 1970er-Jahre hinein war dort nichts mehr los. Brachgelände – die Bewohner verschwunden. Bis auf den schmuddeligen Großmarkt und Güterbahnhof. Dann wurde die Uni gebaut. Heute ein buntes Wahrzeichen. Später entstanden die Grüne Mitte – ein Vorzeigequartier – und der Prunkbau der Funke Medien Gruppe.
Gehalten hat sich dort der „Puff“, wie wir Essener sagen. Bordell wäre zu Etepetete. Die Stahlstraße, eine der ältesten Laufstraßen in Deutschland. Erwähnung fand sie schon Ende des 19. Jahrhunderts. Lange hielt sich daneben die „Puffwache“ der Polizei, eine Nebenwache des Schutzbereichs I. ("Gerlingwache").
Herbert hat bestimmt noch die alten Zeiten miterlebt. Sein Abgesang passt „wie Arsch auf Eimer“. Eben Ruhrpott.
Autor:Uwe Klein aus Essen-Süd |
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