Haarzopf: Sanierte Kirche an der Raadter Straße wird nach über vier Jahren wieder eingeweiht

Dank der ursprünglichen Farbgebung wirkt der Innenraum der Haarzopfer Kirche sehr kontemplativ. Pressefoto: Kirchenkreis Essen/Stefan Koppelmann
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  • Dank der ursprünglichen Farbgebung wirkt der Innenraum der Haarzopfer Kirche sehr kontemplativ. Pressefoto: Kirchenkreis Essen/Stefan Koppelmann
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Viereinhalb Jahre lang musste die Evangelische Kirchengemeinde Haarzopf auf ihre Kirche an der Raadter Straße verzichten: Vor den Feierlichkeiten zum 100jährigen Bestehen des Gotteshauses Anfang 2013 hatte ein Statiker festgestellt, dass es akut einsturzgefährdet war und die sofortige Schließung angeordnet. Die erforderliche Sanierung wurde zum Kraftakt – und am Ende zu einer beispielhaften Erfolgsgeschichte. Am 1. und 2. Juli wird die Gottesdienststätte im Rahmen eines Festwochenendes wieder ihrer Bestimmung übergeben.

Superintendentin Marion Greve überbringt die Grüße des Kirchenkreises Essen

Zum Auftakt der offiziellen Wiederindienstnahme wird am Samstag, 1. Juli, um 18 Uhr ein Festgottesdienst gefeiert; das Grußwort spricht Dr. Werner Sitzler von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Im Gottesdienst am Sonntag um 10.30 Uhr überbringt die Superintendentin des Kirchenkreises Essen, Pfarrerin Marion Greve, die Grüße des Kirchenkreises; für die Musik sorgen das Vokalensemble Memories, ein Projektchor und Kantor Michael Drews (Orgel). Zum anschließenden Festprogramm zählen zahlreiche Aktivitäten für Kinder und eine Musical-Aufführung; ein reichhaltiges Angebot an kulinarischen Spezialitäten sorgt für das leibliche Wohl.

Trotz des Aufwandes: Entscheidung zur Sanierung war richtig

„Der Kirchenraum erstrahlt nun wieder in den Originalfarben, die leuchtender sind als die bisherigen, das Eichenholz der Außentüren ist wieder sichtbar und auch unsere Orgel wurde überholt“, freut sich die Gemeinde. „Die Entscheidung, die Kirche zu renovieren, war trotz des Aufwandes genau richtig: Wir alle haben ein Stück Heimat wiedererhalten, das uns allen sehr guttut!“ Rund 1,2 Millionen Euro hat die Sanierung bisher gekostet; dabei hat die Gemeinde zunächst noch auf die Reparatur von Glockenturm, Turmuhr und Geläut verzichtet. Bis zum letzten Jahreswechsel waren 140 000 Euro an privaten Spenden zusammengekommen. Um das Gotteshaus, das das Bild des Stadtteils prägt, zu erhalten, veranstalteten Haarzopfer Bürger pfiffige Benefizaktionen; die Katholische Nachbargemeinde steuerte Kollekten bei. Für die restlichen Kosten sammelte die Kirchengemeinde Gelder beim Bund und beim Land NRW, bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler und wendete natürlich auch eigene Rücklagen auf.

Superintendentin: Haarzopfer Kirche ist mehr als eine Landmarke

Wie war die Sanierung möglich – in einer Zeit, in der bei jeder aufwändigeren Sanierung einer Kirche, Denkmalschutz hin oder her, geprüft wird, ob sich diese Investition überhaupt (noch) lohnt, angesichts sinkender Mitgliederzahlen und schwindender Finanzmittel? „So etwas kann nur funktionieren, wenn nicht nur in der Gemeinde, sondern im Stadtteil, seinen Institutionen und den Bürgern die Überzeugung entsteht: Diese Kirche darf nicht verschwinden, sie gehört hierher, an diesen Ort – sie ist nicht nur in architektonischer Hinsicht wichtig, nicht nur eine Landmarke und ein Symbol der Vergangenheit, sondern ein Teil unserer Gemeinschaft und unseres Alltags“, würdigt Pfarrerin Marion Greve, Superintendentin des Kirchenkreises Essen, das Engagement der Gemeinde.

Stichwort: Die Evangelische Kirche Haarzopf

Die vom Düsseldorfer Architekten Professor Max Benirschke geplante Evangelische Kirche Haarzopf galt bei ihrer Einweihung im Jahr 1913 wegen der modernen und seinerzeit nicht unumstrittenen Entwurfsgestaltung als „herausragendes und einzigartiges Beispiel für einen avantgardistischen Kirchenbau“. Nach der Reparatur von Kriegsschäden konnte die Kirche 1947 wieder in Benutzung genommen werden; seit 1996 steht sie unter Denkmalschutz. Die Dachkonstruktion besteht aus fünf runden hölzernen „Hetzerträgern“, einer sehr frühen Form von damals neuartig entwickelten Leimbindern, die bis zum Boden reichen und innen an drei Seiten verkleidet sind. Das Dachgewölbe besteht aus einer Rabitzkonstruktion, die an den Bindern befestigt wurde. Zur Abwehr drohender Einsturzgefahr infolge der stark geschädigten Leimbinder, wurde die Kirche Anfang 2013 für jegliche Nutzung gesperrt. Ein Jahr später begann die Sanierung unter Federführung der Architekten-Arbeitsgemeinschaft Ahlbrecht/Dr. Stannek. Sämtliche Leimbinder wurden durch zusätzliche, flankierende Leimbinder verstärkt; dafür musste die Rabitzdecke komplett abgetragen werden. Nach dem Einbau der zusätzlichen Binder wurden die Decke und die Pfeilerverkleidungen wieder in der früheren, expressiven Farbgebung rekonstruiert.

Autor:

Stefan Koppelmann aus Essen

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