Fotoausstellung im Kloster Schuir zeigt Flüchtlinge: Besucher lernen Übergangswohnheim kennen
Für manche, die zuvor im quirligen Stadtzentrum Unterkunft gefunden hatten, war es wie abgeschoben zu werden. Für andere, die unmittelbar aus den Schrecken des Krieges kamen, eine Erholung. Michael Radermacher hat sie alle fotografiert: die ersten Flüchtlinge, die 2017 das neu als Übergangswohnheim eingerichtete Kloster Schuir bezogen. Seine Bilder sind dort jetzt in einer Ausstellung zu sehen.
Dem Gebäude am Schuirweg 107, wo zuvor die Barmherzigen Schwestern von der hl. Elisabeth lebten, kann man eine Traumlage bescheinigen, aber abgelegen ist es eben auch. Ringsherum sind vor allem Wiesen und Wald, und zur, wenn auch nicht weit entfernten, Bushaltestelle wurde vom Käufer der Immobilie extra ein Fußweg angelegt, da die Flüchtlinge sonst auf der Fahrbahn hätten gehen müssen.
Die klösterliche Abgeschiedenheit sorgt auch dafür, dass selbst langjährige Anwohner der umliegenden Stadtteile das Gebäude nie betreten haben. Das soll sich ändern. Wenn an den vier Sonntagen 18./25. März sowie 8./15. April jeweils von 14 bis 15 Uhr die Fotos zu sehen sind, haben die Besucher Gelegenheit, sich auch durch die übrigen Räumlichkeiten führen zu lassen.
An vier Sonntagen geöffnet
Michael Radermacher zeigt 32 Schwarz-weiß-Fotos von 46 Menschen, manche im Porträt, andere in Gänze. Der schwarze Rand deutet an: Dies ist kein Ausschnitt, sondern das ganze Bild. Zu sehen sind Einzelpersonen, Geschwister, Familien. Manche machten sofort bereitwillig mit, andere waren erst misstrauisch, bis auch sie sich im Studio, das im Kloster improvisiert wurde, auf die Kamera einließen. Sie stammen aus Syrien, dem Irak, Mazedonien, Nigeria und anderen Ländern.
Dem Künstler aus Werden war das Kloster wohlvertraut, denn er hat bereits die Ordensschwestern fotografiert, bevor diese ihr neues Zuhause in Schönebeck bezogen. Sein Ziel war es, die neuen Bewohner so zu zeigen, wie er sie in Schuir erlebt hat: als Menschen, die sich dort, wo sie angekommen sind, wohl fühlen. "Für sie war er zwar ein Fremder, aber sie freuten sich auch über diesen Kontakt nach draußen", sagt der Leiter des Übergangswohnheims, Claas Jörges.
Wirkliches Vertrauen habe sich dadurch aufgebaut, dass der Fotograf häufig da war. Wie auch die etwa 40 Teilnehmer am Runden Tisch, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Das große Gebäude gibt die Möglichkeit, sind in Kochgruppen und vielen anderen Treffpunkten zu engagieren.
Um das Haus besser nutzen zu können, wurden etwa in der Kirche Zwischendecken eingezogen. Das Prinzip, Vorhandenes nach Möglichkeit zu erhalten, führt dazu, dass sowohl Kleiderkammer als auch Duschräume bunte Kirchenfenster haben.
Michael Radermacher fotografierte die ersten Flüchtlinge
Für die Besucher ein ungewöhnlicher Anblick; für die Schwestern von der hl. Elisabeth wäre er wohl schwer erträglich. So sehr sie sich freuen zu hören, dass die Asylbewerber dort gerne leben, wäre ein Wiedersehen für sie, die oft Jahrzehnte ihres Lebens in Schuir verbrachten, mit schmerzhaften Gefühlen verbunden. Ihnen fiel die Trennung vom alten Kloster schwer. So wie den Flüchtlingen die Trennung von ihrer Heimat.
An den vier Sonntagen 18./25. März sowie 8./15. April sind jeweils von 14 bis 15 Uhr die Fotos zu sehen.
Zugleich haben die Besucher Gelegenheit, sich auch durch die übrigen Räumlichkeiten am Schuirweg 107 führen zu lassen. ausstellung
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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