Essener Schule kämpft gegen Abschiebung von Edgar S.

Edgars Schulklasse unterstützt den Mitschüler mit Plakat und Unterschriftensammlung. Auch Schulleiterin Beate Zilles (ganz rechts im Bild) würde Edgar gerne die Möglichkeit geben, an ihrem Gymnasium das Abitur zu machen. | Foto: Gohl
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Sie haben Unterschriften gesammelt und Briefe an die Ausländerbehörde geschrieben. Edgars Klasse zittert mit, denn langsam drängt die Zeit: Edgar S. soll zurück in sein Heimatland Armenien geschickt werden - obwohl sich der an Krebs erkrankte Junge alle drei Monate am Essener Uniklinikum zur Nachuntersuchung vorstellen muss.

Edgar und seine Familie sind vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen, um eine schwere Krebserkrankung des Jungen am Essener Uniklinikum behandeln zu lassen. "In Armenien hat die Familie bereits einen Sohn durch diese Krebsart verloren", berichtet Samir Badrani, Lehrer der Klasse 9b am Essener Helmholtz-Gymnasium, die Edgar besucht.
Badrani spricht von einer vorbildlichen Integration und auch Schulleiterin Beate Zilles ist voll des Lobes. "Edgar ist ein hervorragender Schüler mit vielen sozialen Kontakten. Er ist ein wertvolles Mitglied der Schule. Auch sein kleiner Bruder geht hier bei uns in die Schule."
Seit September 2016 besucht Edgar nun schon das Helmholtz-Gymnasium und hat seine Laufbahn zunächst in einer Seiteneinsteigerklasse begonnen. Rasch erlernte er die deutsche Sprache und konnte in eine Regelklasse wechseln. In seine Klasse sei er gut integriert, sind sich Schulleitung und Lehrer einig.
"Die Ausländerbehörde und das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) sind nun der Auffassung, dass seine Erkrankung in Deutschland genug behandelt wurde, sodass die Familie wieder in ihr Heimatland zurückkehren kann", fasst Samir Badrani die Sachlage zusammen. Aus ärztlicher Sicht, so der Lehrer weiter, müsste Edgar sich in den nächsten fünf Jahren alle drei Monate untersuchen lassen. Diese Therapie sei in Armenien aufgrund der dort herrschenden medizinischen Standards nicht zu gewährleisten. "Die Familie hat einen Anwalt, der einen Härtefallantrag beim BAMF stellen will", so Badrani weiter: "Alle Kinder aus seiner Klasse haben Briefe geschrieben, die wir an die Behörden weitergeleitet haben."
Zudem wurden durch die Schülervertretung bereits 860 Unterschriften für Edgar gesammelt.
"Bisher wurde die Duldung von Edgars Familie in Deutschland alle drei Monate verlängert", berichtet Beate Zilles. "Wir waren alle sehr überrascht, als dies plötzlich nicht mehr der Fall war. Für uns steht der menschliche Aspekt im Vordergrund, wir möchten ihm gerne ermöglichen, hier bei uns seinen Schulabschluss zu machen", betont die Rektorin.
Die Sprecherin der Stadt Essen, Silke Lenz, kommentiert den Status Quo wie folgt:

860 Unterschriften gesammelt

"Die Familie des Jungen ist vollziehbar ausreisepflichtig - Armenien gilt als sicheres Herkunftsland. Die Abschiebeaktivitäten sind allerdings bis Mitte März zurückgestellt, um der Familie die Gelegenheit zu geben, bis zu diesem Zeitpunkt einen Antrag an die Härtefallkommission des Landes NRW zu stellen. Damit verbunden wäre, dass der Familie auf diesem Weg eventuell ein Bleiberecht erteilt werden kann. Ohne eine Entscheidung der Härtefallkommission kann aufgrund der bestehenden Rechtslage kein Aufenthaltserlaubnis ausgestellt werden. Sollte allerdings bis zum 15.03. kein Härtefallantrag gestellt worden sein, muss die Ausländerbehörde der Stadt Essen prüfen, ob eine Abschiebung möglich ist. Dabei wird natürlich auch der Gesundheitszustand des Jungen eine Rolle spielen."

Edgars Schulklasse unterstützt den Mitschüler mit Plakat und Unterschriftensammlung. Auch Schulleiterin Beate Zilles (ganz rechts im Bild) würde Edgar gerne die Möglichkeit geben, an ihrem Gymnasium das Abitur zu machen. | Foto: Gohl
Edgar muss in den nächsten Jahren regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen ins Uniklinikum. | Foto: Gohl
Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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