Stadt Essen im Wandel der Zeit
Ein Rückblick nach 70 Jahren
Stadt-Essen im Wandel der Zeit – meine Jugenderinnerungen
1950 geboren, wuchs ich die ersten zwölf Lebensjahre im beschaulichen, dörflichen Vorort Essen-Schönebeck auf. In dieser Zeit waren die Strassen dort noch uns Kindern vorbehalten. Autos fuhren dort nur wenige, das änderte sich erst Ende der 50er Jahre.
Der Schnee, der im Winter noch häufiger fiel als heute, wurde aber schnell schmutzig grau. Dafür sorgte die Schwerindustrie der Stadt und die Kohle. Die Zeche Wolfsbank, im nahen Essen Borbeck, produzierte noch bis 1966. Im Jahre 1962 zogen wir dann mit der Familie aus dem „Dorf“ nach Borbeck. Hier hatten wir jetzt eine komfortablere Wohnung, mit Toilette (bisher war das ein „Plumpsklo“ hinter dem Haus).
Zinkhütte und Zechen
Wir wohnten nun sehr nahe an der Zinkhütte. Die Rohzink erzeugende Hütte verbreitete außerdem auch noch einen unangenehmen Geruch und wenn der Wind aus Nordost kam, konnten die Fenster nicht geöffnet werden. Ein Film aus dunklem Staub legte sich auf die Fensterbänke.
Die Zustände verbesserten sich als 1981 zunächst die Hütte und 1986 auch noch die letzte produzierende Zeche ihre Pforten schlossen. In der Zeit vom ersten Kohleabbau 1317 bis zur Schließung der letzten Zeche, Zeche Zollverein 1986, hatte es in der Stadt-Essen 1000 Zechen und Kleinbergwerke gegeben.
Mit den Altlasten der industriellen Geschichte hatte die Stadt allerdings noch lange zu kämpfen. Zumal auch die Stahlproduktion mit den Kruppwerken Ende der 50er Jahre auslief.
So kam es zum Beispiel 1986 zu einem grossen Umweltskandal auf dem ehemaligen Gelände der oben bereits erwähnten Zinkhütte. Ohne zuvor den Boden auf Belastungen zu testen hatte die Stadt das Gelände als Bauland ausgegeben.
Es entstand eine neue Siedlung die auf einem mit Schwermetallen belasteten Boden errichtet wurde. Die komplette Erde musste abgetragen und erneuert werden. Häuser, gerade fertiggestellt, mussten abgerissen und die Besitzer entschädigt werden. Davon betroffen war auch mein Bruder , der mit seinem Neubau gerade Richtfest gefeiert hatte.
Arbeitslosigkeit
In diesen Jahren gingen auch in der Stadt-Essen tausende Arbeitsplätze verloren und noch heute staunt die Welt wie gut der Wandel von der industriellen Produktion hin zur Dienstleistungsgesellschaft gelungen ist. Der Gedanke, die ehemaligen Produktionsstätten als Kulturdenkmäler zu erhalten und die Rückeroberung der Natur zuzulassen, waren ein voller Erfolg.
Die ehemalige Emscherkloake wird renaturisiert, heute schwimmen wieder Fische im Wasser. In der Ruhr, einst Transportweg der Kohleschifffahrt, wird wieder gebadet und der Himmel ist so blau wie am Meer. 2017 wurde Essen die “ grüne Hauptstadt Europas“. Sie zählt heute zu den grünsten Städten Deutschlands.
Autor:Ulrich Kloes aus Essen-Süd |
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