Zollverein: Ruhr Museum zeigt Ausstellung über die Künstlersiedlung Margarethenhöhe
Ein Experiment wirkt nach
Die Gartenstadt Margarethenhöhe ist als Außenstelle des Ruhr Museums durchaus bekannt. Viele Besucher kennen die Musterwohnung und genießen bei Spaziergängen den Charme der Siedlung mit ihren malerischen Straßen und Häusern. Dass die Margarethenhöhe in den 20er und 30er Jahren auch einen Beitrag zum künstlerischen Aufbruch im Westen leistete, ist jedoch nicht jedem geläufig.
Im Rahmen des Bauhaus-Jubiläums begibt sich das Ruhr Museum auf Spurensuche. Keimzelle der Künstlersiedlung Margarethenhöhe war das kleine Atelierhaus, das 1919 für den bereits auf der Höhe lebenden Grafiker Hermann Kätelhön erbaut wurde. Ihm folgten zahlreiche namhafte Künstler: Bildhauer Will Lammert als Leiter der keramischen Werkstatt, Buchbinderin Frida Schoy, die Goldschmiedin Elisabeth Treskow und der Fotograf Albert Renger-Patzsch. Viele weitere Künstler arbeiteten zudem im großen Atelierhaus.
"Die Künstlersiedlung Margarethenhöhe ist für die kulturelle Entwicklung der Industriestadt Essen von großer Bedeutung" so Ruhr Museum-Direktor Heinrich-Theodor Grütter, der die Ausstellung "Aufbruch im Westen. Die Künstlersiedlung Margarethenhöhe" als eine der größten nennt, die das Ruhr Museum je gemacht hat. "Die Künstlersiedlung versammelte damals alle modernen Kunsttechniken des 20. Jahrhunderts."
Über 700 Projekte werden in den außergewöhnlichen Räumlichkeiten der alten Kohlenwäsche gezeigt, deren geschwärzte Wände die einzelnen Exponate in besonderem Maße - auch Dank Ausstellungsmacher Bernhard Denkinger, Architekt aus Wien - zur Geltung bringen. Von der Amtskette des Bürgermeisters, gestaltet von Elisabeth Treskow, über Teller und Schalen aus der Keramischen Werkstatt, Bronzeskulpturen und historische Fotografien bis hin zu von Georg Metzendorf, dem Architekt der Margarethenhöhe, entworfenen Einrichtungsgegenständen für die Siedlungshäuser.
Alle modernen Kunsttechniken
Die Sonderschau zeigt sowohl Leihgaben aus Museen, aber auch zahlreiche Kunstwerke, die rund zwei Dutzend Familien zur Verfügung stellten.
Die Geschichte der Künstlersiedlung wird im Ruhr Museum chronologisch erzählt. Sie lässt sich in die Bereiche "Neues Bauen auf der Höhe", "Künstlersiedlung" und die "Folkwangstadt" gliedern.
Bis 1933 dauerte dieses Experiment. Dann wurden die meisten Künstler mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der zunehmend schwieriger werdenden Auftragslage entlassen. 1934 starb Georg Metzendorf, 1943 erfolgte der große Bombenangriff auf Essen und die Atelierhäuser wurden zerstört.
Noch heute ist die Margarethenhöhe, benannt nach der Stifterin Margarethe Krupp, die ihrerseits sehr kunstaffin war, ein Beispiel innovativen Wohnens.
Als Künstlersiedlung wurde die Höhe allerdings nicht wieder aufgebaut und das kreative Potential wanderte mit Folkwang nach Essen-Werden.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 5. Januar 2020. Es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm mit Themenführungen, Workshops und Vorträgen. Mehr Infos unter www.ruhrmuseum.de
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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