Ritter-Rost-Autor Jörg Hilbert mischt mit seinem Eichhörnchen den Wald auf
Die Suche nach der Nuss
Bei Jörg Hilberts aktuellem Buchhelden stehen nicht etwa Büroklammern ganz oben auf dem Speiseplan, sondern Nüsse. Und auch das harte Blechgewand hat sich zu einem puscheligen Eichhörnchenschweif gewandelt. Nach Ritter Rost, der mit Fräulein Bö auf einer Burg wohnt, teilt sich Eichi Eichhörnchen mit seinen tierischen Kumpels einen Baum und alle leben glücklich und zufrieden, bis die Nuss abhanden kommt ...
Dass Jörg Hilbert Kinderbücher kann, hat er mit seinem Helden "Rösti" erfolgreich unter Beweis gestellt. Er selbst trennt nicht mal zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur, sondern fragt sich, ob er nicht einfach nur diejenigen Bücher mache, die er machen will und die sich eher zufällig für Kinder eignen ...
In diesem Fall rückt er dem Mikrokosmos Baum auf den Pelz: dort ist sein plüschiger Protagonist Eichhörnchen Eichi unterwegs. Flankiert von seinen Freunden, die alle im selben Baum quasi auf unterschiedlichen Etagen leben.
Im oberen Geäst wohnen das Käuzchen Kathi, der Specht Herr Klopfstock, Tante Turteltäubchen und Familie Haubenmeise mit zahlreichen Kindern. Weiter unten tummeln sich Frosch-Oma Schneckenmütz, Maulwurf Meister Mull und andere.
"Ich habe mir lange vorher überlegt, wie die einzelnen Charaktere aussehen sollen und dazu 'zig Entwürfe gemacht", so Hilbert, der seine Bücher nicht nur illustriert, sondern auch die Texte schreibt.
Im Laufe der Story verschwinden sechs Nüsse, die alle irgendwann in wimmelbildartigen Szenarien zu finden sind, aber nicht wieder zum Eichhörnchen zurückkehren. Dafür erhält Eichi dann am Schluss eine andere Überraschung von seinen Freunden.
Über zwei Jahre hat Hilbert Zeit in seinem Arbeitszimmer verbracht und zahlreiche Handzeichnungen und Computer-Entwürfe fabriziert, bis er letztendlich zufrieden war. "Es ist ein mühsames Geschäft und geht nicht von heute auf morgen, jedes Buch ist ein Kampf und eine Qual!" Auch seine Umwelt hat Jörg Hilbert dabei verewigt: So gibt es Ähnlichkeiten zu einem Waldstück in Bredeney, einem Tennisplatz im Stadtwald oder einem Spielplatz im Walpurgistal.
Auf's Eichhörnchen ist der studierte Grafik-Designer durch seine Cousine gekommen, die sich in der Eichhörnchenhilfe engagiert und schwache Tiere wieder aufpäppelt. "Eigentlich sind sie aber auch schon eine ganze Weile durch meine Geschichten gehüpft", resümiert der Autor, der heute in Rüttenscheid lebt und die Nähe zur Natur - trotz Urbanität - vor allem über viele Jahre in Essen-Stadtwald erfahren hat. So steht denn auch am Ende des Buches ein kurzer Info-Text über Eichhörnchen und ihre Eigenarten in der realen Welt - ganz ohne Kathi, Frau Schneckenmütz und Co.
Aus einem pädagogischen Anspruch heraus schreibt Hilbert übrigens nicht. Er sieht sein Buch über Freundschaft und Gemeinschaft eher als eine Art poetische Allegorie, in die auch viele gereimte Passagen einfließen. Horizonterweiterung für kleine und große Leser nicht ausgeschlossen! Und wer ganz genau hinschaut, entdeckt sogar von van Gogh.
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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