Der Hochofen, die Zeche, der Pott, der Mensch.

ch weis nicht warum ich das hier schreibe aber ich glaube es muss geschrieben werden.
Ich bin ein Junge aus dem Pott, naja Junge stimmt nicht mehr ganz wenn ich mein graues Haar betrachte.
Aufgewachsen in einer wohlbehüteten Familie war es immer mein Wunsch Hochbauingenieur zu werden und so verschlug es mich als Praktikant nach Duisburg Huckingen um mein Praktikum bei der Firma Beton und Monierbau beim Bau des Blasstahlwerkes II zu machen.

Hier wurde meine Einstellung zum Leben und zu den Menschen geprägt.

Ich sah den Jussuf und den Ali am Brammentransport die Lunker aus den Brammen brennen.
Ich sah den Juiseppe und den Pepe am Hochofen beim Abstich.
Ich sah auch den deutschen Maurer der bei 60 Grad im inneren der Thomasbirne die Mauerziegel erneuerte.
Alle eine eingeschworene Gemeinschaft die das "Herz am Ticken" hielten.
Ich sah auch den LKW Fahrer aus Essen der als Kleinunternehmer Kohle fuhr und am Wochenende seinen "Schrotthaufen" reparieren mußte damit er am Montag wieder seine 14 Stunden Schicht kloppen konnte.

Alles ehrliche, aufrichtige Menschen die in Arbeitersiedlungen zusammenlebten und beim Jupp an der Ecke ihr Bierken mit nem Korn schluckten, sich am Karnickelstall im Hinterhof erfreuten und deren Tauben über dem Pott ihre Kreise zogen.

Der Kiosk an der Ecke war Treffpunkt und der Kleingarten neben den Zechen und Hochöfen war die Freizeit dieser Mallocher.

Der Betriebsrat war noch eine ehrliche Vertretung dieser Menschen und Unternehmen wie Mannesmann oder Krupp sorgten für diese Menschen.
Es waren keine Journalisten die die Betriebszeitung rausbrachten, es waren Menschen wie Du und ich die zu ihrem Wort standen und ehrlich ihre Meinung sagten.
Der Pott lebte und man konnte seinen Atem sehen und den Puls spüren!
Wo aber stehen wir heute mit UNSEREM Pott?
Wo sind diese Leute die unsere Region geprägt haben?
Wo sind diese Journalisten, diese Betriebsräte, diese Politiker die uns damals vertreten haben ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen?
Es sind alle nur noch Rentner oder schon vorher an der Steinstaublunge gestorben!
Wo bleibt die junge Generation die zusammen mit unseren ausländischen Mitbürgern Feste feien ohne Diskreminierung?

Ich kann den Atem nicht mehr sehen, den Puls nicht mehr spüren, die Sprache nicht mehr sprechen, ich höre nicht mehr das "Datt und Watt".
Ich sehe keine Mallocher mehr die sich ihr Pfeifchen mit Krüllschnitt stopfen.
Ich sehe nicht mehr den Kumpel im wahrsten Sinne des Wortes.

Harz 4 und Leiharbeiter prägen nun den Pott, Schickimicki und Pubs, Sterne Restaurants und Lackschuh Politiker, jobgeile Betriebsräte und politisch angehauchte Verleger.
Ist der Pott gestorben und auch der ehrliche Kumpel nicht mehr in seiner Region erwünscht?
Nennt man das nun den Wandel der Zeit?
Wenn ja ist es schade darum !!!!!!

Autor:

Bernd Schlenhoff aus Essen-Süd

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