Mal aus der Rolle fallen
Dank Theaterpädagogin wird die Kita zur Bühne

- In eine andere Rolle zu schlüpfen kann dem Selbstbewusstsein nur zuträglich sein.
- Foto: Kita-Zweckverband
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Vorhang auf und Bühne frei! In der KiTa St. Bonifatius haben die Kinder dank Theaterpädagogin Petra Hollstein ihre Freude am Verkleiden, Sprechen und Theaterspielen entdeckt.
Etwa zehn Monate lang begleitete die Schauspielerin und Erziehungswissenschaftlerin die Bildungsarbeit der Einrichtung, führte die Kinder an das Schauspielern heran und eröffnete dem Team theaterpädagogische Methoden. Eine Zeit, in der die Kinder in ihrem Selbstbewusstsein, ihrer Körperwahrnehmung und ihrer Kreativität gestärkt wurden.
Zunächst als Alltagshelferin tätig, bewarb sich Petra Hollstein im Sommer 2021 auf die Stelle als Bildungsbegleiterin mit dem Schwerpunkt Theaterpädagogik. Seither bringt sie den Kindern aus St. Bonifatius das Theaterspielen näher, übt mit ihnen das Vorsprechen und Aufführen und entwickelt gemeinsam mit ihnen Figuren, Szenen und Theaterstücke. Im Rahmen der Bildungsbereiche Sprache und ästhetische Bildung lernen die Kinder, sich sprachlich und körperlich auszudrücken und entwickeln den Mut, etwas zu präsentieren.
Gefühle richtig einschätzen
Da den meisten Kindern das Theaterspielen zu Beginn gänzlich fremd war, führte Hollstein die Kinder zunächst spielerisch an die Kunstform heran. „Ich legte Masken aus, lud die Kinder zum Verkleiden mit Tüchern ein und wir probierten gemeinsam aus, was man mit dem eigenen Körper darstellen kann“, so Hollstein. „Dabei analysierten wir, welche Emotionen es gibt, wie man diese mit dem Gesichtsausdruck transportieren kann und welche Rolle die Gestik dabei spielt“, berichtet die Theaterpädagogin. Die Kinder konnten aber auch andere Darstellungsmöglichkeiten mit dem restlichen Körper erproben und sammelten Erfahrungen im Bereich Pantomime.
Mit der Zeit erlangten die Kinder immer mehr Sicherheit im Umgang mit ihrem Körper und trauten sich, im geschützten Raum erste kurze Szenen aufzuführen. „Die Kinder spielten Vorgelesenes nach, sprachen kurze Dialoge, gestalteten eigene Kostüme und dachten sich neue Figuren aus“, so Hollstein.
„Sprechen und Spielen vor anderen erfordert eine große Portion Mut und Selbstsicherheit. Jedes Kind konnte in seinem eigenen Tempo mitwirken und selbst entscheiden, ob oder in welchem Rahmen es teilnimmt. Bei vielen Kindern war es ein Prozess über mehrere Monate, bis sie sich trauten, mitzumachen – aber das ist vollkommen in Ordnung“, betont die Bildungsbegleiterin.
„Betrachte ich die vergangenen Monate, in denen Petra Hollstein unser Team als Theaterpädagogin bereichert, so nehme ich bei vielen Kindern wahr, dass sie auch außerhalb unserer Theaterarbeit selbstbewusster geworden sind“, berichtet auch KiTa-Leiterin Jeannette Wagner freudig. „Für die Vorschulkinder war es außerdem ein besonderes Highlight, die Studio-Bühne im Rahmen eines Ausflugs zu besuchen und ein richtiges Theaterstück anzuschauen, in dem Petra Hollstein selbst mitspielte. Dadurch ist bei einigen Kindern sogar der Wunsch aufgekommen, sich privat einer Theatergruppe anzuschließen“, so Wagner.
„Mir hat die Arbeit mit den Kindern so viel Freude bereitet, dass ich mich dazu entschieden habe, eine Praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin im Kita-Zweckverband zu absolvieren“, berichtet die Theaterpädagogin. „Als Bildungsbegleiterin konnte ich mein didaktisches Wissen als Erziehungswissenschaftlerin mit meiner Leidenschaft als Schauspielerin verbinden, gleichzeitig wertvolle Einblicke in die Elementarpädagogik erhalten und selbstständig Bildungsangebote entwickeln. Diese Erfahrungen möchte ich nun in der Ausbildung zur Erzieherin noch weiter vertiefen“, betont sie.
Projekt kann fortgesetzt werden
Kita-Leiterin Jeannette Wagner verabschiedet Petra Hollstein mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Als Bildungsbegleiterin hat sie nicht nur den Kindern die Freude am Theaterspielen eröffnet und sie in ihrer Persönlichkeit gestärkt, auch wir im Team nehmen wertvolle Erfahrungen mit und möchten das Thema weiterhin in den pädagogischen Alltag integrieren. Uns im Team wurden theaterpädagogische Ansätze nähergebracht, mit Hilfe derer wir auch künftig neue Spielimpulse setzen, Bilderbücher bearbeiten und die Sprachförderung gestalten können. Erfreulicherweise arbeitet Petra Hollsteins Schwester Eva – ebenfalls Mitglied an der Studio-Bühne – als Ergänzungskraft in unserer Kita, sodass wir die Theaterprojekte fortführen können."


Autor:Lokalkompass Essen-Süd aus Essen-Süd |
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