Aalto Ballett zu Gast im Grillo-Theater: Ptah V
Choreografie der Zukunft
Welche Choreografinnen und Choreografen prägen die deutsche - oder vielleicht auch internationale - Ballett-Szene in den nächsten Jahrzehnten? Antworten auf dieses Frage konnte das interessierte Publikum bei der Neuauflage von Ptah im Grillo-Theater finden.
Vor 14 Jahren wurde die Reihe ins Leben gerufen. Die Idee von Ballett-Intendant Ben Van Cauwenbergh: "Tänzerinnen und Tänzer des Aalto Ballett Essen dürfen ihre tänzerischen Ideen verwirklichen und sich von ihrer schöpferisch-kreativen Seite zeigen."
Denn: Für die meisten Tänzerinnen und Tänzer endet die aktive Laufbahn bereits mit Mitte 30. Was auf der Bühne ganz einfach ausschaut, ist Schwerstarbeit. Wer seiner Leidenschaft, dem Tanz, treu bleiben möchte, dem bietet die Arbeit in der Choreografie neue Chancen. Bedingung: Talent und die Entwicklung eines eigenen, überzeugenden Stils.
Zwölf ganz unterschiedliche Stücke im Zeichen des Ptha, des ägyptischen Gottes der Schöpfung, wurden von den Mitgliedern des Aalto-Ensembles eigenständig erarbeitet und in rund 90 Minuten zur Aufführung gebracht.
Für jeden Geschmack ist etwas dabei und der Premieren-Abend endet mit einem begeisterten Schluss-Applaus. Manches ist bloß eine nette Idee, aber irgendwie noch etwas ausbaufähig. Aber der Großteil der Choreografien sind - für erste kreative Versuche auf der Bühne - ziemlich genial.
So zum Beispiel das sehr intensive Stück "Die Stille meiner Stimme" von Matheus Barboza de Jesus, inspiriert von der Netflix-Serie "Love, Death & Robots". Dieses kommt ganz ohne aufwändiges Bühnenbild aus, aber überzeugt durch den eindrucksvollen Tanz von Matheus Barboza de Jesus und Larissa Machado.
Gleich mit zwei gelungenen Stücken beweist Marie Van Cauwenbergh ihr choreografisches Talent: Bei "Green Onions" und "L..." geht es um Beziehungen. Mal geht's charmant humorvoll auf der Bühne zu, mal eindrucksvoll in einem Pas de deux, getanzt von Benjamin Balazs und Rosa Pierro - jeweils in einem gelungenen Bühnenbild und stimmigen Kostümen.
Ige Cornelis und Ekaterina Mamrenko möchten in ihrem Stück "Esc (Escape)" die Sehnsucht nach einer Zeit darstellen, in der meschliche Verbundenheit über den Individualismus von heute herrschte. Ein sehr überzeugender Abschluss des Aalto Ballett-Gastspiels im Grillo-Theater.
Wer also Ballett-Kostproben auf hohem Niveau und mit viel Freude am Tanz erleben möchte, sollte Ptah V nicht verpassen. Zwei Aufführungen, am 21. und 28. Mai 2023, sind in dieser Spielzeit noch geplant.
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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