Bücherkompass - Rezension: Carlos Permann, Martin Volmer „Industrie Ikonen – Die blaue Stunde im Revier“

Verlag: Mercator; 2010, 145 Seiten

Mit „Industrie Ikonen – Die blaue Stunde im Revier“ haben Martin Volmer und Carlos Perman einen Bildband zusammengestellt, der den Focus auf genau jene industriellen Anlagen im Ruhrgebiet richtet, die von unwissenden Außenstehenden oft klischeehaft im Widerspruch zu einer schönen Landschaft gesehen werden, und sie im rechten Licht erscheinen lässt. Die blaue Stunde ist dabei der stilbildende und zeitbestimmende Faktor. Gemeint ist damit die kurze Zeitspanne, nachdem die Sonne am Horizont untergegangen ist aber den Himmel noch ausreichend anstrahlt um ihn in Blau erleuchten zu lassen. Wer selbst schon einmal während dieses Tagesabschnitts auf Bilderjagd war, der weiß, dass die Bezeichnung „Stunde“, dabei nur eine großzügige Aufrundung ist und kann ahnen, wie oft sich die beiden Fotographen auf die Lauer legen mussten, um dieses beeindruckende Werk präsentieren zu können.

Beeindruckend sind nicht nur die Fotos der Revierdenkmäler im Lichtspiel von Abendhimmel und installierter Beleuchtung, sondern auch der sorgfältige Aufbau und die Gliederung des Bildbands. Das Inhaltsverzeichnis zeigt eine wohl überlegte Einteilung der Industrie Ikonen in „Kathedralen“, „Landmarken“ und „Wasser“, die in jeweils zwei Kapiteln untergebracht sind. Es sind aber nicht nur Aufnahmen der üblichen Verdächtigen Anlagen wie der Zeche Zollverein, dem Gasometer oder dem Duisburger Binnenhafen zu bestaunen. Auch weniger bekannte Vertreter, wie z.B. die Zeche Minister Stein in Dortmund, die Halde Rungenberg in Gelsenkirchen oder der Aquarius Wasserturm in Mülheim, werden durch sowohl Vollansicht, als auch Detailfotos würdig repräsentiert. Zu Beginn jedes Kapitels findet man zu jeder Ikone ein kleinformatiges Bild mit einem kompakten Informationstext in klassischem Schwarz auf Weiß. Durch diese kleinen Einschübe kommt auch ein weiteres Stilelement erst richtig zur Geltung welches die eindrucksvollen abendlichen Aufnahmen veredelt. Bis auf die wenigen Seiten mit den Beschreibungen sind die Fotos in schwarzem Hintergrund eingebettet.

Wem es nicht ausreicht, einen hochwertigen Bildband, der durch aufregende Motive in kraftvollen Farben besticht, mit diesem Buch zu erwerben, der kann sich zudem noch über die beiliegende DVD freuen, auf welcher noch einmal alle Motive und kurze bewegte Aufnahmen mit gelegentlich eingesprochenen Kommentaren zu finden sind. Die DVD ist allerdings auch zugleich der Punkt, der die zwei größten Mängel zu dem Gesamtwerk beiträgt. Im Gegensatz zur Inhaltsübersicht im Buch hat sie leider kein Menu mit Kapitelauswahl oder ähnlichen Extras. Viel schlimmer ist jedoch, dass ihre Papierhülle mit einem ultrastarken Kleber an die hintere Innenseite des Einbands geklebt ist, was ein Entnehmen ohne Einreißen der Buchseite zur Herkules-Aufgabe werden lässt. Für diejenigen, die mit diesem Makel leben können gehört dieses Buch wohl zu den qualitativ besten Bildbänden, die sich mit der Industriekultur im Ruhrgebiet befassen.

Autor:

Sebastian Cappellacci aus Essen-Süd

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