Niemanden ausschließen
Arztmobil-Team der GSE ist auch jetzt vor Ort an der Lindenallee

Steffi Löhr (links im Bild) und GSE-Medizinerin Ursula Schürks vor dem Arztmobil. | Foto: GSE
  • Steffi Löhr (links im Bild) und GSE-Medizinerin Ursula Schürks vor dem Arztmobil.
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Das Team des GSE-Arztmobils ist Woche für Woche in Essen unterwegs, um unbürokratisch, dort, wo es notwendig ist, Hilfe zu leisten. Auch in Corona-Zeiten sind die Ärztin Ursula Schürks und die Medizinische Fachangestellte Steffi Löhr an sozialen Brennpunkten vor Ort. Wie beurteilt Ursula Schürks die aktuelle Situation? Wir haben nachgefragt.

SÜD ANZEIGER: Hat sich das Patientenaufkommen erhöht?
SCHÜRKS: Bisher nicht.
 
SÜD ANZEIGER: Herrscht Angst vor Corona?
SCHÜRKS: In der gesamten Bevölkerung ist eine Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus zu spüren. Sachliche Information über die neuartige Situation und Aufklärung über erforderliche Verhaltensweisen sind daher essentiell wichtig. Obdach- und Wohnungslose haben jedoch häufig einen reduzierten Zugang zu Medien. Daher klären wir unsere Patienten immer wieder auf und betonen, wie wichtig Abstand, regelmäßiges Händewaschen und Husten- und Niesetikette sind. Zudem sollte man sich auf keinen Fall mit den Händen in das Gesicht fassen. Patienten mit chronischen Erkrankungen oder Immunschwäche haben natürlich eine erhöhte Angst vor einer Infektion. Sie benötigen klare Vorgaben, wie sie die Möglichkeit einer Ansteckung verringern können. Und die Sicherheit, dass sie sich jederzeit bei uns vorstellen können.
Für Menschen, die hauptsächlich auf der Straße leben, wird es zunehmend schwieriger, ihr Leben zu organisieren. Manche der gewohnten Aufenthaltsorte sind geschlossen, Gruppenbildungen müssen unterbleiben, die Versorgung mit Nahrung ist mühsamer. Wichtig ist, dass Wohnungs- und Obdachlose nicht ausgeschlossen werden. Alle Menschen benötigen Unterstützung, Information und Aufmunterung, damit sie diese ungewohnte Situation gut überstehen können.
 
SÜD ANZEIGER: Wie werden im und am Arztmobil die Sicherheitsabstände in Sachen Ansteckungsgefahr geregelt?
SCHÜRKS: Die Patienten werden aufgefordert, sowohl zum Arztmobil als auch untereinander ausreichenden Abstand einzuhalten. Manche Gespräche führen wir vor dem Arztmobil. Bei der Versorgung innerhalb des Arztmobils kann, aufgrund der räumlichen Enge, kein Sicherheitsabstand eingehalten werden.
 
SÜD ANZEIGER: Wurde die Anlaufstelle zentralisiert?
SCHÜRKS: Wir sind aktuell nur am Sozialzentrum Lindenallee. Er ist zentral gelegen und die ausreichende Versorgung unserer Patienten ist gewährleistet.
 
SÜD ANZEIGER: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt?
SCHÜRKS: Bisher hatten wir keinen Patienten mit Symptomen, die eine manifeste Corona-Infektion vermuten lassen. Im Fall des Falles würden wir natürlich sofort über das Bürgertelefon Kontakt zum Gesundheitsamt aufnehmen, damit weitere Schritte eingeleitet werden können.
 
SÜD ANZEIGER: Wie wird getestet? Steht in dieser Hinsicht genug Material zur Verfügung?
SCHÜRKS: Da wir keine Testungen durchführen und bisher auch noch keiner unserer Patienten getestet werden musste, kann ich mich dazu nicht äußern.
 
SÜD ANZEIGER: Wie schützen Sie und Steffi Löhr sich selbst?
SCHÜRKS: Wir haben Schutzkleidung, die wir bei Bedarf anlegen können. Sie stellt eine gewisse Barriere dar. Wichtig sind auch Achtsamkeit und Erfahrung. Diese konnte ich 2015 in einem Einsatz in Liberia sammeln, als ich in der Ebola-Klinik des DRK gearbeitet habe.
 
SÜD ANZEIGER: Wie ordnen Sie die Corona-Situation generell ein: ernst, aber in den Griff zu kriegen oder doch unkalkulierbar und gefährlich?
SCHÜRKS: Oberste Priorität hat die Verlangsamung der Ausbreitung, damit das Gesundheitswesen funktionsfähig bleibt. Die Zukunft ist ungewiss. Gewiss ist aber, dass in der Gegenwart jeder einzelne dazu beitragen muss, sich selbst und andere zu schützen. Dies ist die kollektive Verantwortung: Reduzierung der sozialen Kontakte und der außerhäusigen Aktivitäten auf ein Minimum und Einhaltung der bekannten Hygiene-Regeln. Unter Hochdruck arbeiten weltweit Wissenschaftler daran, das Corona-Virus besser zu verstehen. Es besteht die berechtigte Hoffnung auf die Entwicklung eines Impfstoffes. Zudem wird die Durchseuchung der Weltbevölkerung und somit ein Schutz vor Ansteckung zunehmen.

Von Petra de Lanck

Autor:

Lokalkompass Essen-Süd aus Essen-Süd

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