Aalto Ballett Essen bringt zusammen mit Gelsenkirchen "Giselle" auf die Bühne

Der Essener Ballettchef Ben Van Cauwenbergh mit seinem Jack Russell Terrier im Aalto Theater. | Foto: Renate Debus-Gohl
20Bilder
  • Der Essener Ballettchef Ben Van Cauwenbergh mit seinem Jack Russell Terrier im Aalto Theater.
  • Foto: Renate Debus-Gohl
  • hochgeladen von Petra de Lanck

„Du nimmst das Messer“, Choreographie-Assistent Tim Couchman lässt die Kampfszene proben, während Solistin Anna Khamzina konzentriert ihre Schrittfolgen übt. „Die Tänzer müssen an ihre Grenzen gehen“, erklärt Ben Van Cauwenbergh die Situation im Probensaal.

Die Neuproduktion der „Giselle“ von Adolphe Adam ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen ist Ben Van Cauwenbergh stolz, den Briten David Dawson verpflichten zu können: „Es ist eine Ehre für mich, ihn hier zu haben!“ Zum anderen möchte Dawson im Laufe der Proben jede Rolle doppelt besetzt haben und schließlich vor Ort entscheiden, welches Ensemble er favorisiert.
Erstmals zusammen mit dem Ballett Gelsenkirchen stemmt Essen das ambitionierte Projekt und die Tänzer geben alles. Assistent Tim Couchman weiß genau, worauf es ankommt und was Dawson sehen möchte, wenn er die letzten drei Wochen vor der Premiere selbst bei den Proben in Essen anwesend sein wird.
„Das Stück ist sehr komplex und schwierig zu tanzen“, beschreibt Van Cauwenbergh. „Es läuft aber gut mit beiden Compagnien. Konkurrenz gibt es natürlich, aber das ist gut - es ist eine gesunde Konkurrenz“, freut er sich über den Ehrgeiz der Tänzer, ihre Sache gut zu machen. „Es gibt viel Respekt von beiden Seiten.“
Zum Stück selbst erklärt er: „Wir wollen weg von der altmodischen Giselle und den Klassiker zeitgenössisch darstellen - aber mit einem klassischen Bewegungsvokabular.“

Tänzer benötigen auch schauspielerisches Talent

Bei laufendem Betrieb, also auch anderen Ballettproduktionen, die abends über die Bühne gehen, müssen sich die Tänzer mit ihren Rollen vertraut machen, müssen Schrittfolgen üben und auch schauspielerisches Talent beweisen.
Ben Van Cauwenbergh hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Generationen für das Ballett zu begeistern. „Das Haus ist groß, man muss versuchen es zu füllen“, kommentiert er die Situation realistisch. So ist das Repertoire des Aalto Balletts breit gefächert, vom Sommernachts­traum über Othello bis hin zu Queen, ein vielbeachteter Erfolg.
„Bei uns läuft es zur Zeit gut und ich bin stolz darauf“, betont er. „Das ist schließlich auch eine Finanzfrage. Wir arbeiten aber in eine gute Richtung und haben mit vielen Gast-Choreographen auch viele verschiedene Handschriften in unseren Produktionen.“
Mit David Dawson aus England sei nun ein echter „Star-Choreograph“ dabei, so Van Cauwenbergh. Das spornt natürlich auch die Tänzer zu Höchstleistungen an. Im Alter zwischen 19 und 40 Jahren ist das Ensemble gemischt. Nachwuchsarbeit ist Van Cauwenbergh sehr wichtig und auch Familienplanung stellt für den Ballettchef, der selbst Vater einer 17-jährigen Tochter ist, kein Problem dar. So ist Giselle-Solistin Anna Khamzina Mutter einer einjährigen Tochter, was weder ihrer zierlichen Figur noch ihrer Kondition geschadet hat. Und wenn es darauf ankommt, unterstützen Van Cauwenbergh und sein Team die Tänzerinnen auch bei der Suche nach der Kita.
Man muss sich als Tänzer allerdings darüber im Klaren sein, das eine Karriere nicht ewig dauert, spricht Van Cauwenbergh die Altersproblematik an. Hier müsse man rechtzeitig planen, denn „nicht jeder könne im Anschluss an seine Karriere Ballettchef werden“, resümiert der ehemalige Tänzer, der schon mit Nurejew auf der Bühne stand, mit einem Augenzwinkern.
Ben Van Cauwenbergh erholt sich beim Segeln vom Arbeitsstress und in seinem Büro gibt sein Jack-Russell-Rüde den Ton an.
Premiere feiert Dawsons „Giselle“ dann am 29. März im Aalto Theater. Und bis dahin wird sicher noch viel Schweiß im Probensaal fließen.
Karten für diesen Abend oder Folgevorstellungen gibt es unter der Rufnummer: 8122 - 200. In der kommenden Spielzeit ist die Produktion dann am Musiktheater in Gelsenkirchen zu erleben.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.