Der SÜD ANZEIGER fragte nach, ob das Modell "Stadtteilstreife" Bestand hat
Bezirksbeamte bleiben
Sie sind in ihrem Viertel bekannt wie ein bunter Hund und die Bürger schätzen ihre tägliche Präsenz. Die Rede ist von Bezirksbeamten der Polizei. Als eine Art Dorfsheriff erhöhen sie die gefühlte Sicherheit und dienen als direkte Ansprechpartner vor Ort.
Im Zuge des Personalabbaus wurde kürzlich darüber diskutiert, Bezirksbeamte "von der Straße" zu holen und an anderen Dienststellen zu zentralisieren. Köln und auch andere Großstädte in NRW waren hier im Gespräch. Auch die Polizeigewerkschaft teilte diese Befürchtungen. Sind auch in Essen die Bezirkspolizisten bald nicht mehr in ihrem Kiez unterwegs? Der SÜD ANZEIGER fragte nach und traf sich mit Polizeihauptkommissar Michael Weber, Leiter des Bezirksdienstes Süd, und Polizeikommissarin Judith Herold von der Pressestelle der Polizei Essen/ Mülheim im Präsidium an der Büscherstraße.
"Derzeit sind noch etliche Kollegen in der Ausbildung", informiert Judith Herold. Und man müsse zum Stichtag 1. September sehen, wie viele Kollegen gehen, um zu wissen, wieviele Beamte benötigt würden.
"Zunächst einmal bedeutet Zentralisierung ja auch nicht Abschaffung", betont PHK Weber. Einige Bezirksdienstanlaufstellen wurden bereits zentralisiert und die Erfahrungen damit seien durchweg positiv. Die Beamten müssten 75 bis 80 Prozent der Arbeitszeit im Bezirk verbringen.
"Eine Zentralisierung ändert nichts an der Präsenz im Stadtteil", erklärt Weber. So sei die sogenannte Mobile Wache regelmäßig auf Wochenmärkten und bei Veranstaltungen dabei. Zudem hätten die Beamten ebenfalls noch die Aufgabe der Vollstreckung von Haftbefehlen, der sie nachkommen müssten. Bei einem größeren Pool von Beamten könne man daher die Teams individueller für die einzelnen Fälle zusammenstellen. Das sei ein klarer Vorteil.
Das Gesicht der Polizei solle aber auf jeden Fall auch weiterhin in den einzelnen Stadtteilen präsent bleiben, so der Polizeihauptkommissar. "Man lebt dort am Puls der Zeit", erklärt Michael Weber, "ist bei der Schulwegsicherung, bei Fahrradprüfungen in den Schulen und auch im Hinblick auf Kriminalität immer vor Ort."
Oft hilft einfach nur zuhören ...
Wichtige Hinweise aus der Bevölkerung gibt es dann auch schon mal bei einer Tasse Kaffee. "Oft hören die Beamten aber auch einfach nur zu, wo der Schuh drückt", so Weber. Aufgeteilt in einen Früh- und einen Spätdienst sei immer ein Beamter im Bezirk.
Kürzlich wurden im Rahmen des Bezirksdienstes E-Bikes getestet. "Das ist eine gute Geschichte", fasst Weber zusammen. Bleibt abzuwarten, wann sich diese Alternative durchsetzt.
Ob es sich um zu laute Jugendliche in den Abendstunden handelt oder irgendwo eine sogenannte "Gefährderansprache" vonnöten ist - oftmals hilft dies bereits, Schlimmeres zu verhindern. In Partnerschaft mit dem Ordnungsamt laufen die Bezirksbeamten in Doppelstreife.
"Unsere Beamten im Bezirksdienst arbeiten weitgehend eigenverantwortlich", erklärt Weber. Und sie seien hochmotiviert. Ab und an ergäben sich im Rahmen der Streife auch verwertbare Hinweise auf Straftäter, die nicht selten zu deren Ergreifung führten. Ein Grund mehr am Prinzip "Dorfsheriff" auch in Zukunft nicht zu rütteln.
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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