Essen, Lockdown in den Stadtteilen
Resignation, Ungeduld und gespenstische Stille...

Geschlossene Türen, Existenzängste, Unverständnis und Ungeduld - der Lockdown trifft die Stadtteile hart. Foto: Norbert Janz
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Geschäftswelt und Gastronomie trifft der Lockdown besonders hart. Plätze und Einkaufsstraßen in den Stadtteilen von Essen sind fast menschenleer. Versprochene Hilfen vom Bund sind bisher oft noch nicht angekommen. Wie ist die Stimmung vor Ort? Wir haben nachgefragt.

"Irgendwie ist das alles ein gespenstisches Warten. Wird die Bundesregierung sich an ihren eigenen Vorgaben orientieren und Einschränkungen lockern?" - so beschreibt Léon Finger, Vorsitzender des Initiativkreis City Steele (ICS) sein Stimmungsbild. Dabei fehlt ihm auch die Kommunikation untereinander, für die der ICS ja unter anderem die "wir-für-steele"-Frühstücksreihe aufgelegt hatte. Léon Finger: "Die Geschäftsleute sitzen im Homeoffice, ich weiß nicht, wie schlimm es einzelnen ICS-Mitgliedern geht, das ist alles sehr belastend."

"Die Kommunikation
ist eingeschlafen"

Auch Wilfried Adamy, Vorstandsmitglied der Werbegemeinschaft Freisenbruch, hat keine gute Nachrichten: "Inzwischen herrscht jetzt im zweiten Lockdown eine große Resignation. Die Luft scheint bei der Geschäftswelt und den Kunden raus zu sein. Anfangs zeigten sich viele noch kämpferisch, zum Beispiel mit den Abholangeboten in der Gastronomie. Das wurde gut angenommen, man wollte zusammenstehen in Freisenbruch. Aber jetzt herrscht Stagnation."

Zweifel: Kommt das
Quartier am Hellweg?

Adamy weiß aus Gesprächen, dass viele Menschen die Entscheidungen der Politik immer mehr hinterfragen: "Friseure, die ja bald wieder öffnen dürfen, und Gastronomieanbieter haben mit großem Aufwand in Hygienekonzepte investiert. Ihre Läden blieben aber zu, während die Floristik - was ich ihr gönne - aufbleiben durfte. Ich als Dienstleister habe viele Kontakte, aber der Einzelhandel bleibt geschlossen. Könnten hier nicht auch zumindest einzelne Kunden bedient werden? Vieles erscheint den Menschen ungerecht und schlecht nachvollziehbar."
So würden auch viele Freisenbrucher immer mehr an der Umsetzung des neuen Einkaufszentrums "Quartier am Hellweg" zweifeln. Wilfried Adamy: "Dafür hat man im Rathaus ja auch alles getan. Ausschreibungen verpennt und jetzt Bauverzögerungen wegen Bergbauschäden. Komisch, 2015 war das schon an der Straße gegenüber, am Reibenkamp, bekannt. Dazu 600.000 Euro Mehrkosten - viel Mut macht das nicht."

Angst um die
Arbeitsplätze

Andreas Dickmann, Vorsitzender des Initiativkreis Aktion Kray, sieht auch die Stimmungslage in Kray und Leithe ähnlich wie die in Steele und Freisenbruch: "Die Menschen werden ungeduldig, klare Perspektiven seitens der Politik fehlen. Sicher, der Abhol- und Lieferservice in der Gastronomie läuft, aber das ist ja kein Allheilmittel. Ich mache mir Sorgen um die Einzelhändler und auch um die Friseure. Sie dürfen zwar am 1. März wieder öffnen, aber dann kann sich jeder Kunde ja auch erst nur einmal die Haare schneiden lassen. In vielen Gesprächen habe ich gehört, dass die Handwerker zunächst mit der Auftragslage zufrieden waren. Aber inzwischen haben viele Menschen auch Angst um ihren Arbeitsplatz und halten sich mit Investitionen ins eigene Heim immer mehr zurück."

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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