Integrationsarbeit im Lockdown
Was kann man für die aktive Integration der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte heute anbieten?
Dr. Dmitri Piterski
Integrationsrat Essen
Kontakt: DmitriPiterski@web.de
dsp1955@web.de
Integrationsarbeit im Lockdown. Allgemeine Fragen und ein praktisches Einzelbeispiel
Derzeit gibt es in Deutschland und Europa insgesamt eine intensive öffentliche Diskussion über die Optimierung des menschlichen Verhaltens während der Pandemie des neuen Coronavirus.
Als Mitglied des INTEGRATIONSRATES Essen möchte ich betonen, dass rund 30 Prozent der Bevölkerung unserer Stadt Ausländer*innen oder Doppelstaatler*innen sind. Es gibt sogar mehr Mitbürger*innen mit Migrationsgeschichte, die insgesamt keinen ausreichenden Zugang zu sozialer Infrastruktur und Angeboten haben.
Gerade in diesen Tagen brauchen wir Mut, Zuversicht und positive Nachrichten! Jede entsprechende Veranstaltung / Aktivität, auch eine kleine, spielt hier eine gewisse Rolle. Auch wenn das neue Coronavirus nach wie vor den Großteil des täglichen Lebens der Menschen definiert, bleibt trotzdem die Hoffnung. Natürlich gilt es, Impfungen durchzuführen, Hygienevorschriften einzuhalten, Masken und Handschuhe an öffentlichen Orten zu tragen und Abstand zu halten. Andererseits sind soziale Kontakte notwendig.
Wie sollen Treffen und Arbeiten in Gruppen organisiert werden? Denn man kann sich nicht vorstellen, dass zum Beispiel Veranstaltungen mit vielen Teilnehmer*innen stattfinden können - Seminare, Konzerte, Spaziergänge, gemeinsame Wahrnehmung von Interessen etc. Kann man sich vorstellen, dass menschliche Begegnungen nur mit Mundschutz und Gummihandschuhen möglich sein sollen? Was kann man sonst noch für die weitere aktive Integration der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte anbieten?
Oft wird gefragt, ob es auch positive Seiten gibt, wenn sich das Leben auch für die nächsten Monate verändert. Vielleicht zeigen Menschen Solidarität, gegenseitige Hilfe und Selbstorganisation unter dem Einfluss externer Umstände und es gibt damit sogar einen positiven Moment. Die Menschen werden mehr aufeinander aufmerksam. Vielleicht haben sie die Gelegenheit, zu Hause zu sein, mehr zu lesen, über etwas nachzudenken, sogar neue Zeitungen und Zeitschriften zu kreieren und Gedichte zu schreiben.
Der "Integrationsbrücken" e. V. nimmt an städtischen und internationalen Projekten teil und veröffentlicht seit Oktober 2020 ein eigenes deutsch-russisches INTEGRATIONSBLATT «Neue Zeiten / Essen auf Russisch» in zwei Sprachen RU/DE, das per E-Mail verteilt und dem Beitrag angehängt wird. Das Integrationsteam kommt aus der ehemaligen Sowjetunion. Ich selbst komme aus Moskau, bin im Stadtteil nicht fremd, wohne doch seit fast 30 J. in Bergmannsfeld. Hier einige Rubriken des INTEGRATIONSBLATTES: Unsere Interviews: Integration. Erfolgsgeschichten / Integrationsrat Essen / Seniorenbeirat Essen / Neue Heimat Entdecken: warum wir unsere Stadt lieben / Unsere Dichter und Fotografen stellen sich vor / Unsere kulinarischen Rezepte / Europäische und städtische Projekte des Vereines u v.a.
Folgen Sie unseren Publikationen, leiten Sie diese weiter! Senden Sie uns Ihre Materialien, bieten Sie uns Ihre neuen Rubriken an. Unter Ihren Bekannten und Verwandten gibt es sicherlich Migranten, die wunderbare Integrationserfolge gezeigt haben. Wir zweifeln nicht daran! Das INTEGRATIONSBLATT findet man auch auf der Internetseite des Essener Verbundes der Immigrantenvereine e.V. unter http://www.immigrantenverbund.de/uploads/media/INTEGRATIONSBLATT_4_Januar_Februar_21.pdf
Außerdem ist vom INTEGRATIONSBERÜCKEN e.V. eine Ausgabe einer poetischen Sammlung in Russisch und Deutsch geplant, in der Gedichte von professionellen Dichtern und allen Essener Lyrik-Fans, die aus Russland, Kasachstan und anderen Republiken der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland kamen, aufgenommen werden. Einige dieser Verse wurden bereits veröffentlicht, aber die meisten werden zum ersten Mal das Licht der Welt erblicken.
Ursprünglich waren Führungen und Versammlungen mit Lesungen und improvisierten Mono-Aufführungen vorgesehen. Doch während der Corona-Pandemie waren viele der geplanten Veranstaltungen aufgrund der Anordnung der lokalen, Land- und Bundesbehörden unmöglich. In diesem Zusammenhang haben wir beschlossen, etwas anders zu unternehmen, zumal die Projektziele und Aufgaben unter anderem eine intensive soziale Inklusion von Migranten und deren aktivere Integration in eine neue Gesellschaft, eine freiere Orientierung im Informationsfluss, eine Optimierung des Fremdsprachenunterrichtes durch intensive Kontakte zu Muttersprachlern vorsehen.
Alle Sammlungsteilnehmer sollen selbst oder mit Hilfe unserer Freiwilligen elementare Computerkompetenz erlernen und die Mappen ihrer Verse mit Anmerkungen und Fotos auf Russisch und Deutsch vorbereiten. Nach entsprechender Bearbeitung im Deutschkurs und unter Beteiligung der Muttersprachler wird die Sammlung von eigenen Kräften herausgegeben und unter den Autoren und allen Beteiligten verbreitet sowie an die Stadtverwaltung übergeben. Derzeit befindet sich die Sammlung in Bearbeitung und im Layout.
Die Rubrik des INTEGRATIONSBLATTES "Unsere kulinarischen Rezepte" wurde bereits erwähnt. So ist einer von denen im LOKALEN KOMPASS aufgeführt und zwar PILAW MIT STÖR von Marina Nekrasova aus Moskau speziell für die Essener Genießer der russischen Küche.
Autor:Dmitri Dr. Piterski aus Essen-Steele |
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