Wenn Schüler lernen „Nein“ zu sagen! - „Mein Körper gehört mir“ - an der Josefschule in Horst
„Dein Körper gehört nur dir allein, du bestimmst über deinen und ich über meinen…“ schallt es fröhlich aus der Josefschule in Horst an der Dahlhauser Straße. Kein Wunder - singen mach den meisten Kindern Spaß. Doch dieses Mal hat die „Gesangseinlage“ einen ernsthaften Hintergrund. Zu Gast ist an diesem Tag die Theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück und präsentiert den Kindern ihr Programm „Mein Körper gehört mir!“ - ein dreiteiliger Workshop, der sich mit dem Thema „sexueller Missbrauch“ beschäftigt.
VON JULIA COLMSEE
Tanja Brügger und Lars Evers - freiberufliche Schauspieler - sind an der Josefschule zu Gast. Beide sind bereits seit langen Jahren für die Theaterpädagogische Werkstatt im Einsatz. „Mit unserem Stück gegen sexuelle Gewalt an Kindern wenden wir uns an die dritten und vierten Grundschulklassen.Ein gutes Gefühl - auch für uns! Kinder zu schützen und zu stärken ist unsere Aufgabe- am Ende des Programms, das bereits seit 22 Jahren an Schulen gezeigt wird, sollen die Kinder das nötige Rüstzeug haben, sich zur Wehr setzen zu können!“
Und dabei ist „Mein Körper gehört mir!“ kein klassisches Theaterstück - vielmehr eine lebhafte Unterhaltung zwischen den Schauspielern und den Kindern, die häufig durch Fragen dazu angeregt werden, ihre Meinung und ihre Erfahrungen zu schildern. Am Anfang jeder Begegnung sorgt der Körpersong für gute Laune - gemeinsames Singen entspannt! Im ersten Teil des dreiteiligen Workshops stehen dann die Gefühle der Kinder im Vordergrund. „Es gibt ja Dinge, die man besonders gerne tut - das hat man in der Regel ein ‚Ja-Gefühl‘ . was macht ihr denn gerne? Erzählt mal!“, fordert Lars Evers die Kinder auf. Klar - das wissen sie alle: Fußball spielen kommt da vor oder Reiten, Schwimmen, mit der besten Freundin spielen oder auch Fernsehen. „Und dann gibt es aber auch Dinge, die mag man nicht so gerne - ihr habt dann ein ‚Nein-Gefühl‘. Wisst ihr, was ich meine?“ Kein Problem: Sehr unbeliebt sind Klassiker wir Zimmeraufräumen oder den Tierkäfig reinigen…
Die eigenen Gefühle kennen die Kinder also und können sie sehr gut auseinanderhalten - wichtig ist aber auch, die Gefühle anderer zu erkennen. Unterstützt durch kleine Spielszenen, führen die Profis ihr Publikum an dieses Thema heran. Da ist beispielsweise der Junge, dem seine Schwester eine Massage mit einem neuen Massage-Roller angeboten hat. Im Eifer des Gefechtes geht sie ein wenig grob zur Sache - und tut ihm weh. Das Ende vom Lied: Er beschimpft sie - und sie versteht die Welt nicht mehr! „Wie fühlt sich der Junge jetzt gerade? Könnt ihr das sehen? An welcher Stelle hat er ein ‚Nein-Gefühl‘?“ Auch diese Antworten fallen den Kindern nicht schwer.
Die Quintessenz: Wer die Gefühle anderer erkennt, vermeidet Streit. Und wer ein „Nein-Gefühl“ hat, der sollte auch nein sagen!
Dass das natürlich nicht immer so einfach ist, aber manchmal nach etwas Überwindung sehr effektiv, das lernen die Kinder im Laufe der kommenden 30 Minuten.
Zwei weitere Vormittage werden an der Josefschule noch folgen - und sich thematisch mehr und mehr dem Thema „Sexueller Missbrauch“ nähern. „Kinder, die wissen, wie sie sich in unsicheren Situationen verhalten können, gehen gestärkt durchs Leben. Mit „Mein Körper gehört mir“ vermitteln wir deshalb ganz praktische Strategien. Was kannst du tun, wenn jemand deine körperlichen Grenzen überschreitet? Wie bekomme ich Hilfe bei sexueller Gewalt? "Wenn du ein Nein-Gefühl hast, geh' zu jemandem und erzähl ihm davon!" So lautet unsere wichtigste Botschaft.“
Die Theaterpädagogische Werkstatt kann für Schulen selbstständig gebucht werden - weitere Informationen gibt es unter www.tpw-osnabrueck.de.
Autor:Julia Colmsee aus Essen-Süd |
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