VKJ eröffnet erstes Essener "MehrgenerationenWohnen" in Freisenbruch
Wo einst die „kleinen Füße“ an der Märkischen Straße 25 in Freisenbruch tobten, soll es bald wieder lebendig werden. Der VKJ hat sein Großprojekt mit Kita-Umzug und Bau des Mehrgenerationenhauses abgeschlossen. Die Wohneinheiten sind bezugsfertig und seit Ostermontag sind die ersten Mieter da.
Große, helle Räume, die Jung und Alt viel Komfort bieten, sind in der ehemaligen Kita entstanden. Die „kleinen Füße“ sind längst umgezogen und fühlen sich in ihrer neuen, viel größeren Einrichtung (Märkische Straße 27-29) pudelwohl. Das ehemalige Kinderhaus der kleinen Füße wurde nun zu einem modernen Wohnhaus umgestaltet. „Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wo hier früher unsere Gruppenräume waren“, lacht Petra Staats vom VKJ, die sich um die Vermietung der vier Wohnungen für alleinerziehende Mütter oder Väter und die Belegung der Senioren-Wohngemeinschaft (WG) kümmert und später Ansprechpartnerin für die Mieter bleibt.
Wie gut, dass Oliver Kern den Rundgang begleitet. Der Geschäftsführer vom VKJ (Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet e.V.) hat das Bauvorhaben wieder selbst geplant und freut sich heute, dass alles auch in der Praxis bestens funktioniert. „Hier war damals der Turnraum“, erklärt er und seine Augen strahlen. Ist er doch selbst viele Jahre lang allmorgendlich hierhin gekommen. Damals, als er selbst noch als Erzieher tätig war. Und noch viel früher, da ist er als kleiner Junge morgens zur Laurentiusschule gegangen und traf hier auf Marianne Bonsiepen, die ihn in den ersten Schuljahren unterrichtete und ihn sehr geprägt hat. Im letzten Jahr hat er seine Lehrerin, die heute über 90 ist, wiedergetroffen. Sie hatte für das Mehrgenerationenhaus Spenden gesammelt. Heute lernt auch sie das Leuchtturm-Projekt hautnah kennen. Denn diese Art des Wohnens, wo alleinerziehende Eltern mit ihren Kindern mit einer Senioren-WG zusammenleben ist bislang einzigartig - sogar bundesweit!
„Ich bin ganz begeistert, jetzt wo ich das alles hier sehe“, freut sich Marianne Bonsiepen. „Ich bin sehr stolz auf Oliver und das, was er alles erreicht hat.“
Dass sie einen großen Anteil daran hat, will die rüstige Rentnerin kaum hören. „Doch, das ist schon so“, unterstreicht Kern. Denn: „Sie hat mich in den zwei Schuljahren sehr in allem bestärkt und damit den Grundstein gelegt.“ Besonders in Erinnerung sind dem 47-Jährigen die Fleißkärtchen geblieben, die es immer für besonders sorgfältig gemachte Hausaufgaben gab. „Das war für mich die Gelegenheit, an Geschenke für meine Mutter zu kommen“, erinnert er sich. Wer nämlich genug Sorgfalt, auch beim Blumendienst oder durch rege Teilnahme am Unterricht, zeigte, und genug Kärtchen gesammelt hatte, konnte diese gegen Geschenke aus der Krabbelkiste von Marianne Bonsiepen eintauschen.
Das Mehrgenerationenhaus weckte bei Marianne Bonsiepen sofort großes Interesse, als sie vom Projekt ihres ehemaligen Schüers in der Zeitung las. „Ich konnte mir nicht vorstellen, wie man in Wohnhäusern dieses Konzept umsetzt“, erinnert sie sich. Das bekommt sie heute gezeigt, bleibt aber kritisch: „Na, ob sie das mal alles so schön erhalten können?“, fragt sie Petra Staats. Die ist aber ganz optimistisch. „Wir geben es ja nicht ganz aus der Hand“, lacht die Erzieherin. „Wir sind alle sehr gespannt, wie das Mehrgenerationenwohnen mit Anschluss an die Kita klappen wird“, gibt sie zu. Die Tür des Kinderhaus „Kleine Füße“ stehe immer für die Bewohner offen. „Wer Hilfe oder Rat sucht, bekommt ihn bei uns“, sagt sie. „Wir wollen unsere Mieter unterstützen, nicht kontrollieren.“
Die Wohneinheiten für Alleinerziehende sind sehr gefragt. „Wer hier reinkommt, will gar nicht mehr raus“, lacht Petra Staats, während sie die moderne Küche in einer der Wohnungen öffnet. „Wir haben aber noch zwei Wohnungen frei“, erklärt sie. Anders sieht es da - noch - in der Senioren-WG aus. „Interessenten waren schon da und wir hoffen, dass bald auch die ersten Mieter einziehen“, so Staats. Drei Wohneinheiten gibt es in der WG und wer sich jetzt entscheidet, kann noch zwischen Balkon oder Terrasse wählen. Jeder Bewohner hat ein Zimmer mit eigenem Bad und kleinem Balkon oder eben einer Terrasse. Außerdem gehört eine große Wohnküche, die von den Senioren gemeinsam genutzt wird, zur WG. „Die einzelnen Wohneinheiten sind abschließbar“, betont Petra Staats. „Jeder hat hier sein eigenes Reich und die komplette WG ist barrierefrei und über die Rampe, die ums Haus herum und direkt in die Wohnküche führt, auch für Rollstuhlfahrer oder mit einem Rollator einfach zu erreichen.“ Wer sich für das Leben im Mehrgenerationenhaus entscheidet, sollte „Lust am Miteinander“ haben, betont Petra Staats. „Hier muss niemand allein sein!“
Dass niveauvolles Wohnen auch im Alter möglich ist, beweisen der VKJ und die Allbau AG hier: „Der Allbau hat wirklich alles eins zu eins umgesetzt, so wie wir das haben wollten“, freut sich Oliver Kern. Jede Wohneinheit hat nicht nur eine moderne Küche und einen Balkon, sondern auch eine Waschmaschine und einen Trockner in der hellen Waschküche im Keller. „Die Senioren WG teilt sich die Küche und auch eine Waschmaschine und einen Trockner“, sagt Oliver Kern.
Alleinerziehende oder Senioren, die das Mehrgenerationenwohnen im „Tanja-Ubländer-Haus“ kennenlernen möchten, melden sich bei Petra Staats unter der Telefonnummer 50 15 03 und vereinbaren einen unverbindlichen Besichtigungstermin.
Hintergrund
- Das „Tanja-Ubländer-Haus“ wurde nach einer ehemaligen VKJ-Mitarbeiterin benannt, die 2009 verstorben ist.
- Tanja Ubländer hat im Kinderhaus „Kleine Füße“ ihr Anerkennungsjahr gemacht und war als Erzieherin im VKJ-Kinderhaus „SimSalaGrim“ in Kray tätig.
- Sie hat das Konzept des Mehrgenerationen-Wohnens mitentwickelt und sollte das Haus betreuen. Ihre Position hat nun Petra Staats übernommen.
Autor:Mareike Schulz aus Essen-Steele |
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