Steele: Neun Haushalte ohne Heizung
Mieter fühlen sich im Stich gelassen – Diese Woche sollen Arbeiten weitergehen
Schon von weitem sieht man die Gerüste an der Häuserreihe, die offensichtlich komplett saniert wird. Mittendrin das Haus Bochumer Straße 58, wo sich eine ebenso kuriose wie unangenehme Situation ergeben hat.
Im Zuge der Sanierung durch den Vermieter Vonovia wurden auch die alten Nachtspeicher-Heizungen entfernt und eine neue Zentralheizung installiert. Dafür mussten weitere Rohre verlegt werden, und zwar durch die Zimmerdecken. Das hat eine Menge Lärm und Dreck verursacht. Aber wenn alles fertig ist, wird es ja umso besser.
Wenn nur das Wörtchen wenn nicht wär ... Denn während bereits so gut wie alle Mieter in der Häuserreihe an das neue Heizsystem angeschlossen sind, gibt es im Haus Nr. 58 ein Problem: In einer Erdgeschoss-Wohnung konnten die Bohrungen noch nicht ausgeführt werden, weil für die Baufirma bisher dort noch kein Zugang möglich war. Die Mieterin dieser Wohnung ist selten zu Hause und konnte bislang nicht erreicht bzw. nicht dazu bewegt werden, die Arbeiten in ihrer Wohnung durchführen zu lassen.
Neue Heizkörper sind da, aber nicht angeschlossen
So haben neun Mietparteien zurzeit keine Heizung. Die nigelnagelneuen Heizkörper sind angebracht, haben aber keine Verbindung zur Heizanlage. Bislang hat sich der Oktober noch von der freundlichen Seite gezeigt und die Sonne wärmt die Wohnungen tagsüber ein wenig auf. Doch die Nächte sind bereits kalt, und es gehören auch einige ältere und kranke Menschen zu den Betroffenen.
"Wir haben schon im Juli einen Brief mit Unterschriften der betroffenen Mieter an Vonovia geschickt und über die Situation informiert, haben aber immer noch keine Antwort", erzählt Juri Kermann, der sich im Namen seiner Mutter in seiner Verzweiflung an den Steeler Kurier gewandt hat. Denn nach mehreren Nachfragen bei Vonovia hätte es immer nur geheißen: Sprechen Sie mit der ausführenden Baufirma. Im September hat Kermanns Mutter einen Heizlüfter von der Baufirma bekommen. Damit kann man zum einen nicht eine ganze Wohnung heizen und zum anderen: Wer bezahlt die horrende Stromrechnung? Auch dazu habe sich die Vonovia nicht geäußert.
Wer zahlt den Strom für die Heizlüfter?
"Ich bin sogar extra nach Bochum zu Vonovia gefahren, um den Fall meiner Mutter und der anderen Mieter vorzutragen", erzählt Kermann. Doch dort habe man ihn glatt wieder weggeschickt. "Ich konnte dort mit niemandem sprechen. Man sagte mir, dass sie seit Jahren nur noch telefonisch mit den Mietern sprächen."
"Heizlüfter haben auch nicht alle bekommen, sondern nur die, die darauf gedrängt haben", schimpft ein weiterer betroffener Mieter. "Aber die Mieterhöhung haben sie schon angekündigt!"
"Ein Heizlüfter, um eine ganze Wohnung zu heizen ist natürlich völlig unzureichend", erklärt Rechtsanwältin Anke Eymann-Kapser, die auch beim Mieterverein Essen berät. "Und die Mehrkosten für den Strom muss der Vermieter tragen."
Auf Nachfrage des Steeler Kuriers sieht das die Vonovia genauso: "Selbstverständlich werden wir für die Stromkosten aufkommen", sagt Bettina Benner, Pressesprecherin von Vonovia.
Das Problem mit dem Zutritt zu der unteren Wohnung habe man nun auch lösen können. Benner: "Es tut uns sehr leid, dass unsere Mieterinnen und Mieter sich so lange gedulden mussten. Wir sind in solchen Fällen auf die Mithilfe und Unterstützung all unserer Mieter angewiesen. Für die Verzögerung können wir uns jedoch nur entschuldigen."
So sei jetzt der Weg frei, die Arbeiten an der Heizung endlich abzuschließen. "Wir gehen davon aus, dass die Heizungen unserer Mieterinnen und Mieter kommenden Freitag wieder funktionieren", so Bettina Benner weiter. Da laut Mieterverein ab November die Miete gemindert werden könnte, kommt dies auch kein bisschen zu früh.
"Es tut uns sehr leid, wenn sich unsere Mieterinnen und Mieter in dieser Angelegenheit nicht gut abgeholt fühlten. Alle unsere Mieter haben die Möglichkeit, den Bauleiter direkt zu kontaktieren und von ihm Antworten zu erhalten. Dieser Kontakt hat nach Aussage unseres Bauleiters auch stattgefunden."
Die Maßnahme, bei der es sich um eine Vollmodernisierung handelt, hat im Oktober vergangenen Jahres begonnen. Voraussichtlich werden die Arbeiten im Februar des kommenden Jahres abgeschlossen.
Teil der Vollmodernisierung ist unter anderem die Erneuerung der Fenster, der Haustüren oder der Balkone.
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
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