„Löwes Lunch“: Sage mir Deinen Klingelton und ich sage Dir, wer Du bist!

Was wäre eine romantische Hochzeitszeremonie, eine Beerdigung, eine Laudatio, ein Referat ohne diesen einen Voll-Pfosten, der seine Töne am Handy nicht ausgeschaltet hat? Da macht es während der Taufe schon Sinn, wenn ein „Born to be wild“ in bester Realtone-Qualität erschallt. Gerne genommen ist auch ein „Zehn nackte Friseusen“, wenn man zum ersten Mal bei den Eltern der Freundin zum Essen eingeladen ist. Da können die sich gleich ein Bild davon machen, wie der „Neue“ des Nesthäkchens so seine Urlaube verbringt.
Kürzlich war ich mit meiner Frau beim Einkaufsbummel. Sie wurde angerufen und ihr Handy überzeugte durch ein lautes „Pokerface“. Die Verkäuferin war geschockt: „Also, Frau Leweux. Sie und Lady Gaga, das hätte ich nie vermutet.“
„Tja, lern’ sie erst mal richtig kennen“, d a c h t e ich mir. Manchmal ist es nämlich auch als Löwe besser, wenn man einfach schweigt.
Aber mal ehrlich: Die Töne passen auch immer so gut zu den Typen, oder? Z.B. der voreingestellte Rufton - wie lahm ist das denn? Und richtig, der Handybesitzer ist meist auch ein Langweiler. Dann ein „Ich war noch niemals in New York“ von so einem typischen Möchtegern-Herzensbrecher, der mitten in der Midlife-Crisis seine Haare färbt, im Studio Gewichte stemmt und den Lause-Mädels hinterher schielt.
Aber das ist alles nichts gegen das, was mir kürzlich passiert ist, weil ich Neffen im handyfähigen Alter habe. Ansonsten ist mein Klingelton „Sendung mit der Maus“. Nicht zu trendy, nicht zu hipp, irgendwie harmlos lustig. Jeder sagt: „Moment, das ist doch...“ – und schon ist man im Gespräch. Doch der familiäre Telefon-Terrorist hatte meinen Ton geändert. So stehe ich nichtsahnend nach der Pressekonferenz mitten im Small-Talk und plötzlich ertönt ein anzügliches, schrilles Gestöhne und Geächze. Der Ex-Lieblingsneffe musste später zugeben, dass der Klingelton „Kopulierende Eichhörnchen“ oder so heißt. Na supi: Kein Anschluss unter dieser Nummer!