"Löwes Lunch": Nur ein Klick bis zum Tod!

Es gibt nichts, was es nicht gibt und das gilt wohl gerade fürs Internet. Denn kurz vor den traditionellen Feiertagen in der dunklen Jahreszeit bin ich auf Online-Friedhöfe gestoßen. Die soll' s schon länger geben. Hätten Sie das gewusst?
Irgendwie "komisch" berührt begutachte ich eine Startseite, auf der ganz selbstverständlich "Buttons" wie "Neues Grab anlegen", "Gedenkkerze anzünden", oder "Grabstein hier individuell gestalten" eingestellt sind. Wie ansonsten Reklamebänder, wechseln sich hier andauernd Eintragungen von Todestagen, Todesdaten, Namen von Verstorbenen als Einspielung ab.
Ist das die Zukunft für den Umgang mit dem Ende? An Allerheiligen - typisch, werden Sie jetzt vielleicht sagen - geht's bei uns immer mit der ganzen Familie auf den Friedhof. Auch die Kinder kommen mit. Bei Wind und Wetter gehen wir dann an die Gräber, entzünden Kerzen, legen Gestecke ab, das Übliche. Unterwegs trifft man schon einmal Bekannte, immer aber unterhalten wir uns über die Verstorbenen, erinnern an deren Eigenarten und Lebensweisheiten - eigentlich immer ein fröhliches Gedenken. Danach gibt's traditionell selbstgemachte Sülze mit Bratkartoffeln...
Gräber werden immer teurer, immer öfter können sich Hinterbliebene die für uns "normal" gewordene Trauer gar nicht leisten. Günstig-Beerdigungen boomen und es gibt sogar Konkurrenzkampf mit ausländischen Anbietern, z.B. in den Niederlanden. Ist ein virtueller Friedhof, auf dem angeblich kostenlos getrauert werden kann, die Lösung? Können Angehörige, die nicht mehr mobil sind und vor allem: niemanden haben, der sich um sie kümmert, dann per Mausklick noch dabei sein?
Bevor ich in völlige Herbst-Depression verfalle, scrolle ich zum Seitenende. Dort grüßt mich eine Bannerwerbung: "1 Kilo Bauchfett garantiert weg, wenn Sie..." Na, wenigstens damit bin ich wieder zurück im realen Leben ohne Maus und Klick. Und wenn's mal wieder ein Stück Sülze zuviel sein sollte, weiß ich ja jetzt, wo es Hilfe gibt...