Löwes Lunch": Gorch Fock - Fluch abgetakelter Seefahrerromantik

Dass eine 25-jährige Offiziersanwärterin nach einem Sturz aus 27 Metern Höhe auf der Gorch Fock ihr Leben ließ, ist tragisch und nicht der erste Unfall auf dem deutschen Segelschulschiff. Geradezu skandalös ist aber das Seemannsgarn, das seitdem in Marinekreisen gesponnen wird.
Da wird doch wirklich versucht, der Öffentlichkeit zu suggerieren, dass das Herumklettern ohne Sicherung auf dem altehrwürdigen Dreimaster wertvollen Unterrichtsstoff darstellt. Was für eine Dreistigkeit! Als ob die Bundeswehr am Horn von Afrika gerade hinter den somalischen Piraten hersegelt, während auf dem Schifferklavier lustige Melodien gespielt werden. An einem deutschen Kriegsschiff ist mittlerweile die Landesflagge so ziemlich das einzige vorhandene Stück Stoff. Und um in Afghanistan den Weltfrieden zu sichern, "üben" deutsche Soldaten ja auch nicht vorher in historischen Kreuzritter-Rüstungen und hoch zu Ross.
Nein, beim Klabautermann: Die Wahrheit liegt woanders. Denn gerade in Zeiten, in denen die Bundeswehr zur kleineren und vor allem kostengünstigeren Berufsarmee umorganisiert werden soll, fällt es wohl schwer, zuzugeben, dass die Gorch Fock nichts anderes als purer Luxus ist. Ein reines Repräsentationsschiff, das bei internationalen Windjammer-Treffen das Image der Marine aufpoliert.
Wer das Schmuckstück behalten will, der muss sich auch dem Vorwurf der Steuerverschwendung offensiv stellen. Dabei ist ein klares Wort unseres doch sonst so smarten Verteidigungsministers mehr als überfällig. Wer junge Menschen nach dieser neuerlichen Katastrophe weiterhin ungerührt auftakeln lässt, der hat auf einem deutschen Schulsschiff nichts zu suchen, der gehört auf einen "Seelenverkäufer"!