Krayer Bastel-Opa gibt immer Vollgas!
Wenn die Säge surrt, ist Klaus Fust glücklich. Aber nicht nur dann: In strahlende Kinderaugen zu sehen, die sich über seine Osterhasen, Schultafeln oder Holzbuchstaben freuen, auch das ist für ihn immer wieder ein Highlight. Rund ums Osterfest hat er wieder die Säge „gequält“ und zahlreiche Häschen für die Kinder der Ev. Kita an der Leither Straße gebastelt. Klaus Fust ist der Bastel-Opa im KURIER-Gebiet und öffnete für uns die Türen zu seiner Werkstatt.
In den Keller muss Klaus Fust nicht Zwangsweise, weil es Ehefrau Annemarie nicht mehr mit dem fidelen Rentner aushält, sondern vielmehr, weil es ihn hierhin zieht. Im Keller seines Einfamilienhauses in Leithe hat Fust sich zwei Räume für seine Handwerkskunst eingerichtet. In dem einen befindet sich seine große Werkstatt mit historischer Werkbank, zahlreichem Werkzeug und einer großen Laubsäge, die - wie sollte es auch anders sein - mitten im Raum steht. An die setzt sich der 88-Jährige auch prompt und sägt an seinem Osterprojekt 2013 weiter: Kleine Hasen, die von Tochter Karin mit Stricktäschchen ausgestattet werden, in die dann süße Überraschungen für die Kinder kommen.
Mit dem Eintritt ins Renten-alter fing für Fust wahrlich ein neues Leben an: Das spielt sich hauptsächlich in seiner Werkstatt ab. Aber: Schon als Bauingenieur entdeckte er sein Hobby. „Ich hatte immer schon einen Hang zum Zeichnen“, gesteht er. „Als meine drei Kinder noch klein waren, habe ich die erste elektrische Laubsäge von meiner Frau geschenkt bekommen. Das war 1956. Da habe ich mir einen Werkkeller eingerichtet, der war aber gerade mal einen Meter breit“, erinnert er sich. Dort entstanden dann in liebevoller Detailarbeit hübsche Mickey Mäuse und andere Figuren, die die Augen seiner drei Sprösslinge zum Strahlen brachten. „Wir hatten die tollste Kinderzimmer-Deko“, erinnert sich Tochter Karin.
Kinderaugen zum Strahlen bringen, das ließ Klaus Fust nicht wieder los. Heute ist er sechsfacher Opa und sagt: „In meiner Werkstatt herrscht immer Hochbetrieb.“ Denn mit den Enkelkindern wurden hier gemeinsam Gewehre, eine Kampfaxt oder Schwerter, Spiele, Puppenhäuser und Co. gebastelt.
Und jetzt? Da sitzt Klaus Fust wieder, immer dann, wenn er Lust und Laune hat, unten im Keller und werkelt. Zu den Kindergärten in Kray und Leithe hat er ein enges Verhältnis. „In St. Joseph arbeitet meine Schwiegertochter, dort war ich jahrelang der Bastel-Opa“, lacht er. Denn in der Nachbarschaft hat er sich für die Hortkinder kleine Laubsägen gepumpt und den Kleinen den Umgang mit Säge, Spanplatten und Pinseln beigebracht.
Apropos Pinsel: Da gibt es ja noch einen Raum im Kellergeschoss der Fusts. Hier hat Klaus Fust quasi sein Atelier. In dem kleinen Raum sitzt er oft stundenlang an seinem Schreibtisch und gibt seinen Holzarbeiten den letzten Schliff. Augen, Nasen und Münder werden gemalt oder - wie zuletzt im Dezember, als er für die Ev. Kita an der Leither Straße die Dekoration für den Steeler Weihnachtsmarktbaum sägte - auch Anhänger oder Dekofiguren coloriert.
Von ruhigem Rentneralltag kann im Hause Fust keine Rede sein. „Ich habe doch gar keine Zeit zum alt werden“, lacht Klaus Fust. Denn auch zur Ev. Kita an der Leither Straße hat Fust ein enges Verhältnis. Tochter Karin arbeitet hier als Erzieherin und hat für ihre Einrichtung die Osterhasen mit Täschchen beim Herrn Papa geordert.
Mit denen ist er fast fertig und freut sich schon, wenn dann, bei der Ostersuche im Volksgarten Kray, die Kinderaugen leuchten.
Das ist auch immer dann der Fall, wenn Karin Khaeef in den Gruppenräumen ein Teelicht in die Märchenlaternen stellt. Die sind ein wahres Meisterwerk geworden, denn Märchenszenen, z.B. Sterntaler oder Rotkäppchen, hat Klaus Fust hier auf die Seitenwände gebracht. Aber nicht irgendwie, sondern als detailreichen Scherenschnitt. „Die Kinder lieben es, wenn die Laternen an sind“, sagt Karin Khaeef. Aber nicht nur für die Kinder ist Fust im Einsatz. Auch Ehefrau Annemarie beglückt er immer wieder mit seinen Arbeiten: Ob Holzspiele oder kleine Krippen in Kokosnüssen - Klaus Fusts kreativem Ideenreichtum scheinen keine Grenzen gesetzt. Wenn die Osterarbeiten abgeshclossen sind, geht es für den Bastel-Opa schon weiter: Die Einschulungen stehen an! Jeder Schulanfänger der Ev. Kita bekommt dann einen Stundenplan in Tafelform geschenkt. Bei über 1.200 Exemplaren ist Fust nun schon angekommen. „Die Arbeiten von meinem Vater könnte man gar nicht bezahlen“, sagt Karin Khaeef. „Er hat uns schon Spiele aus Holz gebastelt und Puzzle, mit denen die Kinder mit Begeisterung seit Jahren spielen.“ Langweilig wird dem Rentner nie. Denn auch der Garten will gemacht werden. „Im Sommer bin ich dann weniger in meiner Werkstatt“, gibt er zu. Außerdem gehören auch die Fotografie und mittlerweile das Arbeiten am PC zu seinen Hobbies. Angst vor neuen Medien? Nicht bei Klaus Fust. Er besuchte einen Computerkurs, schaffte sich ein Laptop an und macht heute sogar Online-Banking. „Man muss mit der Zeit gehen“, sagt er. Und so wundert es nicht, dass er in seinem Werkkeller, wenn größere Produktionen anstehen, auch mal zu kleinen Tricks greift. „Bei den Osterhasen habe ich mir eine Schablone gefertigt und säge auch schonmal vier Platten übereinander“, verrät er. Das muss er manchmal auch, denn auch seine Dackelhündin will beschäftigt werden. „Täglich gehen wir zwei große Hunden mit dem Hund“, sagt Klaus Fust. „Wir haben unser ganzes Leben lang Hunde gehabt. Das ist einfach die beste Medizin!“
Autor:Mareike Schulz aus Essen-Steele |
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