E.ON übernimmt innogy und der Betriebsrat bangt allein in Essen um 2.800 Arbeitsplätze

"RWE und E.ON spielen Monopoly" - das glaubt die Betriebsratsspitze des innogy-Regionalbetriebsrats Essen, Birte Kinder (links) und Gabriele Sassenberg, und befürchtet nichts Gutes für die 2.800 Essener innogy-Mitarbeiter. Foto-Montage: Lew
  • "RWE und E.ON spielen Monopoly" - das glaubt die Betriebsratsspitze des innogy-Regionalbetriebsrats Essen, Birte Kinder (links) und Gabriele Sassenberg, und befürchtet nichts Gutes für die 2.800 Essener innogy-Mitarbeiter. Foto-Montage: Lew
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Nachgefragt: RWE und E.ON spielen Monopoly - laut Betriebsrat sind alleine in Essen Tausende Jobs bei innogy in Gefahr.

Energie-Erzrivale E.ON soll das Netz- und Vertriebsgeschäft von der gerade mal zwei Jahre alten innogy übernehmen. Den Bereich der Erneuerbaren Energien verleibt sich der Kohleverstromer RWE ein. Konzerne, Politik und sogar Gewerkschaften reden von der Mega-Fusion. Doch die innogy-Mitarbeiter bangen angesichts 5.000 einzusparender Jobs um ihre Zukunft. Aufforderung an die STADTSPIEGEL ESSEN-Redaktion: „Dazu solltet ihr mal nachfragen!“ Genau das haben wir gemacht... und zwar bei der Betriebsratsspitze des innogy-Regionalbetriebsrats Essen: Birte Kinder und Gabriele Sassenberg.

Die E.ON-Übernahme von Innogy soll 5.000 Arbeitsplätze kosten. Wie viele Mitarbeiter sind denn im „Revier“ bzw. in der Konzern-Metropole Essen betroffen?
Genau können wir das natürlich jetzt noch nicht sagen. Aber allein in Essen arbeiten bei der innogy rund 2.800 Mitarbeiter. Und fast alle bei uns vorhandenen Funktionen gibt es auch bei E.ON in der Essener Zentrale. Zwei Konzernzentralen werden sicherlich nicht benötigt. Den Rest kann man sich denken.

Es wäre also durchaus möglich, dass in einer Familie gleich zwei Mitarbeiter von innogy – der selbsternannten „Gesellschaft der Zukunft“ - ihren Arbeitsplatz verlieren?
Ja – natürlich. Wir haben sehr viele Familienmitglieder bzw. Paare, die bei uns arbeiten. Damit könnte eine komplette Familie ihren Lebensunterhalt verlieren.

In welchem Zeitraum rechnen Sie mit der Übernahme?
Wenn über die Vorstände von RWE, innogy und E.ON nicht anderslautende Vereinbarungen getroffen werden, die eine schnellere Abwicklung möglich machen, wird die Übernahme spätestens ab dem zweiten Quartal 2019 stattfinden. Also nicht mal mehr als ein Jahr – die Kolleginnen und Kollegen haben wirklich Angst.

Auf Seiten der Politik wird die „Mega-Fusion“ bisher begrüßt. Welche Signale fehlen Ihnen aus Berlin, Düsseldorf und den Kommunen?
Egal bei welchen Übernahmen oder Schließungen in der Vergangenheit – sei es beispielsweise Opel, Karstadt oder Schlecker gewesen – immer hat die Politik sich dafür eingesetzt, dass die Standorte und Arbeitsplätze erhalten bleiben. Davon haben wir bis heute in Bezug auf die Übernahme durch E.ON nichts gehört. Gerade die lokale und regionale Politik müsste sich doch die Frage stellen, ob der Wegfall von tausenden qualifizierten Arbeitsplätzen die Wirtschaftsfkraft in der Region nicht nachhaltig schädigt oder schwächt.

Kritik an Ver.di
und IGBCE

Auch IGBCE und Ver.di halten sich mit Kritik vornehm zurück. Wie schätzen Sie die Rolle der Gewerkschaften bei dem Deal ein?
Na, die anscheinend vorbehaltlose Zustimmung von Gewerkschaften zu einem Deal, der auch mit Blick auf die Sicherung von Arbeitsplätzen ganz anders hätte gestaltet werden können, verwundert doch einigermaßen. Leider hilft diese Haltung auch nicht bei der notwendigen Stärkung der Arbeitnehmervertretung.

Wenn von Arbeitsplatz-Verlusten die Rede ist – wird denn auch auf der Führungsebene eingespart?
Bei den genannten 5.000 Arbeitsplätzen, die eingespart werden sollen, sind sicherlich auch Führungskräfte dabei. Wie viele genau, da sind wir mal gespannt. Insbesondere, wie es mit unseren derzeit sechs innogy-Vorständen weitergeht.

Mal Hand aufs Herz: Was droht bei der Übernahme wirklich, der Total-Ausverkauf von innogy?
Ja – das ist unsere größte Befürchtung. Ein Unternehmer würde doch die Funktionen, die er benötigt, aus der innogy herausholen und sie auf die E.ON-Gesellschaften verteilen. Nur so sind doch die von Herrn Teyssen erhofften Umsatzsteigerungen auch umzusetzen. Und der Rest der Kolleginnen und Kollegen? Wir mögen gar nicht darüber nachdenken!
Und was die bei innogy geplanten Investitionen in Zukunftsmodelle angeht: mit der anstehenden Übernahme könnte ein Scheinriese entstehen, der bei aller Marktmacht keine finanzielle Kraft mehr hat. Das bedeutet Stillstand und lahmende Energiewende. 

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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