Ab ins Leseabenteuer-Land in der Bibliothek Freisenbruch
„Ein begehbares Bücherregal - was mag das denn wohl sein?“, fragte sich Maryam Alizadeh, Leiterin der Stadtteilbibliothek Freisenbruch noch am Mittwochvormittag. Und dann kam Sarah Biemann. Mit drei Regalteilen, Tüte, Werkzeugkoffer und Papa im Schlepptau. Flugs wurden die drei sperrigen Teile ineinander gesteckt und der imposante Regalturm zusammengeschraubt.
Fein säuberlich hatte die 22-jährige Studentin die einzelnen Teile beschriftet, so dass alles schnell an seinem vorgesehenen Platz war. Maryam Alizadeh zauberte einen hübschen Teppich hervor, der zum echten Hingucker in der Mitte der Bücherei avancierte. Entstanden ist die Idee zum „begehbaren Bücherregal“ in einem Uniseminar. „Ich studiere Kunst und Deutsch in Paderborn und in einem Wochenendseminar von Harmut Wilkening, einem deutschen Künstler, der in Amsterdam lebt und arbeitet, sollten wir uns im Handwerk üben“, erzählte sie. „Der Titel des Seminars war ‚Du sollst Dein Leben ändern‘ und ich dachte sofort an die Kinder, die ja auch Übende sind, und das Lesen. Denn Lesen gerät immer mehr in den Hintergrund und steht immer in Konkurrenz mit anderen Medien. Ich habe also überlegt, wie ich wieder neugierig aufs Lesen machen kann“, so die Studentin.
Ein Modell, das ein Regal über noch mehr Ebenen darstellte, wurde in der Uni-Werkstatt gefertigt. „Wir haben eine richtige Tischlerwerkstatt dort und eine tolle Einführung in den Umgang mit den Werkzeugen bekommen“, berichtete Biemann. Doch das Modell ließ sich daheim in Holsterhausen nicht verwirklichen. „Das wäre für die Kinder viel zu hoch geworden“, lachte sie. Jetzt kann Maryam Alizadeh drei Ebenen mit Büchern bestücken.
Die engagierte Bibliothekarin untersuchte derweil das neue Highlight in ihren Regalreihen. Denn, wer jetzt unter begehbar denkt, dass die Kinder hier durchkrabbeln und klettern können, der irrt, auch wenn Maryam Alizadeh damit fast gerechnet hatte. „Icht dachte, vielleicht gibt‘s Löcher oder einen Tunnel“, lachte sie.
Doch mit begehbar ist viel mehr die Rundum-Nutzung gedacht, denn an allen vier Seiten gibt es in einem Fach eine Tafel, auf die Sarah Biemann auch die Aufforderung „Mal etwas“ geschrieben hat. „Die Kinder sollen ganz in die Welt der Bücher und Geschichten eintauchen können“, erklärte die Studentin und dekorierte ihre Leihgabe mit Stimmungsleuchten an jeder Ecke. Durch das Farbspiel entsteht eine ganz besondere Atmosphäre.
Gewerkelt hat Sarah Biemann mit ihrem Vater gemeinsam etwa 14 Stunden an dem Regal. „Gefühlt waren es aber mehr“, lachte sie. Jetzt sei sie vor allem gespannt, wie ihr Projekt bei der kleinen Leserschaft ankomme, denn die soll, vor allem durch die Tafeln, angelockt werden.
Aber, wie kam das Regal nun ausgerechnet nach Freisenbruch? „Ich habe überlegt, dass es, um im Keller herumzustehen, zu schade ist und die verschiedenen Stadtteilbibliotheken in Essen kontaktiert. Frau Alizadeh war die Erste, die sich für das Projekt interessiert hat und hat den Zuschlag bekommen.“
Letzte Hand wurde dann noch angelegt, um das neue Möbelstück nicht nur ins rechte Licht zu rücken, sondern für die kleinen Leser interessant zu machen. Genug Material dafür gab‘s in der Kinderlese-Ecke. Bunte Kissen, Stofftiere und natürlich Bücher wurden zusammengetragen und kamen nachmittags bei den Kindern richtig gut an. „Einfach prima“, freute sich Maryam Alizadeh.
Autor:Mareike Schulz aus Essen-Steele |
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