Jerome Chialo (TC Kray) läuft in Tansania
Zurück zu den Wurzeln beim Rotary Dar Marathon
Ostafrika . Hier scheint es ein schier unbegrenzte Reservoir an guten Läufern zu geben. Auf den Mittelstrecken und besonders beim Marathon beherrschen Läufer und Läuferinnen besonders aus Kenia und Äthiopien die Weltbestenlisten. Aber auch in Tansania scheint es so etwas wie ein besonderes Laufgen zu geben. Auch Sportler aus diesem Land sind in vielen Bestenlisten weit vorne zu finden.
Hier in der Hafenstadt Dar es Salaam wurde 1969 auch Jerome Chialo , Mitglied im Laufteam des TC Kray 1892 e.V. , geboren. Aber mit Laufen hatte er lange nichts am Hut. Sport gab es für ihn nur im Fernsehen. Erst viel später sollte er seine Liebe zum Laufsport entdecken.
Als Sohn eines Diplomaten ging es nach seiner Geburt in der Hauptstadt erstmals nach Deutschland. Nachdem es seine Familie später zurück nach Tansania geführt hatte , kam es mit 10 Jahren wieder nach Bonn zurück und sollte von jetzt an in Deutschland bleiben. Als Erwachsener zog es ihn zuerst zum Niederrhein und von dort weiter ins Ruhrgebiet. Hier ist Essen seitdem seine Heimatstadt.
Sportlich hatte sich aber noch nichts geändert. Bewegung war noch nicht sein Freund. Erst ein prägendes Erlebnis sollte die Wende in seinem Leben einleiten.
Bei einem Firmenlauf wollte er zum Spaß die 5 Kilometer laufen. Das Ergebnis war aber mehr als ernüchternd und deckten sich überhaupt nicht mit seinen Erwartungen. Da er beim Lauf auch von Spaßläufern wie dem Wikinger , die Weißbier- oder die Shampooflasche distanziert wurde, war sein Ehrgeiz geweckt.
Schnelle Zeiten mussten her ! Die ersten Trainingsversuche endeten aber nach nur wenigen Minuten kläglich. Alleine zu trainieren war nicht sein Ding.
Die Wende leitete seine Frau vor etwa 3 Jahren ein. Sie meldete ihn im Laufteam des TC Kray 1892 e.V. an. Das war für ihn die Geburt als Läufer . Natürlich war es für ihn am Anfang sehr hart. Aber Dank der Gruppe biss er sich durch und macht schnell Fortschritte. Bis jetzt hat er über 5 und 10 Kilometer bis zum Marathon alles gemeistert. In Berlin war gar sein erster Marathon und auch schon ein Ultra steht für ihn zu Buche. Jerome hat sein verloren geglaubtes Laufgen wieder entdeckt !
Zurück zu den Wurzeln
Etwas ganz besonderes durfte er jetzt im Herbst erleben. Kurz vor einem Besuch in seinem Heimatland Tansania erfuhr es kurzfristig von einem Marathon. Leider reichte seine Fitness dafür nicht aus. Da aber auch ein Halbmarathon angeboten wurde, waren die Würfel gefallen. Hier in seiner Geburtsstadt Dar es Salaam wollte er sich dieses außergewöhnliche Lauferlebnis nicht nehmen lassen. Und es sollte ziemlich abenteuerlich zu gehen.
Schon morgens früh um 6 Uhr sollte der Start sein. Darum quälte Jerome sich früh morgens mit einem ordentlichen Jetlag zum Start. Hier wartete er mit Radfahrern, die Zeitgleich ihr Rennen fuhren, im Startbereich. Das hätte er sich allerdings sparen können.
Dem Präsident des Landes war kurzfristig eingefallen, dass er eine Messe besuchen wollte. Darum wurde auch der Kurs auf eine 10 Kilometer Pendelstrecke geändert.
Mit satten 2 Stunden Verspätung ging es dann doch noch los. Jetzt war es natürlich schon richtig heiß geworden und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit machte allen Startern zu schaffen. Jetzt kämpte sich Jerome mit knurrendem Magen durch das Rennen. Auch seine Mitstreiter wechselten schon früh zum gehen. Sich mit Autos und Radfahrern die Strecke zu teilen, war ihm auch neu. Es half ihm aber sich abzulenken und so kam er für diese Umstände recht zügig voran.
Die Spitzenläufer taten sich da weniger schwer. Drei Männer (unter 1:04 Std.) und eine Frau (unter 1:13 Std.) schafften sogar die Qualifikation Olympia in Tokio.
Davon war Jerome natürlich weit entfernt. Er landete aber seinen persönlichen Sieg und finishte in einer Zeit von circa 2:30 Std. , was aber absolut keine Rolle spielte. Glücklicherweise konnte er eine von 1000 Medaillen für 3000 Finisher ergattern und war damit mächtig stolz.
Und das völlig zu recht. Für ihn schließt sich hier der Kreis. Fast 50 Jahre nach seiner Geburt ist er als Läufer in seine Heimat zurück gekehrt und hat den Lauf gerockt.
Nach seiner Rückkehr gab es dann auch viele Glückwünsche aus seinem Laufteam vom TC Kray 1892 e.V.
Alle Ergebnisse :
http://www.rotarydarmarathon.com/
Autor:Ralf Schuster aus Essen-Steele | |
Ralf Schuster auf Facebook |
4 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.