6 Essener starten gemeinsam in Thüringen.
Traumhafter Thüringen Ultra
Zeit für etwas neues wurde es für Birgit Jahn und Ralf Schuster aus dem Ultrateam des TC Kray 1892 e.V. Zum ersten Mal waren sie zu einem Ultramarathon nach Thüringen gereist. Sie hatten überlegt , ob sie die lange Reise auf sich zu nehmen sollen . Nach genauer Betrachtung der Landkarte stellte sich die Fahrt als eher kurz heraus. Denn die Fahrt nach Fröttstedt ist von Essen aus nur etwas mehr als 300 Kilometer lang und mit dem Auto locker in 4 Stunden zu erreichen. So war die Entscheidung gefallen.
Da man sich mit weiteren Essener Ultraläufern verabredet hatte, waren insgesamt 6 Starter aus Essen über die 100 Kilometer dabei.
Der Islandpferdehof Domäne wurde darum als Stützpunkt ausgesucht. Fast alle übernachteten in dem liebevoll restaurierten historischen Fachwerkhaus , die liebevoll wieder instand gesetzt wurde. Alleine für dieses Quartier hätte sich die Reise nach Thüringen schon gelohnt. Für die Läufer liegt er nur 5 Gehminuten von Start und Ziel entfernt optimal.
Damit waren die Grundlagen für ein phantastisches Lauferlebnis gelegt.
Der Veranstalter
Als Veranstalter ist hier Lauffeuer Fröttstedt e.V. verantwortlich. Hier gibt es schon viele laufverrückte, ohne die eine solche Veranstaltung nicht zu stemmen wäre. Hier ist auch die Feuerwehr zu nennen die nicht nur weit rennen, sondern auch lange Distanzen lieben. Das sind beste Voraussetzungen ,als Organisator für einen 100 Kilometerlauf zu fungieren. Sie haben es geschafft, Menschen aus ganz Fröttstedt und Umgebung als Helfer zu gewinnen. Und die gesamte Region macht mit. Selten hat man sich bei einem Lauf so willkommen gefühlt.
Die Leistungen
Das Startgeld von 45 Euro ist ein Witz,wenn man bedenkt, was man dafür alles bekommt. Besonders beliebt ist das Finishershirt. Es ist individuell, den man bekommt für jeden Finish einen Stern auf die Brust verpasst. Da viele Ultraläufer auch Sammler sind, kommt das sehr gut an. Außerdem im Paket enthalten sind Nudeln am Freitag vor dem Lauf und eine Suppe am Samstag im Ziel. Dazu gibt es jeweils ein Getränk. Wer möchte , darf auf den großen Gelände rund um Start und Ziel auch Zelten.
Auf der Strecke gibt es sage und schreibe 18 Verpflegungspunkte. An allen bekommt man mindestens Wasser ,Iso ,Tee und Cola . Wassermelone, Salzgebäck und Schokolade gibt es immer reichlich. An vielen Vps gibt es aber Leckereien wie Kuchen oder Kirschen zusätzlich. Das freut man sich auf die Überraschung am nächsten Punkt.
An keinem der 18 Stellen fehlte etwas. Das ist schon eine tolle Planungsleistung.
Die Strecke
Die große Runde ist mit relativ kleinen gelben Farbmarkierungen gut abgesichert. Meist kann man sie schon von weiten sehen. Zum Teil hilft auch Flatterband. Sehr hilfreich sind rote Blinklichter, die Morgens um 4 nach dem Start gut sichtbar den Weg weisen. Wer nur halbwegs aufmerksam ist, wird hier seinen Weg finden.
Landschaftlich ist der Kurs ein Traum. Wald ,Wiesen und Felder wechseln ständig. Auch der Rennsteig wird zweimal gequert.Beim Untergrund ist von des Geröllpiste über den Singletrail bis zum ausgebauten Radweg alles dabei. Außerdem durchläuft man immer wieder kleine Orte, wo man stets freundlich empfangen wird. Und hier gibt es immer was zu sehen. Sehnsüchtig läuft man bei großer Wärme an 3 Schwimmbädern vorbei und wer mag, kann sich an einer Eisdiele Zusatzverpflegung besorgen. Und die Dinosaurier die man sehen kann,sind keine Haluzination.
Vor den Ortschaften kann man Skisprungschanzen und eine Sommerrodelbahn bewundern.
Aber die Strecke ist mit Vorsicht zu genießen. Die strammen 2100 Höhenmeter sind nicht zu verachten und befinden sich überwiegen auf den ersten 2 Streckendritteln.Auf den letzten 15 Kilometern wird die Strecke dann offener und flacher. Ohne Schatten brät man hier dann allerdings in der Sonne.
Die Helfer
Ein besonderes Lob geht hier noch einmal an die vielen freiwilligen Helfer.Von sehr jung bis alt ist hier alles vertreten. Und jeder gibt sein Bestes. Mehr noch. Es geht oft sehr herzlich zu und der trockene Humor von einigen Helferinnen ,wie etwa an VP 86, ist sehr erfrischend. Ein Höhepunkt ist sicherlich auch der VP bei KM 95. Hier läuft man über ein freies Feld und hört schon von weitem dröhnende Bässe. Dann wird jeder mit Namen begrüßt und gefeiert, als wäre man der Sieger. Für einige ist das der letzte Schups den sie brauchen, um die letzten 5 Kilometer zu überstehen.
Ein Erlebnis der besonderen Art gab es noch mitten im Wald auf dem Rennsteig. Hier hatte ein älterer, offensichtlich laufverrückter, Herr seine private Verpflegungsstelle errichtet. Neben Getänken und Läufergerechter Nahrung glänzte er noch mit ausgezeichneter Streckenkenntnis. So gab er wichtige Streckentips bis zur nächsten Verpflegug.
Die Menschen
Ein wirklich großer Trumpf des Thüringen Ultra . Die gesamte Region lebt diese Veranstaltung. Das ist bei einigen anderen Läufen leider anders. Immer wieder bieten Privatleute an der Strecke ihre Hilfe in Form von Extraverpflegung oder Abkühlung an.Besonders auf den letzten 10 Kilometernist das Angebot überwältigend ! An Zahllosen Häusern steht Kaffee ,Tee ,Apfelschorle oder ähnliches bereit. Aber noch schöner und wichtiger sind in dieser Phase die vielen Menschen, die aufmunternd auf die erschöpften LäuferInnen einwirken. Das ist außergewöhnlich und nicht genug zu würdigen. Ohne diese zusätzliche Motivation würden es wahrscheinlich weniger Sportler ins Ziel schaffen. Darum gibt es wahrscheinlich auch wenige Ausfälle bei dem 100er.
Im Ziel bekommt man dann seine Belohnung. Im Zielkanal wird dann jeder Finisher lautstark angefeuert und quasi ins Ziel getragen. Hier sind sofort die freundlichen jungen Mädchen zur Stelle und man bekommt die verdiente Medaille umgehängt.
Das Rennen
Auch sportlich geht es hier natürlich heiß her. Trotz großer Wärme wurden wieder Klassezeiten gelaufen.
Bei den Frauen konnte Beate Ernst (Lauffeuer Fröttstedt) einen echten Heimsieg feiern.In tollen 11:06:18 Std. siegte sie mit großem Vorsprung. Die Plätze 2 und 3 gingen an Katrin von Iven (LSG Ascania Aschersleben) in 11:27:28 Std. und Marita Wahl (GMRLV) die 11:38:08 brauchte.
Klarer Sieger bei den Männern wurde Marcel Leuze (Hoka One One) in ausgezeichneten 8:32:51 Std. Über Rang 2 in 8:47:36 Std. konnte sich Lokalmatador Rico Bechmann (Lauffeuer Fröttstedt) freuen. Auf den Bronzeplatz schaffte es in 9:14:13 Std. Christian Thiel (Team KaLiPhi)
TC Kray macht guten Lauf
Für den TC Kray war das erfahrene Duo Birgit Jahn und Ralf Schuster dabei. Man hatte sich realistisch eine Zeit unter 15 Stunden ausgerechnet. Das sollte bei Mittagstemperaturen von 26 Grad und bewölktem Himmel eigentlich möglich sein. Leider knallte am Nachmittag dann die Sonne vom wolkenlosen Himmel.Bei bis zu 30 Grad wurde es dann nochmal richtig schwer.
Morgens zum Start um 4 Uhr Zeigte das Thermometer angenehme 14 Grad. Die essener wollten so lange wie möglich zusammen laufen.Über die gesamte Distanz von 100 kilometer st das aber ein Ding der Unmöglichkeit.
Zuerst setzte sich „Bergspezialist“ Peter Heimann nach vorne ab. Udo Schurna musste dann mit Magenproblemen nach Hinten abreißen lassen. Bis Kilometer 70 bildeten die Krayer dann mit Dennis John (Borbecker Raketen ) und Michael Derlich ein funktionierendes Quartett. Dann musste Michael sich mit Magen/Darm Problemen verabschieden.
Das Trio Jahn/John/Schuster kam weiter gut voran. Man lief weiter gleichmäßig und konnte viele Plätze gut machen.Kritisch wurde es dann aber bei Kilometer 86. Die meisten Höhenmeter waren zwar bewältigt, aber auf der jetzt fast baumlosen Strecke schlug die Hitze brutal zu. Jetzt hieß es taktieren. Möglichst schnell in der Sonne Laufen und langsam die schattigen Plätze nutzen. Zum Glück gibt es auf den letzten Kilometern noch einige Vps , die auch Schatten spendeten. Eine große Hilfe war natürlich auch die schon beschriebene Hilfe der Bewohner. So erreichten Birgit Jahn ,Dennis John und Ralf Schuster nach 100 Kilometer unter großem Jubel tatsächlich gemeinsam das Ziel. Zusammen freuten sie sich über ihre 14:23:08 Std. Damit hatten sie am Morgen nicht gerechnet. Und auf ihren blauen Finishershirt leuchtete der erste Stern !
Auch für Peter Heimann war es Stern Nummer eins. Er hatte bereits in tollen13:05:54 Std. sein Rennen beendet.Auch für die anderen Essener war aufgeben keine Option. Michael Derlich kämpfte sich in guten 15:20:59 Std. ins Ziel und ist damit auch Sternbesitzer. Der erfahrene Udo Schurna holte sich ziemlich entspannt in 16:41:08 Std. seinen 5. Stern.
Am Abend saßen die Essener noch bis zu Dunkelheit zusammen und zogen Bilanz. Die fiel durchweg positiv aus. Zu bemängeln gab es nichts. Es wird für sie sicher nicht die letzte Reise nach Fröttstedt gewesen sein. Und Nachts träumte wohl der eine oder andere schon von einem weiteren Stern...
Homepage Thüringen Ultra :
http://www.thueringenultra.de/startseite/index.php
Autor:Ralf Schuster aus Essen-Steele | |
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