"Move": Frühe Bewegungsförderung für Kids
„Ui, das ist aber hoch“, wird sich wohl gerade die kleine Emma denken, deren Erkundungstour durch die Bewegungslandschaft ein abruptes Ende auf einem hohen Kasten gefunden hat. Für sie zu hoch. Hilfe muss her. Das kleine Mädchen wird aber nicht heruntergehoben, sondern mit Styropor-Elementen baut man ihr eine Treppe, so dass Emma das Hindernis ganz allein überwinden kann. Es ist gerade „Move“-Zeit im Julius-Leber-Haus und das bedeutet, dass die Kinder in ihrem Tempo die Bewegungswelt entdecken.
Wenn im Turnraum des AWO-Hauses an der Meistersingerstraße 50 einmal pro Woche viele kleine Füße auf Entdeckungsreise gehen, ist Erziehungswissenschaftlerin und „Move“-Gruppenleiterin Sabine Zorn da. Zwar begleiten die Eltern ihre ein- bis dreijährigen Sprösslinge, doch sie sollen sich selbst zurücknehmen, entspannen und ihre Kinder still beobachten. Wenn es einmal brennt, so wie bei der kleinen Emma, dürfen die Mamis und Papis natürlich die helfende Hand reichen. „Die Kinder sollen sich ganz frei und ohne Zwang entfalten. Wenn man sie alles in ihrem jeweiligen Tempo erkunden lässt, kommt der Mut von ganz alleine, den nächsten Schritt zu gehen“, erläutert Sabine Zorn. Der nächste Schritt ist oft höher, denn die Bewegungslandschaft besteht aus zahlreichen unterschiedlich hohen Elementen und auch die Sprossenwand in der Halle ist integriert worden. „Zum Schutz der Kinder liegen natürlich überall dicke Matten, damit sich die Eltern wirklich entspannen können“, beruhigt Zorn. Die Kinder sollen hier über eine Stunde lang hauptsächlich ausprobieren und ihre Grenzen kennenlernen. Dabei wird balanciert, geklettert, gekrochen, geschwungen, gerutscht und gesprungen. Passieren kann ja nichts, auch wenn es mal, wie bei Felix und Max, von hohen Kisten hinab auf die dicke, weiche Turnmatte geht.
Die vier Kinder, die sich heute hier probieren, sind völlig gelöst und lassen ihrer Fantasie freien Lauf. „Guck mal, wir haben hier ein Piratenschiff“, ruft Max und zeigt mir stolz das „Bauwerk“ aus Turnmatten, Bänken und Faltwänden. Durch ein „Bullauge“ im Holzelement schaut Felix und winkt mir zu. Doch das ist noch nicht alles. Wenn die Fantasie richtig mit ihnen durchgeht, nutzen sie die Elemente, die gerade nicht für die Bewegungslandschaft gebraucht werden, kurzerhand als „Mülltonnen“. „Das war wirklich schön, als die Jungs hier einmal Müllabfuhr gespielt haben und ihre Tonnen quer durch die Halle geschoben haben“, erinnert sich Sabine Zorn. Gerade durch das freie Spiel werde u.a. die Wahrnehmung der Kids stimuliert. Aber das ist noch nicht alles: Die Kinder finden hier, im Gegensatz zu vielen Spielplätzen, eine altersgerechte Spiellandschaft vor, sie erlernen in der Gruppe Sozialkompetenz und werden gefördert, ohne gefordert zu werden.
Denn: Im Mittelpunkt steht bei „Move“ die kindliche Bewegungsfreude. Die wird bereits am Anfang nicht eingeschränkt.
Zwar gibt es eine Begrüßung durch Sabine Zorn, doch wenn die Kids schon durch den Raum düsen, wird hier keiner in den Sing-Kreis gebeten. „Die frühe Förderung ist immens wichtig“, weiß Sabine Zorn. „Bei den Schuluntersuchungen wird nämlich immer öfter ein Bewegungsmangel sichtbar.“ Am Ende einer jeden Einheit, die 90 Minuten dauert, gibt‘s stets eine Verabschiedung mit Singspielen. Sabine Zorn hat eine „Move“-Ausbildung gemacht und bietet auch nach den Sommerferien wieder neue Kurse, für Kinder von 1 bis 3 Jahren und für Kids ab 3 Jahren, die noch keinen Kindergartenplatz haben, an. Weitere Infos sowie die Anmeldungen für zehn Einheiten (Kosten 59,60 Euro) bei Sabine Zorn unter Telefon 0173-2768637. „Move“ ist im Grunde die Fortsetzung von „Pekip“ - Tipps in Erziehungs- oder Ernährungsfragen inklusive. „Ein Elternabend, bei dem ich zu einem, von den Eltern ausgewählten Thema referiere, gehört zu jedem Kurs dazu“, sagt Sabine Zorn abschließend.
Autor:Mareike Schulz aus Essen-Steele |
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