Boxmeister Roman Fress (19 Jahre): Lehrjahre statt Herrenjahre

Alina lebt mit dem großen Bruder
den Traum von Olympia in Rio

*Alina ist acht. Derzeitig überlegt sie, ob aus ihr eine Boxerin wird oder sie beim Fernsehen Karriere macht. Ein sportliches Vorbild hat sie bereits: Es ist ihr Bruder Roman, elf Jahre älter als die blonde junge Dame und erfolgreicher Amateurboxer. Roman Fress ist eine der Visitenkarten der Internationalen Deutschen Meisterschaften U21 in Moers.

Er genießt es, von Alina als Beschützer akzeptiert zu sein. Ansonsten hat er andere, sportliche Sorgen. „Schaff ich es ins Finale?“ zum Beispiel. „Wenn ja, ist der starke Berliner Mike Fanselow ein möglicher Finalgegner?“ Gegen ihn hat Fress schon einmal nach Punkten gewonnen. Ein gutes Omen…

Roman ist in Kasachstan geboren. Am 20. März 1994. Mit dem Baby im kargen Gepäck gingen die Eltern auf Reisen, kehrten Kasachstan den Rücken und landeten mit dem vier, fünf Monaten jungen Roman in Bremen, der ersten Station im gar nicht immer goldenen Westen. Nach einigen Jahren ging es weiter gen Westen, der Köln-Siegburger Raum war das nächste Ziel. Familie Fress wurde im mittelrheinischen Troisdorf heimisch. Papa Wassiliew (Sohn Roman korrigiert auf Wasily und meint: „Die Kurzform in deutsch ist Willi“) fand einen Job, die Familie eine neue Heimat.

Der Junior ist zehn, elf. Sein sportliches Hobby ist längst der Boxsport, da kommt durch Alina ein neues Familienmitglied auf die Welt, bringt Leben ins Familienleben. Romans boxerisches Talent wird erkannt, der junge Sportler wechselt nahc Köln zum Traditionsverein Colonia. 2007 darf er zum ersten Mal bei der Deutschen Meisterschaft mitboxen, für einen Kampf reicht das Können, Lehrjahre sind eben noch keine Herrenjahre. 2008 gibt es den ersten Titel für das Boxtalent: „Deutscher Meister Roman Fress, das hörte sich gut an, verlangte nach mehr…“ meint er heute selbstbewusst. 2009 gab es WM-Bronze in Armenien“, Freund und Feind kennen seinen Namen. Es folgt Rang drei bei den Europameisterschaften 2010 in der Ukraine.
Die Auslosung ist bei internationalen Turnieren keine freie Auswahl. Bei den nächsten Weltmeisterschaften im Jahr 2011 in Dublin gibt es Rang fünf. Eine Enttäuschung? „Nein, eine Lehrzeit“ meint Roman. Und auch im folgenden Jahr muss er sich bei den WM mit Rang fünf begnügen.
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Mehr als 75 Fights hat er bis heute bereits ausgetragen, zahlreiche waren international. Fast entschuldigend – so Fress – weil er wegen starker internationaler Konkurrenz nur rund 55 Siege aufweist. Er hat aber auch Visionen. „Mein Ziel ist Olympia…“ gibt er zu. Rio de Janeiro 2016 oder 2020 mit noch unbekanntem Ziel wird er angesichts seiner Jugend vom Lokalpompass Velbert gefragt. Fast bescheiden sagt er – ganz leise – „2016 und 2020…“

Ein junger Mann ohne Starallüren, der aber weiß, wohin ihn sein sportlicher Weg führen soll. Der Grundstein ist bereits gelegt. Er will lernen, Papa Willi gibt die Ratschläge. Zunächst wechselte Roman Fress zum Deutschen Abonnementmeister Velberter Box-Club ins benachbarte Bergische Land. Der erste Erstligaeinsatz ist aber noch in weiter Ferne. Die NRW-Liga – mit Oberliga-Niveau – dürfte die erste Station sein, dann gibt es auch noch die Turniere. Schulisch zieht es den jungen Leistungssportler aber erst mal nach Heidelberg. Auf dem Sportinternat wird das Fachabitur angestrebt.

Schwester Alina genießt unterdessen bei den Boxmeisterschaften ihren ersten TV-Auftritt, recht selbstbewusst steht sie bei den Fernsehmachern vom WDR Rede und Antwort. Um was es ging? „Um Olympia, Mode und Boxen“, erklärt sie kess. So sind sie eben, die kleinen Prinzessinnen.