Als Besenläuferin schlaflos durch Berlin
Birgit Jahn war beim Mauerweglauf
Am 12/13. August fand wieder der Mauerweglauf in Berlin statt. Das ist wohl einer der bekanntesten und emotionalsten Ultraläufe überhaupt. So besonders macht ihn vor allem der enge Bezug zur jüngeren deutschen Geschichte. Denn gelaufen wird entlang der früheren Grenze . 100 Meilen rund um das westliche Berlin , wo früher eine Mauer stand, sind jetzt Hunderte Läuferinnen und Läufer aus aller Welt unterwegs. Sie setzen ein sportliches Zeichen der Erinnerung an die Teilung Berlins und ihre Opfer zwischen 1961 und 1989. Etwas ganz besonderes sind die Finisher-Medaillen. Sie zeigen jedes Jahr das Bild eines Menschen, der bei dem Versuch, Stacheldraht und Beton zu überwinden, ums Leben kam.
In diesem Jahr war Birgit Jahn vom TC Kray mit dabei. Sie lief als Besenläuferin am Ende des Feldes. Hier kann sie die StarterInnen dabei unterstützen und helfen, ein DNF zu vermeiden.Das kommt ihren Naturell sehr entgegen. Denn sie ist eine sehr empathische Läuferin ,die immer bemüht ist ,ihre Freude am Laufen auch an Andere weiterzugeben. Zahlreiche Einsätze als Brems- und Zugläuferin beweisen das eindrucksvoll.
Darum musste sie auch nicht lange überlegen, als Lauffreund Gustav ihr kurzfristig den Job anbot.
Am Samstag um 8 Uhr begann dann ihr großes Laufabenteuer. Zusammen mit Claudia Maria und Gustav ging es mit dem Flixtrain vom Essener Hauptbahnhof aus Richtung Bundeshauptstadt. Und wie bei einer Bahnfahrt ging das natürlich nicht ohne Probleme ab.
Die gebuchten Plätze waren nicht vorhanden und so mussten sie unterwegs immer wieder die Pätze wechseln. Entspannt reisen geht anders.
In Berlin angekommen ging es dann mit der S Bahn zu VP 7 "Ninas Eltern" bei Kilometer 43,3. Dort bekamen sie erstmal ihre Startunterlagen . Jetzt ging es erstmal zu Dritt los. Nach 12 Kilometern verließ Birgit ihre kleine Besengruppe erst einmal. Mit der S-Bahn und zu Fuß machte sie sich puer durch Berlin auf den Weg zu ihren eigentliche Startpunkt.Das war der VP 20. Ab hier sollte sie dann den oder die letzte LäuferIn für die restlichen 35 Kilometer begleiten. Ein kurzer Abstecher zum Brandenburger Tor musste natürlich auch sein. Auch Kalorien mussten dringend nachgetankt werden. Das klappte dann in einer Großstadt ohne Probleme.
Dann am VP angekommen musste sie noch die Nacht überstehen. Zeit zum schlafen wäre ja noch genügend gewesen. Aber die Aufregung war dann doch zu groß.
Die Nacht verbrachte sie dann auf einer extra für mich von DRK aufgebauten Trage .So konnte sie wenigstens sitzen und so die Beine entlasten.
Zwischendurch sah sie immer wieder mal bekannte Gesichter und konnte kurze Gespräche führen So wurde die Nacht für sie nicht ganz so lang bis es dann endlich auch für sie weiterging.
Um 4:42 Uhr war dann offiziell cut off am VP . Jetzt ging es auch für Birgit in offizieller Mission als Besenläuferin weiter. Das ist nicht nur körperlich, sondern auch emotional eine schwierige Aufgabe.
Man läuft man immer auf den letzten Läufer auf und wenn der aufgibt oder zu langsam ist, muss man zum nächsten laufen. Also immer laufen gehen. Und wenn jemand nicht weiter kann ,leidet man natürlich auch mit.
Das trifft besonders auf Birgit zu.Aber sie bildet mit Gustav ein gutes Team und so kommen sie dem Ziel Stück für Stück näher. Am VP 24 stösst Claudia Maria wieder zum Duo. Nun sind die Ruhrpott Besenläufer wieder vereint. Der Zieleinlauf ist dann nochmal sehr emotional. Auch die SchlußläuferInnen werden hier immer besonders gefeiert.
Nach einer kurzen Dusche geht es noch zur Siegerehrung. Auch die Besen Staffel ist in der Wertung und bekommt auch die Medaillen als schöne Erinnerung. Dann am späten Sonntag Nachmittag geht es zum Bahnhof.
Dann ist Birgits Laufabenteuer fast beendet.Aber so ganz stimmt das natürlich nicht. Schließlich steht ja noch die Rückfahrt per Bahn an. Und da ist Abenteuer ja bekanntlich vorprogrammiert.
Es ist alles wie bei der Hinfahrt. Es gibt wieder keine festen Plätze. Das ist aber nach fast 40 Stunden ohne Schlaf auch egal. Denn nach dieser Anstrengung schläft man überall. Zur Not auch im stehen.
Autor:Ralf Schuster aus Essen-Steele | |
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