Heilkraft aus Fernost
Dr. Shuang Li wirft einen kurzen Blick auf die Hand, als sie über die verschiedenen Wege traditioneller chinesischer Diagnostik spricht. Neben dem komplizierten Liniengeflecht der Handinnenseite werden auch Zunge und Augen genau betrachtet und analysiert. Auch der Puls spielt eine entscheidende Rolle. Dr. Li hat ihr Handwerk in China von der Pike auf gelernt. Dies kommt nun den Patienten des Instituts für Naturheilkunde am Knappschaftskrankenhaus zugute.
"Die Chinesen waren gute Beobachter", weiß Dr. Thomas Rampp als Leiter des Instituts für Naturheilkunde, Traditionelle Chinesische und Indische Medizin und Oberarzt an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin. Erste Quellen zur Chinesischen Medizin lassen sich auf circa 200 v. Chr. zurückdatieren.
Das Behandlungszentrum für Integrative Medizin an den Kliniken Essen-Mitte kombiniert klassische Schulmedizin mit fernöstlichen Lehren und den Verfahrensweisen der Naturheilkunde. Ob in der Schmerztherapie, bei internistischen oder auch bei Stoffwechselerkrankungen hat man damit gute Erfahrungen gemacht. Und auch auf dem Gebiet der Allergien bietet die chinesische Medizin viele Möglichkeiten.
Dr. Shuang Li, die an der Universität für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Shanghai studiert hat, setzt vor allem auf eine genaue Anamnese. "Es kommt auf das Gesamtbild an, das ich mir vom Patienten mache", erklärt sie. Eine sich anschließende Therapie ist stets sehr individuell.
Im Hinblick auf Heuschnupfen bzw. Allergien setzt die Spezialistin zunächst einmal auf eine Stärkung des Immunsystems. Eine Ernährungsberatung und ggf. daraufhin eine Ernährungsumstellung ist wichtig. "Man sollte mehr Gemüse und Obst essen, also mehr frische Lebensmittel und ggf. weniger Milchprodukte zu sich nehmen." Kräutertherapien und spezielle Tees als Vorbeugung haben sich bewährt.
Eine sich anschließende Therapie kann Akupunktur sein, aber auch das Schröpfen wird am Institut im Erich-Rothenfußer-Haus angewendet. Die gläsernen Saugglocken können viel bewirken - ob man sich für blutiges oder unblutiges Schröpfen entscheidet wird ebenfalls im Einzelfall entschieden.
"Bei Kindern, die wir auch behandeln, greifen wir oft auf Akupressur zurück. Dazu leiten wir parallel dann auch die Eltern an", erklärt Dr. Li.
In der Regel startet man eine Therapie drei Wochen vor Auftreten der ersten allergischen Symptome, berichtet Li. Die Wiederholungstherapie läuft dann insgesamt über drei Jahre.
Bei Kindern oft Akupressur
Oberarzt Dr. Thomas Rampp ist froh, Dr. Li in seinem Team zu haben. Auch er reist regelmäßig nach China, bildet sich fort und hält Vorträge. Er erinnert sich an die Anfänge des Hauses, das 1999 eröffnet wurde. "Die Idee stammte ursprünglich von Christina Rau, der Ehefrau des früheren Bundespräsidenten. Johannes Rau inszenierte dann eine Ausschreibung für zwei Standorte in NRW. Das Essener Knappschaftskrankenhaus und Hattingen Blankenstein erhielten damals den Zuschlag."
Rampp kam mit Professor Gustav Dobos und dessen Team aus Bad Elster nach Essen. 2001 wurde ein Neubau errichtet und der Unternehmer Erich Rothenfußer unterstützte das Projekt als Sponsor. Seit 2004 gibt es zudem einen Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Universität Duisburg-Essen.
Die Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin bietet neben der Möglichkeit eines stationären Aufenthaltes auch eine Tagesklinik und eine Ambulanz. Neben der Naturheilkunde wird auch schulmedizinisch, also integrativ, behandelt.
"50 Prozent unserer Patienten sind Schmerzpatienten", erklärt Dr. Thomas Rampp, "das betrifft sowohl den Bewegungsapparat, als auch Kopf und Rücken. Auch Patienten mit einer Trigeminus-Neuralgie werden bei uns behandelt. Die verbleibenden 50 Prozent sind Patienten mit internistischen Erkrankungen: Darm, Reizdarm, Asthma, COPD, Patienten mit Herzbeschwerden, Bluthochdruck und Stoffwechselerkrankungen", fasst der Mediziner zusammen. Eine wichtige Basis des Instituts ist die Mind-Body Medizin, die auf eine untrennbare Verbindung zwischen Körper und Geist abzielt. Sie bildet einen wichtigen Schwerpunkt der Arbeit.
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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