voRWEg gehen in die Klima-Katastrophe
Wie ein RWE-Manager Umweltpolitik der Marke „verbrannte Erde“ rechtfertigt
Unter großem Mediengetöse wurde am 6. Februar das Buch „Die kalte Sonne“ des RWE-Managers Fritz Vahrenholt (SPD) öffentlich vorgestellt. Darin behauptet er: „Die Klimakatastrophe findet nicht statt.“ Stattdessen wäre der Treibhauseffekt locker beherrschbar: Durch eine Abkühlung der Sonne und kalte Meeresströmungen hätten wir genügend Zeit, uns auf alles einzustellen.
RWE-Manager macht den „Klima-Sarrazin“
Der Vergleich mit Sarrazin drängt sich schon deshalb auf, weil wieder einmal die BILD-Zeitung das Medium ist, das aus zynischen, menschenverachtenden Thesen eine verlogene Kampagne strickt. Sofort begann BILD eine neue Serie „Die CO2-Lüge“. Vahrenholt und BILD verdrehen hemmungslos die Tatsachen, drehen Wissenschaftlern das Wort im Mund herum oder erfinden einfach irgendwelche Zahlen – in der Hoffnung, dass das die meisten Leser nicht nachprüfen können.
Die ganze Kampagne ist offensichtlich von langer Hand vorbereitet. Darauf deutet auch hin, dass Vahrenholt seinen Posten als Vorstandschef von RWE Innogy einvernehmlich räumt und in den Aufsichtsrat wechselt. Ein Leugner der Gefahr einer Klima-Katastrophe wirkt nicht gerade vertrauenerweckend an der Spitze des Konzernteils, der dem Klima-Killer RWE ein grünes Image verpassen soll.
Was sagen Wissenschaftler?
Der Astrophysiker Florian Freistätter charakterisiert Vahrenholts Buch so:
„Es ist ein Mix aus Verschwörungstheorie, Propaganda und falsch verstandenen bzw. interpretierten wissenschaftlichen Ergebnissen.“
So beschwört Vahrenholt immer wieder eine drohende „Ökodiktatur“. Was umso absurder ist, als es doch gerade Konzerne wie RWE sind, die Kraft ihrer wirtschaftlichen und politischen Macht ein Diktat über die gesamte Gesellschaft ausüben.
Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf kritisiert Vahrenholts Trickserei mit Zahlen:
„Für die von Vahrenholt erwähnten zwölf Jahre, in denen die Klimaerwärmung angeblich zum Stillstand gekommen ist, zeigen die Daten im Mittel den gleichen Erwärmungstrend (0,16 Grad Celsius pro Dekade) wie über die letzten 30 Jahre. Doch vermutlich hat Vahrenholt nicht die letzten zwölf, sondern die letzten 13 Jahre gemeint, also den Zeitraum 1998 bis 2010. Denn 1998 ist einzigartig: Kein anderes Jahr ragt so weit über den Langzeittrend hinaus, denn im Jahr 1998 wurde das stärkste El-Niño-Ereignis der vergangenen Jahrzehnte im tropischen Pazifik beobachtet. Diese natürliche Klimaschwankung erhöht kurzfristig und vorübergehend die globale Temperatur - mit der klimatischen Langzeitentwicklung hat dies aber nichts zu tun, schon 1999 war der Effekt verpufft. Die Betrachtung ausgerechnet mit dem Extremjahr 1998 zu beginnen soll wohl das gewünschte Ergebnis bringen – ein statistischer Sündenfall, der im Englischen "cherry picking" (Rosinenpicken) genannt wird.“
Zahlreiche weitere Argumente zu den teilweise absurden Thesen von Vahrenholt/BILD gibt es unter http://www.klima-luegendetektor.de/2012/02/09/bild-vahrenholt-die-luge-von-der-co2-luge/
RWE ist Europas „Klima-Killer“ Nr. 1
Dass Vahrenholt gerade den Zusammenhang zwischen CO2-Ausstoß und Klimaerwärmung in BILD als Lüge bezeichnet, ist kein Zufall. Schließlich will sein Konzern noch möglichst lange maximale Profite aus der Verbrennung fossiler Energieträger zu ziehen. Die überwältigende Mehrheit ernsthafter Wissenschaftler und Umweltschützer weltweit hat jedoch eindeutig nachgewiesen: Wenn nicht sofort umfassend auf erneuerbare Energien umgestellt wird, werden CO2 und andere Treibhausgase innerhalb weniger Generationen ein zivilisiertes Leben auf der Erde für einen großen Teil der Menschheit unmöglich machen.
Nach Fukushima setzt RWE aktuell auf eine Renaissance der Braunkohle, die der klimaschädlichste der fossilen Energieträger ist. Das rheinische Braunkohlenrevier ist Europas größter CO2-Emittent. Der Ausstoß gemessen am Brennwert liegt bei Braunkohle mehr als doppelt so hoch wie beim Erdgas. An der mit großen Risiken behafteten Verpressung von CO2 in den Untergrund durch die sogenannte CCS-Technologie wird vor allem wegen der geplanten Forcierung der Braunkohleverstromung so massiv festgehalten.
Es ist eine Minute vor 12!
In keiner Umweltfrage sind die Energiekonzerne und ihre Regierungen weltweit so gescheitert und isoliert, wie in der Klimafrage. Man denkt sofort an die ebenso zahlreichen wie ergebnislosen UN-Klimakonferenzen. Was liegt da näher, als die drohende Gefahr einer Klima-Katastrophe einfach zu leugnen, um von diesem Scheitern abzulenken und wenigstens ordentlich Verwirrung zu stiften.
Tatsächlich ist es 1 Minute vor 12 und damit allerhöchste Zeit für wirksame Sofortmaßnahmen zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen. Das betrifft besonders die sofortige umfassende Umstellung auf erneuerbare Energien, den sofortigen Atomausstieg, den Stopp für den Bau neuer fossiler Großkraftwerke, das Verbot der CO2-Lagerung im Untergrund und das Verbot des CO2-Handels. Diese und weitere Forderungen durchzusetzen, wird kein Zuckerschlecken angesichts der kriminellen Energie, mit der Konzerne und Regierungen an ihrem zerstörerischen Kurs festhalten. Das kann nur durch massiven, gut organisierten und internationalen Widerstand erkämpft werden.
Autor:Bodo Urbat (Essen steht AUF) aus Essen-Nord |
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