SPD setzt auf Kutschaty - Reil "wie Flasche leer"
Mit 95 Prozent der Stimmen wurde NRW-Justizminister Thomas Kutschaty auf einem Parteitag in der Messe zum neuen Essener SPD-Vorsitzenden gewählt. Seine Stellvertreter sind die Bundestagsabgeordnete Petra Hinz, Bürgermeister Rudolf Jelinek und der Altenessener Ratsherr Karlheinz Endruschat.
Der Karnaper SPD-Ratsherr Guido Reil scheiterte mit nur 34 Stimmen am Einzug in den Parteivorstand. Reil, einer der Sprecher der parteiinternen Strömung „Zukunftswerkstatt“, hatte noch im Vorfeld des Parteitags u.a. NRW-Justizminister Kutschaty heftig kritisiert und ihm Führungsqualität innerhalb der SPD abgesprochen.
Nach Reils krachender Niederlage trat die Zukunftswerkstattlerin Angelika Weihnacht aus Schönebeck erst gar nicht mehr gegen den amtierenden SPD-Schatzmeister Frank Müller an. Der Krayer Ratsherr wurde mit dem zweitbesten Stimmergebnis des Nachmittags in seinem Amt bestätigt. Auch ihm war vom Team Reil vorgeworfen worden, dass er als Ratsherr und Mitarbeiter im Landtagsbüro von Thomas Kutschaty befangen und berufspolitisch orientiert sei. Die Mitglieder des Parteitags sahen das ganz klar anders.
Was überhaupt fehlte, war eine klare Aussage der Mitglieder der Zukunftswerkstatt, wie sie denn die Essener SPD verbessern und weiter nach vorne bringen wollen. Vor allem Guido Reil beschwor einmal mehr Punkte wie Parteibasis- und Bürgernähe, konnte aber auch keine Auskunft geben, was er konkret besser machen wolle.
Wenn die „Werkstatt“ überhaupt etwas bewirkt hat, dann dass sich langjährige Parteimitglieder wie z.B. Arno Bischof (Mitarbeiter des SPD-EU-Abgeordneten Jens Geyer) persönlich angegriffen fühlen. Bischof zog seine Konsequenzen und kandidierte nicht mehr für einen Vorstandsposten.
Bei welchen Themen die Genossen ganz klar mehr Flagge zeigen müssen, das sprach dagegen Thomas Kutschaty deutlich an, indem er den Komplett-Rückzug der städtischen Allbau AG aus dem Wohngebiet Hörsterfeld kritisierte. Das hatte vor ihm bereits Bezirksvertreter und SPD-Urgestein Klaus Johannknecht gemacht und dabei angeblich auch den Ratsherrn Thomas Rotter als Allbau-Aufsichtsratschef in die Pflicht genommen. Eine Aussprache zwischen den beiden gab es wohl nicht, dafür verklagte Rotter, ebenfalls ein Zukunftswerkstattler, Johannknecht privat (wir berichteten). Eine besondere Art des parteiinternen Kommunikationsstils?
KOMMENTAR:
Guido "wie
Flasche leer"
Was erlaubt sich Guido Reil? Diese Frage nach Trapattoni-Art haben sich viele SPD-Mitglieder mit Blick auf den Parteitag gestellt. Ein zwei, knackige Interviews und schon wurde der Karnaper Ratsherr und selbsternannte Integrationsexperte aus dem Essener Norden als Erneuerer der Genossen in der Ruhrmetropole gefeiert. Endlich wieder einer, der weiß, wie es an der Basis tickt. Aber schon als Reil gleichzeitig gegen Kollegen schoss, die innerhalb und durch die SPD Karriere machen würden, zeitgleich aber eine "Zukunftswerkstatt" gründete, zu der z.B. auch Ratsherrn und Aufsichtsratsvorsitzende zählen, wurde es immer unklarer, für was Reil jetzt steht. Erst recht, nachdem er selbst plötzlich in den Parteivorstand wollte, wobei er vorher stets betont hatte, er strebe in der SPD nichts mehr an. Beim Parteitag hätte man Klartext reden und neue Köpfe und Strategien präsentieren müssen. Doch außer wüster Kritik an allem und jedem kam da nichts. Reil und seine Zukunftswerkstattler wirkten wie die berühmte "Flasche leer".
Autor:Detlef Leweux aus Essen-Steele |
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