SPD Essen: Reil ist raus!
KOMMENTAR:
Der "integrationspolitische Terminator" der Essener Genossen, Guido Reil, ist am Mittwoch nach 26-jähriger Parteizugehörigkeit aus der SPD ausgetreten.
Auch mit seinem Abgang bleibt sich der bisherige Karnaper Ratsherr treu: Er hinterlässt vor allem viele Fragen und keine Antworten.
Viele Fragen,
keine Antworten
Als Erneuerer und Mitentwickler einer "Zukunftswerkstatt" innerhalb der Partei hat Reil bis zum Schluss vor allem mangelnde Basisnähe, kein Gefühl für soziale Ungerechtigkeit und eine gescheiterte Integrationspolitik in der SPD ausgemacht. Dass er diese Einschätzung in brachialer "Hau-drauf-Mentalität" präsentierte, hat ihm durchaus Zustimmung, vor allem aber Medienpräsenz beschert. Reil gefällt sich in der Rolle des vermeintlichen Underdogs aus dem Norden, er kokettiert geradezu mit Klischees wie "Arbeiterkind" oder "letzter aufrechter Bergmann im Pott".
Und er hat auch etwas erreicht: Den Kompromiss im Rat, der dem Norden der Stadt weniger und kleinere Asylunterkünfte zuweist, als eigentlich geplant."
Doch dieser Erfolg ist für die Essener SPD teuer erkauft. Mit geplanten, dann wieder verworfenen, eigenen und fremden Demos, gedankenlosen Slogans und einer innerparteilichen Personaldiskussion haben es Guido und die Genossen fast überall hin und sogar ins Fernsehen geschafft - leider nur in der Rolle einer Katastrophen-Combo.
Diese lässt der Karnaper Wut-Genosse nun im Stich, obwohl er auf dem Parteitag sagte, dass er kein Typ sei, der sich aus dem Staub mache, wenn's ungemütlich wird. Na gut, Reil hatte zuvor auch angesagt, in der SPD nichts mehr werden zu wollen, sich dann aber für einen Vorstandsposten aufgestellt. Jetzt ist er raus, will aber sein Ratsmandat behalten. Warum? Er ist für die und mit der SPD angetreten und so auch gewählt worden, nicht als Einzelkämpfer.
Parteibuch wegschmeißen,
Mandat behalten...
Wahlerfolg feiern, Parteibuch wegschmeißen, Mandat behalten - das ist in Essen gerade Mode bei Politikern, denen es nach Olli Kahnscher Weisheit an "Eiern" fehlt. Dass dies auf den Karnaper Knappen zutreffen könnte, hätte ich nicht gedacht.
Autor:Detlef Leweux aus Essen-Steele |
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