Rolf Hempelmann: Abschied von Berlin?

Rolf Hempelmann war von 1998 bis 2008 ehrenamtlicher Präsident von Rot-Weiss Essen.
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Fast 20 Jahre gehörte Rolf Hempelmann dem Deutschen Bundestag an. Als Abgeordneter hat er sich zunächst in Bonn, dann in Berlin profiliert und wurde Energiepolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Hempelmann, der Energie- und Wirtschaftspolitik-Experte, ist 65 Jahre jung. Wohin zieht es ihn nach seiner Amtszeit? Wie sieht seine persönliche Bilanz aus? Welche Zukunftspläne hat er?

Rolf Hempelmann ist ein waschechter „Ruhri“. Geboren in Herten, aufgewachsen in Katernberg (der Vater malochte auf Zollverein), Essen-West und Steele, Abi am Carl-Humann-Gymnasium und Studium an Bochums Ruhr-Uni. Dann zehn Jahre Lehrer, letztlich Oberstudiendirektor und Leiter des Essener Aufbaugymnasiums, das später zur UNESCO-Schule wurde. Schwerpunkt hier: Sprach-Förderungsklassen für Migranten - Hempelmann war seiner Zeit voraus. Von 1984 bis 1995 setzte er kommunalpolitische Akzente, war Schatzmeister der Essener SPD. Seit 1994 wurde er fünfmal direkt in den Bundestag gewählt, einmal sogar mit dem bundesweit drittbesten Wahlergebnis.

DAS INTERVIEW

Fast 20 Jahre Bundestagsabgeordneter - wie schwer fällt der Abschied aus dem politischen Berlin?
Es wird wohl kein „echter“ Abschied werden. Denn ich habe vor, Berlin, der Bundespolitik und dem Schwerpunkt Energie- und Wirtschaftspolitik noch ein wenig erhalten zu bleiben. Dennoch habe ich mich schon dabei erwischt, die letzte Rede, die letzte Sitzung, den letzten Auftritt in „meinem“ Arbeitskreis Energie mit gemischten Gefühlen entgegen gegangen zu sein. Ich glaube, das alles wird man erst in den nächsten zwei, drei Monaten richtig verarbeiten.

Hat man als Politiker auch Freundschaften geknüpft, die jetzt im Privaten weiter gepflegt werden?
Im heimischen Wahlkreis auf jeden Fall und auch in Berlin haben sich über Parteigrenzen hinweg sehr freundschaftliche Beziehungen entwickelt, die es zu pflegen gilt.

Ein Blick zurück: Über welche Erfolge freut man sich am meisten, welche Niederlagen schmerzen immer noch?
Eine solche Frage kann man im Interview nur sehr verkürzt beantworten. Der Wahlerfolg 1998, als ich mit 65,8 % der Stimmen bundesweit das drittbeste Ergebnis eingefahren habe, war schon ein toller Vertrauensbeweis der Wähler. Ansonsten bin ich froh, bilanzieren zu können, dass es persönliche Niederlagen für mich nicht gab.

Sitzungswochen in Berlin, Auslandsreisen und zu Hause dann weitere Parteitermine. Wie schafft man den Spagat zwischen Mandat und Familie?
... mit einer Ehefrau, die einem das Gefühl gibt, dass sie sich wirklich jedes Mal freut, wenn man freitags nach einer Berliner Sitzungswoche nach Hause kommt und die einem aber am Sonntagabend beim Abschied auch genauso zu verstehen gibt, dass sie auch mit dieser Situation gut zurecht kommt.

Ihre MdB-Nachfolge war hart umkämpft. Hat die SPD Essen mit Dirk Heidenblut den Richtigen gefunden?
Dirk Heidenblut ist als Mensch sehr sympathisch. Als ASB-Geschäftsführer und Kommunalpolitiker hat er stets ein großes Maß an Kompetenz bewiesen. Er wird auch in Berlin eine gute Rolle spielen und seinen Weg machen.

Welche Tipps würden Sie dem Neuen für einen guten Start in Berlin geben?
Ich weiß nicht, ob er Tipps benötigt. Obwohl, einen Tipp hat er ja schon angenommen. Er wird nämlich meine bisherige Berliner Büroleiterin in sein Team aufnehmen.

Seit 1982 Kommunalpolitik, seit 1994 Bundespolitik – ist das eine Karriere, die Sie jungen, politisch interessierten Menschen empfehlen würden?
Natürlich kann nicht jeder die Chance erhalten, MdB zu werden. Aber z.B. kommunalpolitisches Engagement kann ich nur jedem empfehlen, der mit den herrschenden Verhältnissen unzufrieden ist und etwas ändern und mitgestalten möchte. Das ist allemal besser, als eine pauschale Kritik an „den Politikern“.

Wird das Schüler-Austausch-Programm mit dem Ausland jetzt von Dirk Heidenblut übernommen?
Davon gehe ich aus. Denn es gibt doch auch für einen Politiker nicht Schöneres, als jungen Menschen die tolle Chance zu geben, sich im Ausland fremdsprachliche Kompetenz anzueignen.

Eine neue Herausforderung in der Wirtschaft, neue Perspektiven als Kommunalpolitiker – wohin führt Sie jetzt, kurz nach Ihrem 65. Geburtstag, der weitere Weg?
Wie gesagt, ich möchte die Berliner Szene besonders mit Blick auf Energie- und Wirtschaftspolitik nicht aus den Augen verlieren. Was sich dann ergibt, welche Entscheidung ich treffen werde, dafür lasse ich mir jetzt einfach einmal Zeit.

Hand aufs Herz: Wie geht die Bundestagwahl am 22. September aus?
Trotz aller Prognosen: Das ist wie eine Frage nach den Lottozahlen, wüsste ich die sechs Richtigen, wäre ich ein reicher Mann. Ich hoffe auf ein gutes Ergebnis für die SPD und - unter welchen Vorzeichen auch immer - auf gute Politik für Deutschland in den nächsten Jahren.

10 Jahre Rot-Weiss-Präsident

Der aktuelle RWE-Boss Michael Welling hat auf Rolf Hempelmanns 65. Geburtstag gesagt, dass es ohne die Amtszeit von Rolf Hempelmann an der Hafenstraße kein „Stadion Essen“ geben würde. Er sieht den SPD-Politiker wie viele andere nicht nur als mehrfachen Retter, sondern als Wegbereiter. In zehn Jahren ehrenamtlicher RWE-Präsidentschaft hat Rolf Hempelmann zwei Aufstiege in die 2. Liga und einen Wiederabstieg erlebt. Noch turbulenter war aber sein Kampf gegen Altschulden und das ewige Lizenzmisstrauen des DFB. Nach Amtsantritt musste er binnen einer Woche eine sechsstellige Summe fürs Finanzamt auftreiben. Später fädelte er einen millionenschweren Deal mit der „Kinowelt“ ein und musste auch hier später wieder für Schadensbegrenzung sorgen. Auch das gelang und zwar in einem Vereinsumfeld, in dem man zuvor über Jahre kaum Sponsoren an sich binden konnte. Hempelmann machte die Rot-Weissen nicht nur beim DFB wieder hoffähig. Den Stadionbau-Elfer konnte er schließlich nicht selbst verwandeln, aber die Vorlage kam eindeutig von ihm.

Rolf Hempelmann

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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