Fußpflege wieder erlauben
Mülheim macht es ab heute, Essen wartet ab
UPDATE:
Die SPD bringt das Thema heute in die Sitzung des Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales ein.
Schauen sich gleich ab 15.30 Uhr live rein. Hier
Ab 4. Mai dürfen Frisöre wieder öffnen. Haare kann man auch selbst waschen, aber viele sind mit ihrem Schnitt nicht mehr zufrieden. Tausende Menschen haben aber ein größeres und noch dazu schmerzhaftes Problem: Sie müssen dringend zur Fußpflege!
Die Haare schön -
die Füße blutig!
Doch erlaubt ist nur der Besuch beim Podologen. Hier dürfen aber nur Patienten mit einem Krankenschein behandelt werden. Den haben aber diejenigen nicht, die unter eingewachsenen Zehnägeln, Entzündungen des Nagelbetts usw. leiden.
Deshalb gehen diese Menschen inzwischen verzweifelt zum Hausarzt und versuchen, ein Rezept / Attest zu erhalten. Dabei sollen Praxen in der Corona-Krise möglichst nicht besucht werden, Krankenschein per Telefon, diese Maßnahme ist gerade erst verlängert worden.
Fußpflegerin Antje Grass-Kraus aus Essen: "Die Politik muss rasch nachbessern. Fußpflege unter Sicherheitsmaßnahmen muss gestattet werden. Dabei geht es nicht um Kosmetik, schöne Nagellacke etc. Es geht darum, dass aus schmerzenden Problem-Füßen nicht Fälle für den Chirurgen werden."
Ansturm auf die
Hausarztpraxen
Eine medizinisch dringend erforderliche Fußpflege ist weiterhin erlaubt, sagt die Bundesregierung und meint damit den Besuch beim Podologen. Hier bekommen „Patienten“ aber nur auf Rezept einen Termin, z.B. bei einem diabetischen Fußsyndrom. Aber es gibt auch Diabetiker, die keine Verordnung erhalten, ihre Nägel (ohne zu schneiden) per Feile kurz halten sollen - und dafür bisher zur Fußpflege gingen.
Eine landespolitische Initiative in NRW würde SPD-Bundestagsabgeordneter und Gesundheitsexperte Dirk Heidenblut aus Essen deshalb begrüßen: "Der Bund kann nur das regeln, was medizinisch notwendig ist. Und das ist ja geregelt, indem eine Fußpflege per Attest oder Rezept beim Podologen möglich ist. Wenn NRW aber die Notwendigkeit erkennt und Fußpflege in allen Bereichen wieder zulassen möchte, spricht da aus meiner Sicht nichts dagegen."
MdL Frank Müller:
"Dass Frisöre öffnen
dürfen und Fußpfleger
nicht, sieht nach Willkür aus."
Kann das Land NRW einen Vorstoß und so die Fußpflege wieder möglich machen? SPD-Landtagsabgeordneter Frank Müller: "Diese Diskussion haben wir jetzt angestoßen. Dass Frisöre öffnen dürfen und Fußpfleger nicht, sieht nach Willkür aus. Das ist nicht nachvollziehbar, denn es geht ja bei der Fußpflege aktuell nicht darum, kosmetische Leistungen wie das Lackieren der Nägel anzubieten, sondern eine Pflege der Füße, die gesundheitlichen Problemen vorbeugt."
Viele heutige Fußpfleger haben einst eine Ausbildung zur „medizinischen Fußpflege“ gemacht und ein Zertifikat erhalten. Seit 2002/2003 sind die Berufsbezeichnungen „Podologe“ und „Medizinischer Fußpfleger“ aber gesetzlich geschützt. Praktizierende Medizinische Fußpfleger konnten sich in einer Übergangszeit zum Podologen qualifizieren. Wer das nicht gemacht hat, war einmal „Medizinischer Fußpfleger“ und ist jetzt „nur“ noch „Fußpfleger“.
Auf genau diese Fußpfleger (mit dem alten Zertifikat) setzt ab heute unsere Nachbarstadt Mülheim. Ordnungsamt und Handwerkskammer wollen einem Ansturm auf Hausarztpraxen bei der Rezept- / Attest-Beschaffung vorbeugen und gehen auch davon aus, dass "nur" die Podologen einen nach Wochen des Fußpflege-Verbots zu erwartenden Kunden- / Patienten-Ansturm wohl kaum bewältigen können.
Mülheim handelt -
Essen wartet aufs Land
Auch im Rathaus Essen nehmen die Bürgeranfragen zum Thema immer mehr zu. Doch Oberbürgermeister Thomas Kufen und sein Krisen-Team warten weiter nur ab. Stadtpressesprecherin Silke Lenz: "Wir haben die Problemlage der Essener Bürger nach Düsseldorf gemeldet und warten jetzt auf eine entsprechende NRW-weite Regelung."
Autor:Detlef Leweux aus Essen-Steele |
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