Ist Steele eine NoGo-Area?
Seit vergangenem Jahr patrouillieren in Essen Steele die sogenannten Steeler Jungs. Zumeist recht kräftige und biodeutsch aussehende Männer. Sie selbst sehen sich als Bürgerwehr. Seit Monaten ermittelt laut WAZ der Staatsschutz. Doch nach wie vor liegen keine Ergebnisse vor und auf Facebook finden sich immer wieder Beiträge von Stelensern und Stelenserinnen, die sich ob der Aufmärsche erschrocken zeigen. Erstmals traten die Steeler Jungs auf dem Essener Weihnachtsmarkt 2017 in Erscheinung, man darf davon ausgehen, dass sie auch 2018 durch die Straßen ziehen werden. Ein Kommentar
Wenn man auf Facebook nach den Steeler Jungs sucht, findet man eine Facebookgruppe mit 82 Mitgliedern und zahlreiche Beiträge von besorgten Usern aus Essen. Außerdem auch Fotos von vermeintlichen Mitgliedern der Organisation. Gegenüber Journalisten äußerten sich bereits Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft wie z.B. der Leiter des Grend. Der Zeitblog berichtete sogar, wie Mitglieder der Steeler Jungs an der Beerdigung eines Neonazis in Mönchengladbach teilnahmen. Die Reaktionen aus der Kommunalpolitik war bisher verhalten.
Man könnte annehmen, das ein solches Problem in einem Stadtteil dafür sorgt, dass die Lokalpolitik aufhorcht und es nicht zulässt, dass das Machtmonopol des Staates angetastet würde. Eine der ersten Reaktionen von Seiten der Institutionen war, dass Polizeikräfte die „stillen Aufzüge“ immer wieder begleiteten. Eingegriffen wurde jedoch selten und die Hooligans zeigen sich bisher kaum Beeindruckt.
Die Hools scheinen in der Szene gut vernetzt, haben Ableger in Huttrop und Borbeck gegründet und es existieren Gerüchte, wonach Schlüsselaktuere aus der Rockerszene wie den Bandidos stammen. Ein örtliches Steeler Lokal, die „Bar 300“, scheint als Treffpunkt zu dienen.
Deutsche mit Migrationshintergrund, die ungenannt bleiben wollen, berichten, dass sie sich Abends nicht mehr durch den Steeler Stadtteil trauen, weil sie Angst haben auf die selbsternannte Bürgerwehr zu treffen. Ein unhaltbarer Zustand, müsste man vermuten, allem Anschein nach jedoch nicht für alle Parteien. Lediglich Linke und Grüne haben sich im vorliegenden Fall positioniert. Das Bündnis Essen stellt sich quer hat auch ein Auge auf die Situation im Essener Osten geworfen und die evangelische Kirche in Steele kündigte auf der #wirsindmehr Demonstration an, nachhaltige Projekte gegen Rassismus in den Steeler Stadtteilen zu beginnen.
Für einige Menschen entwickelt sich der Essener Osten zu einer NoGo-Area und das nur, weil man vermeintlich nicht deutsch genug Aussehe. Nach den Ereignissen in Dortmund, wo am am Wochenende hunderte Nazis mit Parolen wie „Wer Deutschland liebt, ist Antisemit“ singend durch die Straßen zogen, bleibt zu hoffen, dass sich solche Zustände in Essen nicht etablieren können, sondern ein starkes Signal von der Zivilgesellschaft ausgeht, die gemeinsam mit Parteien und Vereinen Rassismus die Rote Karte zeigen.
Autor:Michael Mahler aus Essen |
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