Integration: Kai Gehring wirbt für Zuversicht

Riam Majed und Kai Gehring präsentieren "In Essen angekommen" (Photo: Steinbrink)
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Broschüre „In Essen angekommen“ soll Mut machen

„Die Stimmungslage wurde etwas pessimistischer“, mit Besorgnis beobachtete Kai Gehring nach den Geschehnissen der Kölner Silvesternacht die Entwicklung der Integrationsdebatte. Nun hat der Essener Grünen-Politiker eine Broschüre herausgegeben, in der ehemalige Flüchtlinge zu Wort kommen und über ihre Integration in die deutsche Gesellschaft sprechen.

Die Themenfelder Flüchtlingskrise und Integration scheinen fest miteinander verzahnt. Beide eint die teilweise scharfe Polemik mit denen sie diskutiert werden. Dabei trifft das gewaltige Ausmaß der Flüchtlingskrise Essen erst jetzt: Neue Flüchtlingsunterkünfte entstehen. Bürgerämter müssen zeitweilig geschlossen werden, um Asylanträge abzuarbeiten. Auf einen Termin bei der Meldebehörde wartet man lange. Wenn die Stadt schon mit der Erfassung der Flüchtlinge überfordert ist, wie soll deren Integration gelingen? Kai Gehring, der für die Grünen ein Bundestagsmandat innehat, wünscht sich eine „Rückkehr zur Zuversicht“ und will mit seiner Broschüre „In Essen angekommen“ Ängste nehmen.

9 Essener Flüchtlingsgeschichten

Denn Kai Gehring ist sich sicher: „Wir haben genug Beispiele, für gelungene Integration.“ Neun solcher Exempel hat der Grünen-Politiker gesammelt und in einem kleinen Heft abdrucken lassen. Es seien „biographische Erfolgsgeschichten“, die man dort finden würde, urteilt der Bundestagsabgeordnete. Von „Mutmacherinnen und Mutmachern für Menschen mit Fluchterfahrungen und Deutsche, die hier in der x-ten Generation leben.“ So liest man beispielsweise über Shoan Vaisi, der 2012 seine iranische Heimat verlassen musste. Der politisch verfolgte 26-Jährige lebt nun seit drei Jahren in Essen und leitet hier eine Flüchtlingsunterkunft. In seiner Freizeit wirft der Hobby-Ringer seine Kontrahenten für den TV Essen Dellwig auf die Matten.

Was es heißt in Essen anzukommen

„Die Bereitschaft sich zu integrieren, ist viel größer, als es gemeinhin angenommen wird.“, erklärt Gehring. Unter den verschiedenen Einwanderer-Generationen würde eine „unglaubliche Solidarität“ herrschen. Zusammen mit dem Engagement verschiedener Essenerinnen und Essener leiste man einen wertvollen Beitrag zur Integration, wie das Beispiel von Riam Majed darlegt. Sie erzählt in „In Essen angekommen“ über ihre Flucht aus dem Irak und ihre ersten Jahre in Frintrop: „Es war für mich, wie eine Reise – Als Kind hat man darüber nicht nachgedacht.“ Erst in der Schule fingen für die heute 24-Jährige die Probleme an.

Bürger helfen Neu-Bürgern

Der Deutschunterricht bereitete der Deutsch-Irakerin Probleme, bis eine Grundschullehrerin in ihrer Freizeit Nachhilfestunden anbot. „Diesem Engagement verdanke ich mein Abitur.“, erklärt Riam Majed. Ihre Familie wurde in Borbeck gut aufgenommen. Ein älteres Ehepaar freundete sich mit Majeds Familie an. Fortan gab es bei den gemeinsamen Abendessen einen kulinarischen Mix aus arabischen Speisen und deutscher Hausmannskost. Majed weiß, dass es nicht einfach ist, in Deutschland etwas zu erreichen und fordert die derzeitigen Flüchtlinge auf sich um Integration zu bemühen. Dass sie damals viel Glück gehabt hat, weiß die Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens ebenfalls.

Gehring: „Duldungsstatus tut Leuten etwas an“

Aus diesem Grund gibt Riam Majed an ihrer Hochschule Vorbereitungskurse für Flüchtlinge. Zuhause hat man Flüchtlinge aufgenommen. „Langfristig muss mehr kommen, als nur Integrationskurse.“, sagt die Deutsch-Irakerin. Kai Gehring sieht das ähnlich. Der Politiker, der 2005 in den Bundestag gewählt wurde, moniert die langsame Fallbearbeitung der Behörden: „Wenn man es nicht hinbekommt, es wenigstens bei den Höchstqualifizierten schneller zu machen, kann man natürlich auch bei dem Gesamtprojekt Integration Vertrauen verspielen.“ Der Duldungsstatus wäre für die Integration ebenfalls nicht förderlich. Flüchtlinge müssten „viel Gelassenheit und Demut mitbringen, um das zu ertragen.“, bemerkt Gehring.

Werben für Vertrauen und Engagement

Dabei könnten die Flüchtlinge von heute, die Arbeitgeber und -nehmer von morgen sein, befindet Gehring. Die Politik und die Ämter würden aber nur langsam reagieren. Der Grünen-Politiker fordert mehr auf die Qualifikationen der Flüchtlinge einzugehen, um diesen einen schnelleren Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Zeit ist bei der Integration eine wichtige Ressource. Und für Zeit und Geduld will Gehring werben. „In Essen angekommen“ soll nicht nur der Skepsis der Deutschen begegnen, sondern auch den Flüchtlingen zeigen, dass ein Einstieg und Aufstieg in der deutschen Gesellschaft durch Engagement möglich ist.

„In Essen angekommen“ steht auf www.kai-gehring.de zur Einsicht oder zum Download bereit.

Riam Majed und Kai Gehring präsentieren "In Essen angekommen" (Photo: Steinbrink)
Riam Majed erzählt in der Broschüre über ihre Integration, die damit verbundenen Schwierigkeiten und ihre deusche Zweit-Familie (Photo: Steinbrink)
Autor:

Philipp Steinbrink aus Essen-Nord

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