Demonstration von "Die Rechte" und Gegendemos legen Kray lahm
Überall Blaulicht, Straßensperren, ca. 800 Polizisten aus ganz Nordrhein-Westfalen, stundenlang die Geräusche eines Hubschraubers und sogar Wasserwerfer...
Normalerweise ist der Stadtteil Kray im Osten Essens ein ruhiger Ort. Es gibt den großen Volksgarten, eine Regionalliga-Fußballmannschaft und das denkmalgeschütze Krayer Rathaus. Die Bevölkerung besteht aus Menschen, die von überall herkommen. Ein bunter Haufen.
Natürlich gibt es schönere Stadtteile. Auch solche, mit weniger sozialen Problemen und sicher auch mit weniger Kriminalität. Aber große Unruhen und Gewalt - die gibt es hier nicht.
Dies alles änderte sich im September 2012: Die NPD Landeszentrale zog in die Marienstraße ein. Seitdem gibt es immer wieder Demonstrationen rechtsorientierter Parteien im sonst so friedlichen Stadtteil. Zuletzt versammelte sich die NPD am 9. November auf dem Marktplatz, um angeblich der Mauertoten zu gedenken. Aber genau so oft gab es Gegendemonstrationen.
So war es auch am 1 Mai. - dem Tag der Arbeit. Für 18:00 Uhr war eine Demonstration der Partei "Die Rechten" angekündigt. Bereits eine halbe Stunde vorher versammelten sich insgesamt 1200 Gegner zu Kundgebungen. Unter der Hauptorganisation des Bürgerbündnis "Essen stellt sich quer", versammelten sich verschiedene Parteien, Kirchenorganisationen und die Initiative "Kray ist bunt" auf dem Krayer Markt, von dem aus die rechte Partei ihren Marsch startete. Unter dem Motttto "1. Mai - Nazifrei" und "Den Nazis keinen Meter" wollten sie wieder ihre Gemeinschaft gegenüber der Rechten im Stadtteil ausdrücken.
Gegenkundgebungen, Sitzblockaden, Abbruch
Die Anhänger der rechten Partei hatten zu einem Marsch aufgerufen. Vom Krayer Markt aus marschierte die Gruppe über die Hubert- und Krayer Straße deutlich verspätet in Richtung Rotthauser Markt in Gelsenkirchen. Dort sollte es eine letzte Kundgebung geben und anschließend sollte es dann zum Bahnhof gehen. Die Gegendemonstranten hatten geplant, entlang dieser Route insgesamt sechs Gegenkundgebungen zu machen. In einem ersten Schreiben hieß es: "Während der Kundgebungen kann es zu unmittelbarem Sichtkontakt beider Parteien kommen." Dies geschah allerdings nur auf dem Markt und an der katholischen Kirche St. Barbara. Hier hatten sich Menschen verschiedener Religionen zu den Stolpersteinen gestellt, die an jüdische Opfer des Naziregimes erinnern. Weitere Treffen wollte die Polizei vermeiden, wie zum Beispiel vor der Moschee. Die Mitglieder der Yavuz Sultan Selim Camii - Moschee am Kray Nord Bahnhof schenkten Tee aus.
An der Grenze zu Gelsenkirchen nahmen weitere 300 rechtsradikale Gegner die Gruppe im Empfang und blockierten ihnen den Weg. Die Partei "Die Rechte" meldet auf ihrer Facebookseite, dass unter den Gegendemonstranten auch Mitglieder der Schalker Ultra-Szene waren. Die Polizei musste die Gruppe umleiten, da sie sich weigerte, die Sitzblockade der linken Demonstranten gewaltsam aufzulösen. Schließlich wurde die Demonstration nach Absprache mit den Organisatoren abgebrochen. Neuer Plan: es ging rückwärts und vom Kray Nord Bahnhof nach Hause.
Es soll zu einer Festnahme gekommen sein
Als die knapp 300 Mitglieder der Partei "Die Rechte" ankamen, durchssuchte die Polizei sie - und zwar jeden Einzelnen. Man ging lieber auf Nummer sicher. Dafür wurden auch überall Straßensperren eingerichtet. Teilweise konnte man von Glück sprechen, wenn man nach Vorzeigen seines Ausweises nach Hasue gehen durfte. Fußgänger und Autofahrer mussten große Umwege hinnehmen. Kray war komplett verriegelt. Bis in die Nacht standen die Polizisten auf ihren Positionen.
Am Ende blieb es weitesgehend ruhig. Beide Seiten schrien mit voller Überzeugung ihre Parolen: "Nationaler Widerstand" gegen "Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda". Zu großer Gewalt kam es nicht. Nur kleinere Vorfälle gab es: "Ruhrbarone" berichtet von einer Festnahme, ein paar Demonstranten aus einer linksradikalen Bewegung ließen sich dazu hinreißen, Flaschen und Eier in Richtung der vermeindlichen Nazis zu werfen. Aber auch Anhänger von "Die Rechte" pöbelten gegen die Polizei und versuchten am Krayer Markt eine kleine Gruppe Gegendemonstranten anzugreifen, die eine Sitzblockade eingerichtet hatten.
Den Hubschrauber hört man nicht mehr. Der Wasserwerfer ist weggefahren und die Polizisten können Feierabend machen. Jetzt ist es wieder ganz ruhig hier in Kray. Bis zur nächsten Demonstration.
Autor:Cedrik Pelka aus Essen-Steele |
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